Start News Blutsauger aus den Tropen: Riesenzecke jagt auch in Augsburg ihre Opfer

Blutsauger aus den Tropen: Riesenzecke jagt auch in Augsburg ihre Opfer

Hyalomma marginatum

Achtung: Neue Tropenzecke ist fünfmal so groß

Wer einen Hund hat, merkt es schon seit Wochen, viele Menschen, die sich – wetterbedingt – erst jetzt mehr und in leichtem Gewand ins Freie bewegen, werden es wohl noch zu spüren bekommen: Auch dieses Jahr wird ein Zecken-Jahr. Erschwerend kommt hinzu, dass es eine neue Zeckenart zu uns einwandert, die nicht still auf uns wartet, sondern die nach unserem Blut jagt.
„Hyalomma“ heißt diese Zeckenart. Tropenzecke wird sie genannt, weil sie – klimabedingt – aus dem wärmeren Süden kommend auch Deutschland zu erobern beginnt, angefangen in Bayern. Sigrid Blehle kennt das Insekt und alles drumherum bestens. Als langjährige Mitarbeiterin der BCA-Klinik (Borreliose-Centrum Augsburg) beschäftigte sich die Ärztin intensiv mit allem, was mit Zecken zu tun hat. Seit der Schließung der Klinik ist sie mit ihrer Alviasana-Praxis und mehreren BCA-„Ehemaligen“ gleichsam in die Fußspuren dieser weithin bekannten Einrichtung getreten.
Die Hyalomma-Zecke beobachte sie in unserer Gegend heuer das zweite Jahr. Die Tiere sind bis zu fünfmal größer als unsere heimischen Zecke (der „gemeine Holzbock“) und sie unterscheiden sich optisch von diesen durch ihre auffallend gestreiften Beine.
Was Hyalomma und Holzbock gemeinsam ist: Die blutsaugenden Insekten können eine Vielzahl von Krankheiten (unter anderem Fleckfieber) auf Mensch (und Tier) übertragen. Während „unser“ Holzbock still an seinem Plätzchen wartet, bis ein warmblütiger Wirt (Fuchs, Hund, Mensch) vorbeikommt, um sich dann unbemerkt an diesen zu klammern, eine Blutader zu suchen und anzubohren, macht Hyalomma gleichsam Jagd.
Gute Augen: Bis zu 50 Meter im Umkreis, so weiß Sigrid Blehle aus Studien, reiche „das Blickfeld“ des Insekts. Taucht darin ein möglicher Wirt auf und setzt oder legt sich gar hin, kommt die Zecke zur Blutmahlzeit gekrabbelt.
Es dürfte weithin bekannt sein, wie man sich richtig verhält, um als Mensch einen Befall durch Zecken zu verhindern (lange Kleidung tragen, Insektenschutzspray, mitten auf dem Weg laufen, am Abend gründlich absuchen etc.) – aber: Dann ist es doch so weit, dass es juckt, dass man den Schädling in seiner Haut spürt und merkt, dass er schon zu saugen begonnen hat. Jetzt ist eine schnelle, fachgerechte Entfernung mit geeignetem Werkzeug die erste Maßnahme, um Schlimmeres zu verhindern. Bekanntlich soll dabei die Zecke nicht gequetscht werden, damit sie möglichst keinen Magen- oder Darminhalt ins Blut von Mensch oder Tier abgibt.
Befallenen Menschen Rät Ärztin Blehle, sicherheitshalber zum Hausarzt zu gehen. Ein typisches Anzeichen für einen Zeckenstich ist die sogenannte Wanderröte, eine sich Kreisrund um den Stich ausbreitende Auffälligkeit in der Haut. Auch das müsse noch nicht bedeuten, dass man von dem Insekt mit einer Krankheit infiziert worden sei, es könne aber sein.
Die „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ (FSME), eine Form der Hirnhautentzündung, gehört zu jenen Infektionen, die durch Zecken übertragen werden. FSME kann nicht durch Medikamente geheilt werden, man kann sich aber vorsorglich impfen lassen.
Keine Impfung gibt es gegen Borreliose, die öfter als FSME durch Zeckenstiche auf Menschen übertragen wird. Je länger das Insekt am Wirt saugt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Borreliose-Bakterium aus seinem Darm übertragen wird (deswegen Zecken schnellstens entfernen!). Gegen Borreliose gibt es, wie schon erwähnt, keine Impfung, man kann Krankheitssymptome aber behandeln. Und hier kommen wieder Sigrid Blehle und ihr Team von Alviasana ins Spiel. Viele ihrer Patient*innen, übrigens aus großen Teilen Europas, kämen, nachdem sie zuvor mehr oder weniger viele erfolglose Therapien durchlebt hätten. Die Hoffnung auf Heilung führt sie schließlich nach Augsburg.
Freilich sind die hier durchzuführenden Behandlungen von Person zu Person unterschiedlich, aber einen Rat hat Ärztin Blehle an alle Opfer eines Zeckenbisses: Man solle seinen Arzt unbedingt bitten, die Behandlung mit Antibiotika vier Wochen durchzuführen, nicht nur, wie meist zu lesen, zwei Wochen. So könnten nach ihrer Erfahrung viele Erkrankungen besser überstanden werden.

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