Nun ist es so weit: Augsburg ist nicht mehr nur Fahrradstadt, sondern auch Frauenstadt – zumindest, wenn man das (nicht repräsentative, gleichwohl nicht unerhebliche) Ergebnis unseres alljährlichen Augsburg Journal Politikbarometer betrachtet. 1. Eva Weber, 2. Claudia Roth, 3. Martina Wild.
So bekannt und beliebt sind Augsburgs Politiker
Welche heimischen Politikerinnen und Politiker kennen Sie und wie bewerten Sie diese? So fragen wir alljährlich (zufällig anwesende) Passanten in der Augsburger City. Unumstößliche Erkenntnis seit Anfang an: Der (oder die) OB führt diese Bekanntheitsskala alljährlich unangefochten an. So auch diesmal, wo Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) mit insgesamt 162 Nennungen allen anderen weit voran liegt. Zudem schön für Weber: Anders als noch im Vorjahr, wo die Befragten der Stadtchefin mehrheitlich eine schlechte Bewertung gaben, ist die Anzahl der negativen Nennungen deutlich gesunken. Zwar bekommt Weber immer noch mehr neutrale Bewertungen als positive, alles in allem sieht ihr Ergebnis aber deutlich besser aus als im Vorjahr. Gründe? Darüber müssten wir spekulieren, danach haben wir in unserer Erhebung nicht gefragt.
Platz 2 in unserer Umfrage belegt wie schon im Vorjahr die Bundes-Kultur-Staatssekretärin Claudia Roth (Grüne/55 Nennungen). Auch sie erhielt heuer, ähnlich wie Weber und viele andere Genannte, nur noch etwas mehr als halb so viele Nennungen wie im Vorjahr. Es reicht für die Bundespolitikerin aber erneut zum Platz „auf dem Treppchen“. Betrachtet man die Positiv +, neutral 0, negativ – Bewertung, fällt auf, dass sich die Einschätzung der Arbeit Roths im Gegensatz zum Vorjahr verschlechtert hat. Ein Hinweis auf die insgesamt etwas kritische Wahrnehmung bezüglich der SPD-FDP-Grüne-Bundes-Ampel?
Augsburg Journal Politikbarometer: Martina Wild macht einen Sprung nach vorn
Einen deutlichen Sprung von Platz sechs (2022) auf drei nach vorne gemacht hat die zweite Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne) – obwohl auch sie weniger oft genannt wurde als noch im Vorjahr. Bei 30 Nennungen 17 Mal positiv bewertet worden zu sein (dazu elfmal neutral und nur zweimal negativ) – solch ein gutes Ergebnis findet sich selten in unserem Augsburg Journal Politikbarometer. Denselben Dreier-Sprung nach vorne wie Wild gemacht hat Leo Dietz, meistgenannter Mann unserer diesjährigen Befragung und meistgenannter Unions-Politiker. Wobei die +0- Wertung für Dietz wie schon im Vorjahr noch Luft nach oben lässt. Mal sehen, wie das Ergebnis des Maxstraßen-Gastronoms ausfällt, wenn er (vielleicht) bei unserer nächsten Befragung schon im Münchner Landtag sitzt.
Apropos Landtag: Noch gute zwei Monate sind es beim Erscheinen unseres Hefts bis zur Landtags- und Bezirkstagswahl am 8. Oktober. Unserem Politikbarometer lässt sich dies eher schwerlich ablesen. Andreas Jäckel, wie Leo Dietz CSU-Direktkandidat, zudem bereits amtierender MdL, wird heuer gar nicht genannt (im Vorjahr noch fünfmal) und auch nicht Grünen-Direktkandidat und MdL Cemal Bozoglu. Der Name Simone Strohmayr, schwäbische SPD-Listenführerin und Landtags-Direktkandidatin für Aichach-Friedberg fällt einmal, ebenso der von Stephanie Schuhknecht (MdL, Grüne), Ferdinand Traub (Freie Wähler) oder Frederik Hintermayr (Die Linke). Geradezu herausragend dagegen die sieben Nennungen für SPD-Bewerber Florian Freund, sieben mehr als seine Stimmkreis-Nachbarin Anna Rasehorn. Drei Nennungen von MdL Fabian Mehring, der erneut für die Freien Wähler im Umland kandidiert – ob es an seinem Fraktions-Geschäftsführerposten liegt? Bekannter als mancher aktuelle Bewerber um ein Landtags- oder Bezirkstags-Mandat ist da so mancher „Grande“ vergangener Tage. Ex-OB Kurt Gribl bringt es über drei Jahre nach seinem Rücktritt auf acht Nennungen, sein Vorgänger Paul Wengert auf eine, Ex-Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) sogar auf zwei, Ex-MdB Christian Ruck (CSU) ebenso auf eine wie der scheidende Landtagsabgeordnete Harald Güller (SPD).
Gerd Merkle-Effekt immer noch in der Top 10
Kommen wir zurück zu den Top-Ten-Genannten, behauptet Volker Ullrich (CSU-Bundestagsabgeordneter, heuer 17 statt 30 Nennungen in 2022) seinen fünften Platz. Es folgen die „Überholten“ Bernd Kränzle (CSU, Dritter Bürgermeister, diesmal Platz 6, im Vorjahr noch 4.) und Gerd Merkle (CSU, Ex-Baureferent), er rutscht von 3 auf 7, mit denselben 13 Nennungen wie der FDP-Bundestagsabgeordnete Maximilian Funke-Kaiser. Mit Jürgen Enninger und Rainer Erben vervollständigen zwei städtische Referenten die Top-Ten der meistgenannten heimischen Politiker.
Nichts Neues ist bei unserer Befragung die Erkenntnis, dass Politiker aus dem Umland in der Stadt eher weniger bekannt sind. Der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU), der zugleich schwäbischer Bezirkstagspräsident ist, bringt es auf sieben Stimmen, ein besseres Resultat wie vor Jahresfrist und damit schon bemerkenswert. Dass der Stadtberger Bürgermeister Paulus Metz drei Mal genannt wurde, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass er sich zum Zeitpunkt unserer Befragung gerade im Wahlkampf um „seinen“ Rathausstuhl befand – den er übrigens mit über 80 Prozent Zustimmung erneut eroberte.
So lief die Umfrage ab
Wie bekannt und beliebt sind die Politikerinnen und Politiker aus Augsburg und Region? Das ermittelt das AUGSBURG JOURNAL alle Jahre seit der Jahrtausendwende – lediglich 2021 musste die Umfrage coronabedingt ausfallen. Jetzt wurden wieder rund 500 Personen gefragt, wer ihnen da so einfällt. Dabei gab es keinerlei Vorgaben. Wer einen Namen nannte, durfte dessen Leistung bzw. dessen Beliebtheit bewerten als eher gut, mittelmäßig oder schlecht. Jeder Befragte konnte bis zu fünf Personen nennen, was bei weitem nicht jedem gelungen ist. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte aller Befragten konnte oder wollte niemanden nennen, deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr. Diese Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, aber dennoch aussagekräftig.
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