„Ich war ihm wohl sympathisch“, meint Helga Steinhauser (84) heute, viele Jahre später. „Ihm“, das war Kommodore Hans Klaffenbach, von 1964 bis 1972 Kommandant des Jagdbombergeschwaders 32 auf dem Lechfeld zwischen Augsburg und Landsberg. Klaffenbach nahm damals im Jahr 1972 Helga Steinhauser in einem Trainings-Starfighter mit auf einen Übungsflug und machte so die junge Augsburgerin zum „ersten weiblichen Wesen in einem Flugzeug“ dieses Geschwaders, wie es eine Urkunde von damals bezeugt.
Aufregende Zeiten waren dies für Steinhauser, die damals noch Hartmann hieß. Und die jeden Tag mit einem Bus aus Augsburg in die Kaserne zur Arbeit fuhr, wo sie als Sekretärin des Standort-Chefarztes arbeitete. In Augsburg betätigte sich Steinhauser unter anderem als Gardemädchen bei der Faschingsgesellschaft Perlachia, wo damals der später bekannte Fernsehmoderator Heinz Köppendörfer als Prinz amtierte.
Kurs zur Vorbereitung absolviert
Kurzerhand in den Düsenjäger steigen und fertig, so einfach war das nicht, erinnert sich Steinhauser an ihren einzigartigen „Ausflug“. Im Vorfeld ihrer Unternehmung hatte sie eigens in Fürstenfeldbruck an einem Lehrgang „Fluggast in Strahlenflugzeugen“ teilnehmen müssen, worüber sie ein Diplom erhalten habe. Dabei sei es beispielsweise darum gegangen, wie man sich verhält, wenn im Flugzeug die Sauerstoff-Versorgung ausfällt. Dann war es so weit, war der große Tag angebrochen. In einem Starfighter TF 104 G durfte Helga Steinhauser hinter dem Kommodore Platz nehmen. Bei diesem Modell handelte es sich um ein Trainingsflugzeug, das Platz für zwei Personen bietet.
Ursprünglich ist der Starfighter ein Einsitzer. Steinhauser erinnert sich, dass sie wie ein Pilot ausgerüstet war, einen entsprechenden Anzug trug und selbstverständlich den dazugehörigen Helm samt Sauerstoffversorgung. Dann sei die Maschine unter großem Getöse von der Startbahn abgehoben, habe es einen unvergesslichen Flug gegeben, der sie hoch über die Alpen kreisen ließ. Anschließend dann der Abschluss ihres Rekord-Einsatzes: Ein Grafiker hatte eine Illustration für Steinhauser angefertigt, die sie als „das erste weibliche Wesen in einem Flugzeug“ auswies. Bis heute bewahrt die 84-Jährige diese Erinnerung und diese Illustration.
Helga Steinhauser, sie lebt inzwischen in Landberg am Lech, ist nicht die einzige Frau, die im Zusammenhang mit dem Bundeswehrstandort auf dem Lechfeld für Schlagzeilen sorgt. Die erste Frau, die ein Kampfflugzeug bei der Bundeswehr flog, war ebenfalls eine Angehörige des Jagdbombergeschwaders 32. Ulrike Fitzer heißt sie und steuerte dort ab 2008 einen Tornado.
Helga Steinhauser (3. von rechts) als Gardemädchen der Augsburger Perlachia. Foto: privat
Im orangenen Overall besteigt Helga Steinhauser den Starfighter auf dem Flugplatz Lechfeld. Foto: privat
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