„Ich bedaure meine Taten zutiefst. Ich bin schockiert über das, was ich getan habe. Meine Ehe ist kaputt, meine Karriere im Staatsdienst vorbei.“ Das sagte Daniel B. als Angeklagter vor dem Augsburger Landgericht. Dort muss sich der frühere, derzeit suspendierte Oberregierungsrat in der Staatskanzlei und Berater („Spiegelreferent“) von Ministerpräsident Markus Söder jetzt wegen Betrugs verantworten. Der 36-jährige Jurist hat, vor allem um seiner Ehefrau Dana (39) einen luxuriösen Lebenswandel ermöglichen zu können, mindestens elf Anleger um insgesamt eine Million Euro betrogen.

Zunächst, so der Angeklagte, habe er die Idee gehabt, das Geld neben seinem Beamtenjob als selbstständiger Finanzberater zu verdienen. Immer wieder geriet er aber in Geldnot, wenn wieder einmal eine Reise 30.000 Euro gekostet hatte. Und weil ein Erbe in sechsstelliger Höhe und ein Privatkredit von 50.000 Euro bald aufgebraucht waren in Dubai, auf den Malediven, auf Mykonos, verwendete er das gesamte Geld für das Privatleben. Auf zwischen 10.000 Euro und 550.000 US-Dollar beliefen sich die Beträge, die B. eingenommen hatte. Werbung habe er eigentlich nie machen brauchen. Die Geschichten vom gemeinsamen Luxusleben seiner Frau in den sozialen Medien: „Da geht was ab bei Euch“, habe man im Freundeskreis gestaunt und nach Anlagemöglichkeiten gefragt.

Andere Bekannte hätten auf seine Postings in einer gemeinsamen Börsen-Whatsapp-Gruppe reagiert und ihm Geld überwiesen. Dass einer der ersten Sätze in dem Vertrag, den Daniel B. mit seinen Opfern geschlossen hatte, besagte, dass das bei seiner estnischen Firma angelegte Geld eine Risiko-Investition sei, die im Totalverlust enden könne, habe nicht abgeschreckt. Wie der Algorithmus funktioniere, den Daniel B. als Geschäftsgrundlage anfangs für 2.500 Euro von einem Programmierer im Internet besorgt hatte, habe niemand so recht wissen wollen – vor allem nicht nach einer oder zwei gemeinsamen Flaschen Wein, erklärte der Jurist der Wirtschaftsstrafkammer des Augsburger Landgerichts unter Vorsitz von Richterin Cornelia Seidl. Dass es da um kurzfristige Anlagen in Krypto-Währungen und Aktien gegangen sein sollte, habe als Information gereicht (Devise: “Wir gewinnen, indem wir nicht verlieren“).

Daniel B. blickt zuversichtlich in die Zukunft

Seine Frau, die zunächst ebenfalls im Visier der Ermittler stand, gegen die das Verfahren aber eingestellt worden war, habe von den Betrügereien nichts mitbekommen sollen. Sie sollte an den Erfolg seiner Geschäftsidee glauben, so Daniel B. Irgendwann war es unweigerlich zu den ersten Nachfragen, dann Rückforderungen seitens der Anleger gekommen. Als diese ein ums andere Mal vertröstet wurden, habe es Beschwerden, Anzeigen, Zivilklagen, Presseberichte gegeben, so der 36-Jährige, der allerdings praktisch das gesamte Geld verbraucht hatte. Im vergangenen Februar ging es für ihn in Untersuchungshaft. Zu seiner Ehefrau habe er seitdem praktisch keinen Kontakt mehr, so der Angeklagte, der diese Ehe als gescheitert bezeichnete.

„Mein Leben ist noch nicht vorbei“, zeigte er sich in seiner Aussage vor dem Gericht durchaus zuversichtlich für die Zeit nach einer zu erwartenden Gefängnisstrafe. Er wolle anschließend eine Arbeit aufnehmen, sich vielleicht wieder selbstständig machen – und mit dem hoffentlich verdienten Geld seinen Millionenschaden begleichen. Noch im Gerichtssaal schlossen er und seine Verteidiger Moritz Hausmann und Mira Bode entsprechende Vereinbarungen mit den ersten als Zeugen geladenen Geschädigten. Das Verfahren wird fortgesetzt, Ende August könnte ein Urteil gesprochen werden, so lange gilt die Unschuldsvermutung.

Weg vom Alkohol und 20 Kilo weniger

Gleich nach Verlesen der Anklageschrift und der Einlassung des Angeklagten und seiner beiden Verteidiger folgte in der Beweisaufnahme die Verlesung von drei Zeugenaussagen. Die Anleger aus Österreich und aus Dubai waren nicht persönlich vorgeladen worden. Schon hier zeigte sich, wie wenig der Angeklagte auf Anlegergeld drängen musste, wie einfach es ihm gemacht wurde, zehntausende von Euro oder Dollar in die Hand zu bekommen. „Von einem Bekannten aus München“ sei der Tipp gekommen, hatte ein Zeuge laut Polizeiprotokoll ausgesagt, bevor der Firmeninhaber 10.000 Euro überwies. Das Ende in seinem Fall ist nahezu identisch wie bei allen anderen Anlegern: Der Vertrag sei gekündigt worden, eine Rückzahlung des eingesetzten Geldes sei nicht erfolgt.

Zwei Anleger hatte der Angeklagte auf einer seiner mehrfachen Dubai-Reisen als solche gewonnen. Deutlich „heimatnäher“ verlief die Geschäftsanbahnung unweit der guten Wohnadresse des Mannes in der Augsburger City. Da war zum Beispiel dieser Stammtisch in einem griechischen Traditions-Lokal, in dem sich bestimmte Personen regelmäßig trafen. Freilich, so der Angeklagte, habe man sich auch dort immer wieder über Geldanlage-Möglichkeiten unterhalten. Da sei es nicht ausgeblieben, dass selbst gute Bekannte, Freunde des 36-Jährigen ihn baten, ihre Ersparnisse zu vermehren. Kein Wunder, dass es jetzt beim Treffen im Gerichtssaal zu emotionalen Momenten kam. Verbunden mit der Aufforderung an den Angeklagten, sich im Gefängnis ordentlich zu benehmen, um baldmöglichst freizukommen, um seine Schulden so schnell wie möglich abarbeiten zu können, wie von ihm versprochen.

Zwei Vorteile habe die bisherige Untersuchungshaft. Seit seiner Festnahme im Februar hat Daniel B. 20 Kilo Gewicht verloren, wie er verriet. Auch der Alkohol, der sein ständiger Problem-Begleiter war, ist seitdem tabu.

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