Von Johannes Kaiser

Ermedin Demirovic kam kurz vor Beginn des Trainingslagers im Tausch mit Michael Gregoritsch vom SC Freiburg zum FC Augsburg. Seitdem ist knapp eine Woche vergangen und der Neuzugang hat im österreichischen Scheffau bereits viele neue Eindrücke sammeln können und fühlt sich schon gut integriert in die Augsburger Mannschaft. Beim Testspiel gegen Budweis gelang dem 25-Jährigen noch kein Treffer, das könnte sich am Sonntag gegen Schalke ändern. Im AJ-Interview sprach Demirovic über die ersten Eindrücke vom (Trainer-)Team, seine Ziele und die besondere Motivation im ersten Saisonspiel gegen Ex-Club Freiburg uvm. 

AJ: Wie läuft es bislang im Trainingslager, wie hat Sie die Mannschaft aufgenommen?
Ermedin Demirovic: Sehr gut soweit. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, ich fühle mich sehr wohl, und komme mit immer mehr Spielern in guten Kontakt. Das freut mich natürlich.

AJ: Ist das ideal für dich um die Mannschaft direkt gut kennen zu lernen ?
Demirovic: Auf jeden Fall. Ich glaube, das Trainingslager ist zum perfekten Zeitpunkt gekommen. Es war auch allen sehr wichtig, dass ich hier schon mit dabei bin. Weil man weiß, im Trainingslager ist man noch viel intensiver mit den Spielern zusammen. Ich glaube, das schweißt eine Mannschaft zusammen. Das ist nicht nur für mich positiv, sondern auch für die Mannschaft ist es einfacher mich kennenzulernen, wenn sie mich jeden Tag sehen.

AJ: Wie ist Ihr Austausch bislang mit dem Trainer, haben Sie schon mit Enrico Maaßen über Ihre Rolle gesprochen?
Demirovic: Ja, wir hatten schon viel Austausch. Das war auch mit ein Riesengrund, warum ich mich für Augsburg entschieden habe. Ich hatte das Gefühl, das ganze Trainerteam steht voll dahinter. Ich bin mit dem gesamten Team immer wieder im Austausch. Alle wollen es mir so einfach wie möglich machen, das merkt man. Der Trainer fragt immer viel, auch wenn ich etwas nicht verstanden habe, kann ich immer auf ihn zukommen.

Ermedin Demirovic im Training Quelle: FC Augsburg

AJ: Kommt Ihnen die offensiver angedachte Spielphilosophie entgegen?
Demirovic: Ja extrem. Ich glaube deshalb bin ich auch in den Fokus von Augsburg geraten, weil man einfach einen offensiven Fußball spielen möchte, mit viel Angriffspressing. Das entspricht auch meiner Spielidee. Ich mag diesen Fußball und glaube ich blühe auch am meisten auf, wenn man so spielen lässt. Deshalb freue ich mich einfach riesig auf das, was kommt und hoffe, dass man es auch auf dem Platz so umsetzt.

AJ: Sie sind ein Spieler, der bislang hauptsächlich im Sturmzentrum gespielt hat, aber auch auf die Außen ausweichen kann, wo sehen Sie Ihre Stärken?
Demirovic: Schon klar im Zentrum. Ich will die Nummer 9 sein. Aber wenn der Trainer denkt man könnte mich in den Halbräumen auch aufstellen, dann bin ich auch 100 Prozent dabei. Wenn ich mir jetzt eine Position aussuchen könnte, dann würde ich mich ganz klar doch für die Mitte entscheiden.

AJ: Wäre auch eine Doppelspitze denkbar?
Demirovic: Das ist immer auch vom Trainer oder sogar vom Gegner abhängig. Ich persönlich habe damit kein Problem, spiele gerne mit Doppelspitze. So wie wir im Testspiel gegen Budweis gespielt haben, ist das ja fast wie mit drei Stürmern, da die Außen sehr zentral mit dir dabei sind. Das heißt man hat immer Unterstützung von beiden Seiten, ist nicht die alleinige Spitze und ich glaube umso mehr Spieler du im gegnerischen Strafraum hast, umso gefährlicher bist du dann letztendlich.

Demirovic: „Ich bin ein Typ, der mit viel Emotion spielt.“

AJ: Rafal Gikiewicz hat im Interview erzählt, dass Sie und er von eurer Herkunft eine etwas andere Mentalität mitbringen, Spieler sind, an denen sich die anderen etwas hochziehen und orientieren können, sehen Sie sich selbst als Führungsspieler?
Demirovic: Auf jeden Fall, ich würde schon gerne die Position einnehmen. Ich bin einfach ein Typ, der mit viel Emotion spielt und auch versucht, die Mannschaft immer zu pushen und voranzugehen. Sei es in schwierigen Phasen des Spiels oder der Saison. Ich habe das auch bislang immer ganz gut hinbekommen, dass die Mannschaft sich ein bisschen an mir hochziehen kann, weil ich unabhängig vom Ergebnis oder Spielverlauf immer Vollgas gebe. Ich denke, wir haben eine junge Mannschaft und wenn viele Spieler sehen, da gehen einige immer an die Grenzen, dann will man das natürlich auch.

AJ: Im Testspiel am Mittwoch war auffällig, wie viel Sie gegen den Ball gearbeitet haben und wie vielen Bällen Sie nachgejagt sind, ist das eine Ihrer Kernkompetenzen, immer am Gegner dranzubleiben? Und wie gelingt das über 90 Minuten?
Demirovic: Klar als Profifußballer muss man es auch hinbekommen über 90 Minuten immer rennen zu können. Die Läufe, die ich mache, sehen vielleicht manchmal ein bisschen wild aus, aber das ist alles mit Kopf. Wenn ich merke, dass ich da nicht hinterherlaufen brauche, dann mache ich es auch nicht. Aber wenn ich damit der Mannschaft defensiv helfen kann oder sogar muss, dann mache ich es natürlich.

AJ: Was sind Dinge, worin Sie sich noch verbessern können?
Demirovic: Ich glaube, man kann sich in vielen Dingen verbessern. Wenn man sich die letzten zwei Jahre anschaut, dann ist klar, ich möchte auf jeden Fall mehr Tore machen. Das ist das auf jeden Fall das Ziel Nummer Eins. Stürmerspezifisch kann man auch an vielen Dingen arbeiten. Der schwache Fuß ist zum Beispiel noch so ein Thema, wo man besser werden kann und werden muss. Außerdem das Kopfballspiel verbessern, um noch gefährlicher zu werden, sodass man sagen kann „wenn der den Ball in der Box annimmt, wird’s gefährlich.“ Ich denke, das bekomme ich eigentlich ganz gut hin, aber ich bin ein Spieler, der auch stetig an den guten Sachen arbeiten will, um sich immer weiterzuentwickeln.

AJ: Beim FC Augsburg bekommt man im Spiel meistens nicht eine Vielzahl an Torchancen, wie gelingt es am besten, die wenigen, die man bekommt, zu nutzen?
Demirovic: Das war in Freiburg ähnlich, wir hatten nicht in jedem Spiel zehn Hochkaräter so wie Leipzig oder Dortmund. Ich glaube als Stürmer – deswegen bin ich auch Stürmer geworden – sollte man eiskalt sein. Es geht darum, in jeden Training jede Chance zu nutzen, egal ob aus zwei Metern oder aus zwanzig Metern. Als Stürmer ist es einfach wichtig diesen Automatismus drin zuhaben, dass der Ball, bis er nicht im Netz oder im Aus ist einfach weitermacht. Und diese Torgier ist zwar da, muss aber immer wieder aufgefrischt werden, dass man sich vor Augen hält: Tore, Tore, Tore, jeder Abschluss muss sitzen. Wenn es nicht dieser ist, dann der nächste.

AJ: Welches persönliches Ziel haben Sie sich diese Saison gesetzt? Bei Gikiewicz klebt ja immer ein Zettel am Kühlschrank, auf dem steht, wie viele Spiele er zu 0 machen möchte, ist das bei Ihnen auch so mit Toren?
Demirovic: Es gibt verschiedene Methoden, klar. Ich hatte in meiner ersten Bundesligasaison fünf Tore, in der letzten dann nicht mehr so viele. Ich würde gerne zweistellig treffen. Ich glaube, wenn ich die meisten oder alle Spiele machen sollte, dann sollte man als Stürmer in der Bundesliga schon zweistellig treffen.

AJ: Im ersten Spiel der Saison geht es gleich gegen deinen Ex-Club den SC Freiburg. Haben Sie sich etwas Bestimmtes vorgenommen?
Demirovic: Ja auf jeden Fall. Das ist noch mal eine Extra-Motivation. Man kennt die Spieler und die Mannschaft, hat sehr gute Freunde im Team. Da ist es natürlich noch mal ein Extra-Ansporn, gegen seine alten Kollegen zu gewinnen. Aber am Ende geht es auch nur um drei Punkte, wie in jedem anderen Spiel auch.

AJ: In Freiburg haben Sie in der ersten Saison gute Zahlen aufgelegt, aber dann nicht mehr so häufig gespielt, woran lag das, wurde es klar kommuniziert?
Demirovic: Es ist schwierig, darüber zu reden. Klar, wir hatten am Anfang sehr viel Erfolg mit der Aufstellung, die wir gehabt haben. Wenn man jetzt zum Beispiel auf Lucas Höler schaut, ein super Freund von mir, wenn nicht einer der besten Freunde, die ich im Fußball kennengelernt habe. Er hat überragend gespielt, ich gönne ihm jeden Erfolg. Dann ist es natürlich schwierig, reinzukommen. Wenn man eingewechselt wird, muss man natürlich performen, was auch schwierig ist, wenn es mal nur fünf oder zehn Minuten sind. Ich hatte meine Spiele, wo ich meiner Meinung nach auch ganz gut gespielt habe. Am Ende entscheidet jedoch der Trainer und er hat, wenn man sich die Saison anschaut auch sehr viel richtig gemacht. Deswegen kann man da auch keinem einen Vorwurf machen. Dass man da als Spieler selbst nicht so glücklich wird, ist normal, aber sowas passiert im Fußball.

AJ: War auch Edeljoker Nils Petersen ein Grund für die wenige Spielzeit?
Demirovic: Ja, das ist schon schwierig. Es geht aber darum, mein Leben lang musste ich kämpfen, als Kind schon hat man nicht geglaubt, dass ich Fußballprofi werde oder andere schwierige Situationen gehabt. Da habe ich mich versucht, immer wieder auszukämpfen. Am Ende ist der Trainer derjenige, der entscheidet. Im Fußball kommt es darauf an, dass wenn man die Chance bekommt, sollte man einfach performen und jede Minute nutzen.

AJ: Ihre fußballerisch beste Zeit war bislang in St. Gallen. Waren da die Umstände ideal?
Demirovic: Ich glaube, es ist ein bisschen zu vergleichen mit Augsburg. Der Trainer, der Fußball, der Spielstil, die Idee, das ganze Konzept war extrem gut damals in St. Gallen. Man hat eine junge Mannschaft gehabt und einen Trainer, der einem das volle Vertrauen geschenkt hat. Im Endeffekt haben wir alle an einem Strang gezogen und die Spielidee vom Trainer gut umgesetzt. Ich hatte in jedem Spiel meine Chancen, wo ich wusste, ich kann ein Tor machen. Ich vergleiche das echt gerne mit hier. Es ist recht identisch, junger Trainer, das ganze Trainerteam ist jung, alle sind cool drauf, die Mannschaft ist jung. Da hoffe ich natürlich, dass so eine Saison wie in St. Gallen jetzt hier noch mal kommt.

AJ: Zum Abschluss noch, wie sehen Ihre nächsten Schritte aus, nach dem Trainingslager. Schon auf der Suche nach einer Wohnung oder einem Haus und wird Sie Ihre Freundin begleiten?
Demirovic: Ich sehe mich jetzt gerade nach einem Zuhause um, habe glaube auch schon etwas gefunden, was ganz gut passt. Das muss aber noch finalisiert werden, dann hoffe ich, dass man bald einziehen kann und dass meine Freundin dann auch zu mir zieht.

Interview: Johannes Kaiser

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