Das Augsburg Journal hat wieder rund 500 Menschen in Augsburg für das Politbarometer 2022 befragt. Das Ergebnis ist durchaus überraschend.
Eine Doppelspitze aus Frauen ist in Augsburg fast schon an der Tagesordnung. Das gilt für die Stadtspitze mit OB Eva Weber und Vize Martina Wild. Das wird ab Mitte 2023 bei der Stadtsparkasse so sein mit der künftigen Vorstandschefin Sandra Peetz-Rauch und deren Stellvertreterin Cornelia Kollmer. Und das ist diesmal auch bei unsere Politumfrage der Fall: Nach Eva Weber (CSU), die das Bekanntheits-Ranking erwartungsgemäß klar anführt, hat Bundes-Kulturministerin Claudia Roth diesmal sogar Platz zwei erreicht.
Die heute 67-jährige Grünen-Politikerin ist übrigens neben Bürgermeister, Ex-Staatssekretär und längst auch Polit-Urgestein Bernd Kränzle die einzige, die seit mehr als 20 Jahren unter den Top-Ten rangiert. So lange gibt es diese Umfrage nämlich bereits alljährlich – lediglich im vergangenen Jahr musste sie Corona-bedingt ausfallen.
An der Spitze steht stets das Stadtoberhaupt. So ist es auch in diesem Jahr. OB Eva Weber führt sogar mit einem rekordverdächtigen Abstand. Andererseits lässt ihre Bewertung zu Wünschen übrig. Die Mehrheit der Befragten rund 500 AugsBürger, die sie genannt haben, sind mit ihrer Arbeit eher unzufrieden (81 von 214) oder beurteilt die OB als durchschnittlich (59). Positiv sehen 74 die CSU-Politikerin. Überhaupt fällt auf, dass es häufiger als früher Negativ-Bewertungen gibt, was an den schwierigen Zeiten liegen mag oder auch daran, dass die Devise der noch neuen Schwarz-Grünen-Stadtregierung „Verwalten als Gestalten“ lauten muss.
Keine Überraschung ist es, dass Stadtbaurat Gerd Merkle an Zuspruch verloren hat. Der Grund liegt auf der Hand, es ist die Überstundenaffäre, die zuletzt häufig für Schlagzeilen (sogar überregional) gesorgt hat. Daran liegt es sicherlich auch, dass sein Bekanntheitsgrad gestiegen ist. Stadtreferenten unter den Top-Ten sind eher die Seltenheit, zuletzt hatte dies (2020) der frühere Kulturreferent Thomas Weitzel geschafft, wohl auch wegen des Hickhacks um Mietpreise im Höhmannhaus. Das ist heute vergessen, wie auch Weitzel, an den sich diesmal kein einziger erinnert hat.
Null Nennungen gab es auch für Roland Barth, obwohl dieser als Finanzreferent eine Schlüsselrolle innen hat. Die anderen neuen Referenten wurden immerhin hin und wieder genannt. Allen voran Jürgen Enninger, der es offenbar am besten versteht, sich in Szene zu setzen. Er hat aber auch zwei Spielfelder, eines auf dem Sportsektor, ein weiteres im Kulturbereich – zwei Fachgebiete, die zuletzt für Gesprächsstoff sorgten. Einerseits u. a. wegen der Kanu-WM, anderseits aufgrund der immensen Teuerungen beim Theaterum- und -ausbau.
Eher mager ist das Ergebnis für die zweite Bürgermeisterin Martina Wild (nur Rang sechs mit mäßigen Werten), während ihr ehemaliger SPD-Widersacher bei der OB-Wahl Dirk Wurm – inzwischen Augsburgs SPD-Chef – immerhin noch in der Führungsgruppe dabei und offenbar sehr viel beliebter ist. Auch Ex-OB Kurt Gribl ist (trotz Umfragepause) noch in den Top-Ten, obwohl er sich nach seinem Amtsverzicht ganz aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.
Dass es bei den meisten Kommunalpolitikern grundsätzlich an der Bekanntheit hapert, zeigt allein die Tatsache, dass es mit 14 Nennungen (bei 500 Befragten) noch für den zehnten Platz reicht. Immerhin ergab die Umfrage in den Top-Rängen eine weitgehend klare Rangfolge. Lediglich Kränzle, Wild und Volker Ullrich trennen wenige Stimmen.
Ullrich ist übrigens der einzige Abgeordnete, der es wieder nach oben geschafft hat, so wie Leo Dietz mit Blick auf die Fraktionsvorsitzenden. Hier heißt es für die Mitstreiter*innen von den Grünen, Verena von Mutius-Bartholy und Peter Rauscher „unter ferner liefen“. Und auch SPD-Fraktionschef Florian Freund (Rang 16) tut sich schwer, bekannter zu werden. Als eher zufallsbedingt ist es schließlich einzustufen, wenn es einer oder eine gerade noch in die Abteilung „Immerhin genannt“ geschafft hat.
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So lief die Umfrage ab
Wie bekannt und beliebt sind die Politiker*innen aus Augsburg und Region? Das ermittelt das AUGSBURG JOURNAL alle Jahre seit der Jahrtausendwende – lediglich 2021 musste die Umfrage coronabedingt ausfallen. Jetzt wurden wieder rund 500 Personen gefragt, wer ihnen da so einfällt. Dabei gab es keinerlei Vorgaben. Wer einen Namen nannte, durfte dessen Leistung bzw. dessen Beliebtheit bewerten als eher gut, mittelmäßig oder schlecht. Jeder Befragte konnte bis zu fünf Personen nennen, was bei weitem nicht jedem gelungen ist. Im Gegenteil: Nahezu jeder Dritte der (vorwiegend in der Innenstadt) Befragten konnte oder wollte überhaupt keinen Kommunalpolitiker nennen. Diese Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, aber dennoch aussagekräftig.