Start Kultur „Kiss me Kate“-Kritik: kurzweilig und amüsant

„Kiss me Kate“-Kritik: kurzweilig und amüsant

Wer zähmt hier wen? Susanna Panzner als Lilli Vanessi/Katharina und Samuel Schürmann als Fred Graham/Petruchio. Foto: Jan-Pieter Fuhr

Von Marion Buk-Kluger

Das Musical „Kiss me Kate“ in Augsburg hatte vor nahezu ausverkauftem Haus Premiere. Es ist eines der Broadway-Erfolge von Komponist Cole Porter, ist der Freilichtbühnen-Hit des Sommers. Gespielt wird noch bis zum 9. Juli. Die Zuschauer werden entführt in die Renaissance-Epoche mit Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“ und die 1950er Jahre am Broadway, beides Zeiten mit einem vermeintlich altmodischen Männer-Frauenbild, das die Inszenierung durchaus ironisch auf die Schippe nimmt.

„Premierenfieber ist aufregend schön…“ mit dieser Ensemblenummer geht es schon zu Beginn des ersten Aktes schmissig hinein in das Spiel um Liebe, Eifersucht (beiderlei Geschlecht wechseln sich ab in der Überlegung „Wann kann ich Dir trauen?“) und der Frage, wer hat nun die Hosen an in einer Beziehung: die Frau oder der Mann? Nun, in heutigen Zeiten mag dies sofort überaus kritische Gemüter ob der Rollenverteilung auf den Plan rufen, doch das ist nicht die Intention des Abends. Vielmehr steht die Freude am Spiel im Vordergrund.

“Kiss me Kate” in Augsburg: Alle haben Spaß

Der Cast in Augsburg ist beeindruckend groß: Musicalprofis, Opernchor, Augsburger Philharmoniker, Absolvent*innen der Bayerischen Theaterakademie August Everding sowie Tänzerinnen und Tänzern des Ballett Augsburg. Sie alle hatten Spaß, sich endlich wieder vor vollen Rängen präsentieren zu können. Besonders in den musikalischen Parts wird dies mit vortrefflichem Agieren aller Beteiligten deutlich.

Samuel Schürmann als Fred Graham / Petruchio überzeugt mit kraftvoller Stimme in seinem Rollen- und Augsburg-Debüt. Hervorzuheben sei an dieser Stelle Jakob Brüll (letztes Jahr bereits bei Chicago im Musicalensemble im Einsatz, jetzt mit eigener Rolle) als Freier Hortensio und überaus klarer gesanglicher Performance. Wenn dann mit „Viel zu heiß“ das Ensemble den zweiten Teil beginnt, steht neben den weiteren Männerrollen auch Mario Mariano im Fokus, der für die Choreografie verantwortlich zeichnet und hier für Maryanne Kelly als Hattie einen Auftritt à la Las Vegas hinzaubert. Das führte zu Szenenapplaus. Gerade noch im Kostüm der Garderobiere gibt sie inbrünstig ihr „Wenn man mich nur ließe“ im Glitzerkostüm. Das hatte sie zuvor hinter Federn der Balletttänzer versteckt.

Farbenfrohe Kostüme und künstliche Mauern

Katharina Wollmann als Lois Lane / Bianca gefällt ebenso wie in der Titelrolle Susanna Panzner als Lilli Vanessi / Katharina, die einen überaus schwierigen Part meistert, bei dem ihre Sopranfähigkeit gefordert ist. Mit ihrem Solo „Nur kein Mann (im englischen Original „I Hate Men“) ist spätestens die Frage der Gleichheit der Geschlechter wieder im Lot.

Im schauspielerischen Agieren der Akteure kann man allerdings gern noch eine Schippe drauf legen. Einen gelungenen komödiantischen Auftritt liefern aber Erik Völker und Gerhard Werlitz als zwei Ganoven.

Die Inszenierung von Klaus Seiffert unter der Musikalischen Leitung von Justin Pambianchi erinnert stellenweise in der Choreografie an Hollywood-Musical-Verfilmungen der 1950er. , Etwa wenn Fred das „Ach wärst Du doch so hold…“ intoniert, während er von den Ballett-Tänzerinnen umtanzt wird.

Die farbenfrohen Kostüme (Barbara Krott) sind ein Hingucker, jedoch fast zu penetrant die drei Zeitebenen repräsentierend (die Shakespeare-Renaissance, der Broadway des Cole Porter und die Jetzt-Zeit).

Ebenso hätte das Bühnenbild (Tom Grasshof) an mancher Stelle etwas weniger benötigt. Die künstlichen Mauern, die das Theater symbolisieren sollen, verdecken leider die tatsächlich vorhandenen Mauern der Freilichtbühne. Diese wären durchaus ausreichend gewesen. Auch die beiden Türme mit den Symbolen für Mann und Frau erscheinen nicht notwendig ob der sich durch das ganze Stück ziehenden Frau-Mann-Thematik.

Wer hat hier wen gezähmt? Das Ende bleibt natürlich die Antwort auf die Frage schuldig. Doch es bleibt ein weiterer Hit aus dem Musical, der rät, was zu tun ist: Schlag nach bei Shakespeare! Oder geh auf die Freilichtbühne, ein kurzweiliger Abend ist garantiert.

“Kiss me Kate”: Das meinten die Premierengäste

SZ, BR24, AZ: Mehr Kritiken zu “Kiss me Kate”

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