Die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie soll im nächsten Jahr wieder komme und auf 19 Prozent angehoben werden. In der Pandemie hatte man sie auf 7 Prozent reduziert, um die schwächelnde Branche zu stützen. Doch die Zeiten haben sich geändert, Nebenkosten sind in die Höhe geschnellt und so mancher fürchtet eine wahre „Gastro-Kalypse“. Andere, dass der Gast am Ende der Dumme ist und die ganze Zeche zahlen muss. Der REPORTER hat sich bei Gastro-Fachleuten in der Region umgehört:
Leo Dietz,
CSU-Landtagsabgeordneter sowie Kreisvorsitzender des Hotel und Gaststättenverbandes:
„Ohne 7 Prozent Mehrwertsteuer wird sich unser Leben in Bayern gravierend ändern. Die vielfältige insbesondere familiengeführte Gastrokultur, die jeder so schätzt, wird es so nicht mehr geben. Das bedeutet systemgastronomische Verpflegungsstationen statt gelebter Gastlichkeit in ganz Bayern.“
Theodor Gandenheimer,
Managing Director Hotel Maximilian´s:
„Auch unser Haus sieht das Damoklesschwert Mehrwertsteuererhöhung mit großer Sorge, da die allgemeinen Kostensteigerungen (Energie, Waren, Personal) schon sehr herausfordernd sind.“
Tobias Emminger,
Gastronom u.a. Ofenhaus:
„Wir kommen ja aus 19 Prozent und das funktionierte ‚irgendwie‘. Aber auch damals schon war es unverständlich, weshalb schnelle Gerichte in Plastikverpackungen zum Mitnehmen bei 7 Prozent und aufwendig produzierte, auf Porzellan servierte Speisen im Restaurant bei 19 Prozent lagen. Mit gestiegenen Kosten in allen Bereichen und der immer weiter steigenden Abgabenlast, vor allem bei Energie, ist eine Rückkehr zu 19 Prozent fast nicht mehr kalkulierbar. Am Ende des Tages zahlt dies der Verbraucher. Selbst wenn die Gastronomie die Steigerung nicht auf die Endpreise umlegt, wird es für diese immer schwerer, einen nachhaltig erträglichen Betrieb aufrecht erhalten zu können. Entgangene Steuereinnahmen sind das eine, geschlossene Betriebe das andere.“
Sebastian Kahl,
Wirtshaus zum Strasser Gersthofen:
„Die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Speisen auf 19 Prozent wird sich leider komplett auf unsere Kalkulation auswirken. Eine eins-zu-eins-Weitergabe oder eine schrittweise Weitergabe sind die zwei Optionen, die uns bleiben. Ich werde in den nächsten Tagen, spätestens nach dem Statement der Regierung, eine Entscheidung fällen müssen, welche der beiden Optionen für uns in Frage kommt. Die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, die Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens – viele Punkte, die hier eine Rolle spielen. Am besten für uns alle – die Besteuerung von Speisen bleibt bei 7 Prozent!“
Vito Ruggeri,
Ristorantino Mille Miglia:
„Wir freuen uns aktuell noch über die Zeit der Mehrwertsteuersenkung. Es hat uns und allen Gastronomen sehr geholfen, in dieser schwierigen Zeit. Das Problem, welches ich nun auf uns zukommen sehe, ist, dass die Kosten für Transport, Lebensmittel, Getränke und auch die Löhne für unser Personal immer weiter gestiegen sind. Die Mehrwertsteuer jetzt wieder zu erhöhen, würde bei vielen Gastronomen zu Problemen führen. Deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn es weiterhin bei 7 Prozent bleiben würde. Schließlich wollen wir in der Gastro Lebensfreude ausstrahlen und unseren Kunden einen guten Service bieten.“
Sebastian Priller jr.,
Brauhaus Riegele:
„Gastronomie ist viel mehr als Genuss mit Essen und Trinken. Gastronomie fördert den Austausch, das gesellschaftliche Miteinander und bringt Menschen zusammen. Durch eine Mehrwertsteuererhöhung wäre viel davon gefährdet. Wenn man auch noch die Ungleichheit der Besteuerung im Hinblick auf Take-Away Essen sieht, kann ich einer Mehrwertsteuererhöhung nichts abgewinnen.“