Dass der Augsburger Stadtmarkt, genauer gesagt die Fleischhalle, durchaus gastronomisch ansprechend und vielseitig aufgestellt ist, haben wir bei unserem letztjährigen Gastrotest-Besuch des brasilianisch-spanischen Treffpunkts „Don Pablo“ ja bereits erfahren dürfen.
Mit ihrem kleinen, gerade mal 13 Quadratmeter großen Gastrobetrieb „Kleine Küche 15“ (abgeleitet von der „Stand-Nummer 15“) liefern auch Helmut Hengelmann und Johann Félix einen weiteren guten Grund dafür, die Halle dafür zu feiern, dass das Niveau weit über ein „Imbiss-Stand“-Angebot hinausgeht. Hengelmann, vielen noch als Wirt vom „Kappeneck“ bekannt, machte „Slow Food“ immerhin auch in Augsburg zum Begriff. Und auch wenn es auf dem Stadtmarkt eher um einen schnellen Mittagstisch geht, bleibt das Duo dem genussvollen Anspruch, vorwiegend regionalen Produkten und seiner bewussten Küchenphilosophie treu – was hier auf kleinem Raum auf den Teller gezaubert wird, bereitet den Gästen immer noch richtig gutes Ess-Vergnügen!
Ambiente ★ ★ ★
Das Thema „optische Attraktivität“ der Fleischhalle wollen wir jetzt nicht weiter ausschlachten. Fakt ist, die Kleine Küche 15 sticht mit ihrer Rund-um-den-Stand-Tafel und durch pfiffig-witzige Gestaltungs-Details schon äußerlich heraus und macht neugierig auf ihre kreative Bodenständigkeit.
„Kleine Küche 15“: Essen ★ ★ ★ ★
Kulinarische Highlights wie die Hohenloher Tafelspitz-Lasagne mit Meerrettichrahm und Blattsalat, Buchot-Muscheln aus der Bretagne, Muskatkürbis (aus Oma Mariannes Garten)-Suppe mit Kokos und Curry oder Coq au Vin vom Bachbauernhof-Huhn – das immer bunt wechselnde Angebot ist spannender als so manche Wirtshaus-Speisekarte. Bei unserem Besuch durfte es ein phantastisch zartes gebratenes Saiblingsfilet mit gekochten Kartoffeln & Zitronen-Butter (17,50 €) sowie ein Bunter Blattsalat mit Grillgemüse vom Blech und gebratener Hähnchenbrust (12,50 €) sein. Das Geflügelfleisch zerging förmlich auf der Zunge, der Salat war selbstredend marktfrisch und die intensiven Aromen der gerösteten Kürbiskerne dazu waren einfach sensationell.
Und auch bei so einfachen Gerichten für den kleinen Hunger – etwa der Hühnerbrühe mit Maultaschen (5,50 €) offenbarte sich das harmonische Zusammenspiel von Top-Produktqualität und sorgsamer Zubereitung. Und natürlich gibt´s immer auch ein kreatives vegetarisches Angebot, wie bei unserem Besuch etwa die Rote Beete-Feta-Quiche mit Blattsalat (11,50 €). Die herrlich-cremige Mousse au Chocolat zum Dessert (4,- €) machte das Vergnügen perfekt.
Trinken ★ ★
Die feine kleine Weinauswahl ist perfekt auf das unkompliziert-ehrliche Speisenangebot abgestimmt. Mit dem erfrischenden Bio-Riesling der Pfälzer Winzerfamilie Breiling (0,1l zu 3,- €) bekommt man soliden Trinkgenuss zum kleinen Preis ins Glas; gleiches gilt für den etwas kräftigeren, goldgelben Grauburgunder des rheinhessischen Weinguts Kühling (0,1l zu 3,- €), das ebenfalls kontrolliert ökologisch produziert.
„Kleine Küche 15“: Service ★ ★ ★ ★
Da agiert ein eingespieltes Team mit sichtlichem Vergnügen auf engstem Raum. Und selbst zu Stoßzeiten flitzt Monsieur Félix schon mal aus der kleinen „Imbiss“-Küche, um den Gästen, die sich einen Sitzplatz ergattert haben, die Teller zu servieren. Ganz Formidabel! Eine Website mit aktuellem Speiseplan gibt´s zwar nicht, aber zumindest auf Insta kann man sich an den Schmankerln schon mal vorab erfreuen. Und eigentlich kann man ja immer darauf vertrauen, dass für den jeweiligen Geschmack etwas feines dabei ist…
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