17.1 C
Augsburg
Donnerstag, 28. August 2025

„Wenn du jetzt nicht gehst, hauen wir dich“

Must read

Vor fünf Jahren spielte Robin Fellhauer noch in der Regionalliga. Mit dem Wechsel zum FC Augsburg in die Bundesliga ging für den 27-Jährigen ein Traum in Erfüllung. Wie schwer ihm der Abschied fiel, welche Rolle er unter Trainer Sandro Wagner einnehmen soll und welchen neuen Kinofilm er sich gerne noch einmal anschauen würde, verrät er im AJ-Interview.

Augsburg Journal: Herr Fellhauer, bei Trainingsbeginn hieß es, Sie wohnen bei Mitspieler Keven Schlotterbeck, bis Sie eine Wohnung gefunden haben, wie läuft die Suche?

Robin Fellhauer: Sehr gut. Ich habe inzwischen eine gefunden – am 15. August kann ich im Augsburger Süden einziehen.

AJ: Dann wird sich Keven Schlotterbeck als Mitbewohner wohl bald wieder über mehr Ruhe freuen?

Fellhauer (lacht): Da müssten Sie ihn fragen. Ich glaube, bisher funktioniert das echt super. Wir sind beide noch ziemlich glücklich mit der Situation.

Robin Fellhauer: „Ich habe noch Sportmanagement studiert“

AJ: Sie sind mit der SV Elversberg den kompletten Weg von der Regionalliga bis fast in die Bundesliga gegangen. Hätten Sie das vor fünf Jahren für möglich gehalten?

Fellhauer: Überhaupt nicht. Als ich damals von Freiburg nach Elversberg gewechselt bin, war das eher so eine letzte Chance. Nach dem Motto: Entweder es klappt noch mit dem Profifußball – oder eben nicht. Dann kam auch noch Corona dazwischen. Die Saison wurde abgebrochen, wir waren Zweiter, Saarbrücken stieg auf. Aber danach ging’s steil bergauf. Ich habe nebenher noch ein Fernstudium in Sportmanagement angefangen. Aber dass ich heute hier sitze und Bundesligaspieler bin – damit hätte ich damals nie gerechnet.

AJ: Wie oft denken Sie noch an das dramatische Relegationsrückspiel gegen Heidenheim zurück?

Fellhauer: Tatsächlich nur noch, wenn ich drauf angesprochen werde. Aber es hat schon ein paar Tage gedauert, das zu verarbeiten. Es war hart, so rauszufliegen. Wir haben in der 96. Minute das 2:1 bekommen, das war ein Schlag ins Gesicht. Deshalb war es gut, danach in den Urlaub zu können und abzuschalten.

AJ: Wie schwer fiel Ihnen der Abschied aus Elversberg?

Fellhauer: Sehr schwer. Ich habe mit einigen Jungs seit der Regionalliga zusammengespielt, das schweißt zusammen. Aber alle dort haben gesagt: „Wenn du jetzt nicht gehst, hauen wir dich!“ – weil die Chance Bundesliga eben einmalig ist. Das hat den Abschied etwas leichter gemacht und ich freue mich jetzt sehr, hier in Augsburg zu sein und auf alles, was kommt.

AJ: Es soll mehrere Angebote gegeben haben, etwa vom 1. FC Köln. Was gab für Sie den Ausschlag für den FCA?

Fellhauer: Vor allem die Gespräche – mit den Verantwortlichen und mit dem Trainer. Die waren klar, authentisch, haben mich überzeugt. Außerdem finde ich es angenehm, dass es hier im Umfeld eher ruhig zugeht. Kein ständiger Trubel wie bei manch anderem Traditionsverein. Und 15 Jahre Bundesliga am Stück – das spricht für sich.

AJ: Welche Rolle spielte Sandro Wagner?

Fellhauer: Eine große. Er war der Erste, der mich direkt angerufen hat. Er sagte, er könne sich mich gut in seinem Team vorstellen – das hat Eindruck gemacht.

AJ: Wie wurden Sie in der Mannschaft aufgenommen?

Fellhauer: Super. Es wurde mir leicht gemacht. Ich kannte ja mit „Schlotti“ (Anm. d. Red.: Keven Schlotterbeck) aus meinen Zeiten bei Freiburg schon jemanden – da fällt der Einstieg leichter. Insgesamt ist es eine richtig gute Truppe.

AJ: Das Training soll unter Wagner sehr anspruchsvoll sein. Wie nehmen Sie es wahr?

Fellhauer: Es ist sehr intensiv. Vor allem für den Kopf – viel Input, hohe Intensität. Das ist ein ganz anderes Pensum als in Elversberg. Dort hatten wir weniger Einheiten, waren aber trotzdem laufstark. Jetzt ist das Niveau noch einmal höher, alles ist einen Tick schneller, aber man gewöhnt sich schnell daran.

AJ: Der FCA galt lange als „graue Maus“ der Bundesliga. Durch Wagner scheint sich das Image zu ändern. Wie wirkt der Klub auf Sie – von außen und nun von innen?

Fellhauer: Ich habe Augsburg nie so gesehen. Der Verein arbeitet ruhig und seriös. Es gibt, glaube ich, keinen Verein, der gerne gegen Augsburg spielt, weil es immer eklig ist. Davon will ich gerne ein Teil sein. Jetzt mit Wagner ist mehr Aufmerksamkeit da, aber es ist sehr gut strukturiert. Die Infrastruktur ist top – und größer als alles, was ich bisher kannte. Genau das war der nächste Schritt, den ich gehen wollte.

AJ: In Elversberg waren Sie Kapitän. Wie verändert sich Ihre Rolle jetzt?

Fellhauer: Dadurch dass ich Kapitän war, habe ich mich vielleicht noch einmal einen Tick interessanter für Augsburg gemacht. Persönlich habe ich mich durch diese Rolle noch einmal extrem weiterentwickelt. Man nimmt die Dinge anders wahr, wenn man eine Mannschaft aufs Feld führt. Natürlich komme ich jetzt aber als Neuling in die Bundesliga und in eine gewachsene Gruppe. Da hält man sich anfangs etwas zurück und gibt nicht gleich den Lautsprecher. Wenn Jeffrey Gouweleeuw mit seinen über 300 Bundesligaspielen vor mir steht, dann höre ich ihm zu und widerspreche nicht. Das soll aber nicht heißen, dass ich nicht auch mal meine Meinung sage. Ich möchte einfach mein Bestmögliches geben und meinen Teil zum Erfolg beitragen.

Große Vorfreude aufs erste Spiel in der Liga

AJ: Worauf freuen Sie sich am meisten in Ihrer ersten Bundesligasaison?

Fellhauer: Auf mein erstes Spiel. Das ist ein Kindheitstraum, den ich mir erfülle.

AJ: Wie sehen Sie Ihre Rolle im zentralen Mittelfeld – gerade angesichts der großen Konkurrenz?

Fellhauer: Klar, der Konkurrenzkampf ist auf jeder Position groß. Das war mir von vornherein klar. Aber ich bin überzeugt, dass jeder über Leistung seine Chancen bekommt. Und ich will zeigen, dass ich das Niveau habe. Am Ende entscheidet der Trainer, wer spielt.

AJ: Sie gelten als vielseitiger Spieler. Wo sehen Sie Ihre Idealposition?

Fellhauer: Im zentralen Mittelfeld – und ich freue mich, dass mich der Trainer da auch sieht.

AJ: Wie hat sich Ihr Spiel über die Jahre verändert?

Fellhauer: Es war ein kurviger Weg. Ich kam nach Elversberg als Innenverteidiger, wurde dann Rechtsverteidiger, später Sechser. Und mit jeder Liga wurden die Anforderungen höher – das Tempo, die Technik, die Handlungsschnelligkeit. Aber man wächst mit den Aufgaben.

AJ: Was muss passieren, damit Sie in einem Jahr sagen: Das war der richtige Schritt?

Fellhauer: Ich will Spielzeit bekommen und zeigen, dass ich auf Bundesliga-Niveau mithalten kann. Wenn ich mich weiterentwickle und der Mannschaft helfen kann – dann war’s richtig.

AJ: Und abseits des Platzes – was für ein Typ ist Robin Fellhauer?

Fellhauer: Ich bin sehr gesellig und entspannt. Ich gehe gern mit den Jungs Kaffee trinken oder ins Kino. Zuletzt haben wir den Formel-1-Film angeschaut – das war ein super Film, ich würde ihn ehrlich gesagt sogar noch mal im Kino schauen.

AJ: Letzte Frage: Wie gefällt Ihnen Augsburg bislang?

Fellhauer: Richtig gut. Ich war schon ein paar Mal in der Innenstadt. Es hat etwas von Freiburg – und dort hab ich mich auch sehr wohlgefühlt. Ich glaube, das passt gut.

Lesen Sie auch: Das besondere Bundesliga-Debüt des Robin Fellhauer

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!

- Advertisement -spot_img

More articles

- Advertisement -spot_img

Latest article