Start Business Mit Kraftanzug aus Augsburg wird jeder zum Gewichtheber

Mit Kraftanzug aus Augsburg wird jeder zum Gewichtheber

German Bionic

Innovative Robotik-Firma German Bionic aus Augsburg trumpft mit Lastenrucksack auf

Mit dem Kraftanzug auf der Überholspur: Kaum hatte das Augsburger Unternehmen German Bionic Ende 2022 ein sogenanntes Venture-Debt-Darlehen der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von 15 Millionen Euro für seine Forschung und Entwicklung zugesagt bekommen, wurde das Robotik-Unternehmen bei den Consumer Electronics Show (CES) 2023 Innovation Awards in Las Vegas als „Best of Innovation“ in der Kategorie Wearable Technologies ausgezeichnet.


Wer kennt das nicht: Man hebt das Kind in den Hochstuhl, man wuchtet die Getränkekiste in den Kofferraum, man schleppt den Sack Blumenerde in den Garten – und plötzlich fährt es einem in den Rücken. Was privat vielleicht noch zu verschmerzen ist, sollte im Arbeitsleben nie passieren. Die Lösung für dieses Problem könnte aus Augsburg-Oberhausen kommen, wo die Firma German Bionic beim Gaswerk-Gelände ihren Sitz hat. Nach mehreren Jahren intensiver Forschung und Vorbereitung beginnt in diesen Tagen die Serienfertigung eines „Kraftanzuges“.

Trotz Standorten in den USA, Japan und Berlin nennt die Firma German Bionic ihren Gründungsstandort Augsburg in der August-Wessels-Straße ihr Hauptquartier. Foto: German Bionic


Ein bisschen erinnert das neueste Modell von German Bionic – Kostenpunkt je nach Ausstattung um die 10.000 Euro – an einen Rucksack für Technik-Fans. Eher schmales Rückenteil, kräftige Hüftschale, ebenfalls aus Kunststoff, dazu Befestigungen an den Beinen und an der Schulter. Zwei in die Hüftschale integrierte, akkubetriebene Elektromotoren, unterstützen mittels Hebelwirkung zwischen der unteren Bein- und der oberen Schulterbefestigung den Nutzer. Ob die Pflegerin, die den Patienten umlagert oder der Arbeiter, der ein Bauteil hochhebt – bis zu 30 Kilo kann die Entlastung durch das neuartige Gerät betragen, erklärt Pressesprecher Eric Eitel.


„Unsere intelligenten Kraftanzüge und Wearables schützen Menschen, die an systemkritischen Stellen täglich harte körperliche Arbeit leisten, vor Überlastung und Unfällen. Dies führt zu weniger überlastungs- und krankheitsbedingten Arbeitsausfällen, zufriedeneren Mitarbeitenden und verbessert auch noch das Arbeitsergebnis“, sagt Armin G. Schmidt, Geschäftsführer und Mitgründer von German Bionic.


Die Fertigung der neuen Geräte – die Kosten liegen je nach Konfiguration bei rund 10.000 Euro pro Stück – erledigt ein Unternehmen aus dem Sauerland für German Bionic. Aber selbst wenn die Serienfertigung, anders als noch der frühere Manufakturbetrieb, nicht mehr in Augsburg stattfindet, bleibt German Bionic ein Augsburger Unternehmen, bekräftigt Eitel.

In Augsburg war die Keimzelle des kaum acht Jahre alten Unternehmens, das 2017 aus einem Forschungsprojekt der Europäische Union hervorgegangen ist. Armin Schmidt, aktueller Geschäftsführer, Peter Heiligsetzer und Michael Halbherr waren es, die das Unternehmen 2017 in der Nachfolge des Forschungsprojektes „aufs Gleis setzten“.

Es war ein längerer Weg, beschreibt Eric Eitel, bis klar gewesen sei, wo überhaupt bei einer maschinellen Unterstützung des Menschen anzusetzen sei. An den Beinen? Den Armen? Den Händen? Letztlich habe sich gezeigt, dass es der Rücken sei, wo der Mensch bei schweren oder verdrehten Heben besonders empfindlich sei. Also habe man sich hierauf fokussiert – und damit freilich auch Erleichterungen für die Arme und die Beine im Visier gehabt. Nach mehreren Prototypen sei es jetzt das sechste Modell namens Apogee, welches in Serie gegangen ist. Die ersten Exemplare werden auf absehbare Zeit an Unternehmen, etwa aus der Logistik, der Baubranche oder an Flughäfen, ausgeliefert. Und wir, die „Normalnutzer“, die ja vielleicht auch Unterstützung brauch könnten? Auch daran wird gearbeitet, so Eitel. Möglicherweise gehe es in Richtung Leasing des Gerätes durch Verleiher, etwa Baumärkte.


Mittlerweile hat German Bionic neben Augsburg Standorte in Berlin, Boston und Tokyo. Japan und die USA seien einfach wegen der hohen Affinität zu IT-Lösungen unverzichtbar, so Pressesprecher Eitel, und in Berlin habe sich das Unternehmen angesiedelt, weil man dort ganz nahe an wichtigen Partnern und Kunden sei. Gleichwohl trägt der Standort Augsburg die Bezeichnung „Headquarter“. German Bionic bleibe ein Augsburger Unternehmen.

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