“Bei den Pflegern hat es Tränen gegeben“, sagt Thomas Lipp. Targa – die älteste Elefanten-Dame Europas – starb nun nach vielen Jahren in der Fuggerstadt. Stolze 67 ist der beliebte Dickhäuter geworden. Zu Lebzeiten begeisterte sie eine Vielzahl an Menschen. Nun könnte sie sogar Menschenleben retten, denn ihre sterblichen Überreste werden nun erforscht.

„Targas Körper dient nun der Wissenschaft“, so Lipp. Zu verschiedensten Zwecken können Forscher Proben aus dem Körper entnehmen. Damit soll die indische Elefantenkuh nicht nur im Bereich der Tiermedizin aufschlussreiche Erkenntnisse liefern, sondern kann auch neue Informationen in der Evolutionsforschung und sogar in der Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten oder Verletzungen bei Menschen. So helfen Elefanten zum Beispiel in der Krebsforschung. Denn trotz ihres hohen Alters und der massiven Körpergröße treten Krebserkrankungen bei Elefanten im Vergleich mit anderen Tieren sehr selten auf. Woran das liegt, könnte in der humanitären Medizin genutzt werden und eventuell irgendwann Menschenleben retten. Dieser Gedanke sei etwas tröstend für die Tierpfleger des Augsburger Zoos und vermutlich auch für die vielen Fans der Elefantendame.

Der Transport der toten Elefantenkuh war eine Herausforderung für sich. Zur Hilfe eilte da die Berufsfeuerwehr Augsburg, welche Targas Körper in die Pathologie der Veterinärmedizinische Universität München brachte. Hier wurde unter der Leitung von Professor Andreas Parzefall die Todesursache des Tieres festgestellt. Denn zwar hatte Targa ein sehr hohes Alter – so liegt das Durchschnittstodesalter von Elefanten bei 56 Jahren – eine genaue Todesursache möchte der Zoo jedoch trotzdem wissen. Noch eine Woche vor ihrem Tod sei offen besprochen worden, wie es mit Targa weitergehen solle. Zwar hatte sie einige Altersbeschwerden wie Arthrose, anderweitig sei sie trotz allem sehr fit und agil gewesen, so Kurator Thomas Lipp auf Nachfrage.

Obwohl die Obduktion wohl bereits abgeschlossen wäre, konnte die LMU keine Ergebnisse öffentlich machen. „Die genaue Todesursache wird nur dem Auftraggeber von uns mitgeteilt“, hieß es. Bei Redaktionsschluss konnte der Zoo Augsburg aufgrund von Abwesenheit der Zooleiterin Barbara Janschke und Thomas Lipp dieses noch nicht bekannt geben.

„Targa war ein Tier, das in Erinnerung bleibt“, sagt Lipp. Sie sei ein sehr intelligentes Tier gewesen, nicht vergleichbar mit ihren Artgenossen. Als Jungtier habe sie in der freien Wildbahn Indiens gelebt, wo sie eingefangen und nach Deutschland gebracht wurde. 35 Jahre habe sie im Augsburger Zoo verbracht. Ihre dortige Partnerin Burma verstarb bereits im vergangenen Jahr im Alter von 53 Jahren. Sie musste wegen einer sehr schmerzhaften, fortgeschrittenen Arthrose eingeschläfert werden – seither lebte Targa eher als Einzelgängerin. „Zwar haben wir noch eine Woche zuvor überlegt, ob es an der Zeit wäre Targa zu euthanisieren (Anm. d. Red.: einschläfern zu lassen), aber nachdem ihr Zustand sehr gut war, haben wir uns dagegen entschieden“, so Lipp. Der Dickhäuter starb somit von alleine in der Nacht.

Bei einem kürzlichen Besuch der SoPress-Redaktion im Augsburger Zoo fiel eine sehr neugierige und fröhlich-wirkende Targa auf, die nicht daran scheute, Tierärzte und Tierpfleger mit dem Rüssel anzustupsen, um Streicheleinheiten einzufordern. Von Besuchern wird der Liebling allemal vermisst werden. In Instagram-Kommentaren ist zu lesen: „Grüß‘ die Burma, liebe Targa.“ Und wer weiß? Vielleicht ist Targa nun nicht mehr alleine, sondern wieder mit Burma vereint.

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