Start Kultur Der Menschenfeind: Neuartiges KI-Konzept am Staatstheater Augsburg + Reaktionen

Der Menschenfeind: Neuartiges KI-Konzept am Staatstheater Augsburg + Reaktionen

Nicht nur die Inszenierung (Foto links: Lena Jegielka, Thomas Berchtold, Mirjana Milosavljević, Sebastian Müller-Stahl und Kai Windhövel) auf der Bühne spielt mit moderner Technik. Bild: Jan-Pieter Fuhr

„Die Aktualisierungen waren nicht aufgesetzt“, „wie das Stück in unsere Zeit übersetzt wird, hat mir toll gefallen“, „die Aktualität der Themen wie Social Media ist toll“: Die Zuschauerreaktionen auf André Bückers Inszenierung von Molières Komödie „Der Menschenfeind“ in Augsburg griffen alle auf, dass er das Stück ins 21. Jahrhundert geholt habe.

Während die Charaktere um Célimène (Mirjana Milosavljević) und ihren an der Gesellschaft verzweifelnden Verehrer Alceste (Kai Windhövel) sich als Party People mit Selfies und Whatsapp-Gruppen in einem Clubsetting auf der Bühne vergnügten, konnte man auf der Plattform „Molusk“ am Premierenabend lesen, was „Menschenfeind“ Alceste so denkt: „Ich gestehe: Während alle gaffen / Halte ich es mit den zahmen Affen / Die, wenn sich And’re redlich plagen / Schlicht nichts sehen, hören, sagen / Und die bunten Bühnen meiden!“

Das soziale Netzwerk „Molusk“ bietet seit Mitte Oktober etwas Neues: einen parallelen, von der Inszenierung unabhängigen Erzählstrang im Netz, wo die Figuren aus Molières Stück ihre Gedanken zum aktuellen Weltgeschehen posten. Zuschauer können kommentieren. Ganz neuartig ist aber, dass man als Zuschauer seine Kommentare zu diesen Beiträgen mit KI in Reime verwandeln lassen kann.

Wer hinter der KI steckt bei „Der Menschenfeind“ in Augsburg

Hinter „Molusk“ stecken, neben Regisseur Staatsintendant André Bücker und Dramaturg Andreas Hillger, Jan-Pieter Fuhr sowie Benjamin Seuffert. Fuhr war bei „Molusk“ für das Backend, also die technische Struktur und die Server, verantwortlich. Seuffert, der gerade zur Co-Leitung der Digitalsparte am Staatstheater aufgestiegen ist, gestaltete das Frontend – Gestaltung, Layout, das Konzeptionelle.
Von der ersten Idee im Frühjahr 2023 bis zur vier- bis sechswöchigen Endphase waren sie neben ihren eigentlichen Aufgaben am Staatstheater mit „Molusk“ beschäftigt. Fuhr stellt aber auch klar: „Soziales Netzwerk hört sich jetzt irrsinnig an, also da denkt man irgendwie, wir haben Twitter neu erfunden. Letzten Endes ist es eine Website, auf der man kommentieren kann.“ Also ein soziales Netzwerk in seiner einfachsten Form. Das Projekt sei aber laut Fuhr auch „ein Lehrstück über die Grenzen der KI“ – denn diese Reimerei lässt sich schwer mit der Kunst Molières vergleichen. Technisch ist eine ChatGPT4-Schnittstelle eingebunden. Hinter den Posts der Charaktere stecke aber oft echte Reimarbeit von den Schauspielern und Dramaturg Hillger.

Wie die KI hier genau arbeitet, und was Molière den beiden zufolge wohl von Social Media halten würde, können Sie im neuen „Augsburg Journal“ nachlesen.

So fanden die Zuschauer das Stück

„Mir hat die Inszenierung und Umsetzung sehr gut gefallen. Wie das Stück in unsere Zeit übersetzt wird, hat mir toll gefallen.“
Friederike Spengler, Landkreis Augsburg

„Ich fand‘s richtig gut! Speziell den Gesamtlook. Es war sehr bündig und hatte durch die Musik etwas leicht Filmisches. Die Musik hat die Gespräche nachvollziehbar gemacht, weil sie die aufgeputscht hat. Und das Stück hat einen modernen Look, der sehr hilfreich ist, je mehr Leute man mit Molière ansprechen möchte. Ich studiere Schauspiel, aber andere Leute in meinem Alter brauchen das oft, um die Schwelle zu überwinden und ins Theater zu gehen.“ Milon Goetz, 25, Regensburg

„Tolle Inszenierung, toll umgesetzt. Hervorragend besetzt, toll dargeboten. Klaus Müller und Kai Windhövel waren toll. Es war toll entstaubt, das kann sonst auch schnell mal spießig werden. Wir haben uns gut unterhalten gefühlt und angeregt. Wir haben uns auch über André Bücker unterhalten: Er wiederholt sich nie. Und die Aktualität der Themen wie Social Media ist toll.“ Oliver, 50 & Iris, 52, Nowotny, Augsburg

„Es war amüsant. Die Aktualisierungen, die drin waren, waren nicht aufgesetzt, sondern haben sich harmonisch ergeben. Tolle Schauspielleistung und toller DJ. Comichaft, aber so ist das Stück auch.“ Andrea Tetter, 58, Augsburg

Weitere Vorstellungstermine von „Der Menschenfeind“, auf der Brechtbühne im Gaswerk:
10.12., 18 Uhr, 23.12., 19.30 Uhr, 17.1., 19.30 Uhr, 25.1., 19.30 Uhr, 4.2., 18 Uhr, 12.3., 19.30 Uhr, 19.3., 19.30 Uhr, 12.5.,
18 Uhr, 22.6., 19.30 Uhr.

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