Ein sonniger Sommertag und ein leckeres Eis – das gehört einfach zusammen. An einem heißen Nachmittag nähere ich mich dem Eiscafé Dragone in Steppach. Schon von Weitem sind die bunt gefüllten Gläser auf den Tischen draußen sichtbar: Familien und Paare, Groß und Klein sitzen unter den Sonnenschirmen und genießen ihre mit Früchten und Sahne dekorierten Eisbecher, ihre kühlen Eiskaffees und Eisschokoladen. Vor dem Tresen hat sich eine Schlange gebildet, da werden verschiedene Eissorten in Waffeln und Pappbechern serviert, in den Gesichtern der Wartenden steht die Vorfreude auf die köstliche Erfrischung geschrieben.
Ich selbst bin heute nicht nur zum Naschen hier, ich habe einen Schnuppertermin mit dem Eiscafé-Inhaber Raffaele Dragone – ich möchte für ein paar Stunden mal in seine Rolle schlüpfen und auf der anderen Seite der Theke mitwirken, um zu erleben, wie viel Arbeit hinter dem beliebten Sommervergnügen eigentlich steckt.
Für eine ausgiebige Begrüßung hat Raffaele überhaupt keine Zeit, im raschen Tempo befüllt er die Waffeln mit den Eiskugeln, bedient gleichzeitig die Kaffeemaschine, um einen doppelten Espresso zu machen, und kreiert nebenbei gekonnt ein appetitliches Spaghettieis. All das funktioniert bei ihm wohlgemerkt entspannt mit einem Lächeln, mit Spaß und nettem Small Talk. Ich biete sofort meine Hilfe an, stelle mich an die Theke und habe gleich mit jeder Menge Kundschaft zu tun. Raffaele zeigt mir kurz die Vorgehensweise, und schon geht es los mit unzähligen befüllten Waffeln, die ich in die kleinen und großen Hände rüberreiche. Da ich selbst gerne Eis esse, erkenne ich an der Farbe meist fehlerfrei viele Sorten, die bestellt werden. Doch hin und wieder vergewissere ich mich vorsichtshalber bei meinem heutigen Chef, während er sich im Kreis dreht, um seine Gäste schnellstmöglich zu bedienen, welche Sorte die richtige ist.
Im Eiscafé Dragone findet man nämlich ganz besondere, laut dem Macher deutschlandweit einzigartige Eissorten, wie Bienensticheis, Milchreiseis, Aloe Vera mit Mango, Eis mit Maoam-Geschmack etc., die ich gar nicht kenne. Später erzählt mir Raffaele, dass die Menschen von weit herkommen, um seine Eiskreationen zu probieren. Er zeigt mir einen Artikel in der Zeitung über ihn und seine Auszeichnung vom Portal Restaurant Guru. Als wir etwas Unterstützung von einer Aushilfe bekommen, können wir uns zwar trotzdem nur mit Unterbrechungen unterhalten, weil das Geschäft einfach gut weiterläuft, aber ich erfahre, dass Raffaele ein gelernter Restaurantfachmann ist, der seit 2008 das Eiscafé zusammen mit seiner Frau führt. Sein Eis bereitet er täglich frisch selbst zu, und zwar in bester Qualität. Wie ein Künstler erschafft er neue, einzigartige Geschmacksrichtungen, probiert unerwartete Kombinationen aus und überrascht seine Gäste immer wieder mit neuen Eissorten.
Beliebteste Eissorte ändert sich von Tag zu Tag
Um meine Neugier zu stillen, führt mich Raffaele kurz in sein Eislabor im Keller des Gebäudes. Dort unten befinden sich nicht nur Eismaschinen und werden die Zutaten aufbewahrt, sondern dort steht auch ein Kühlschrank voller Ersatzbehälter mit frischem Eis. An dieser Stelle muss ich wissen, welche Eissorte die beliebteste in dieser Saison ist. Doch es gibt keine eindeutige Antwort. „Jeder Tag ist anders“, lacht Raffaele, „mal stürzen sich alle auf Haselnuss, dann wieder auf Stracciatella oder Erdbeere. Klassiker wie Vanille und Schoko gehen immer. Und meine besonderen Eissorten sind auch sehr beliebt.“
Oben im Café verkoste ich alle einzigartigen Eissorten, die entweder süß oder säuerlich und exotisch, aber vor allem neu für mich schmecken. Raffaele kann nicht sagen, wie viel Eis er an einem heißen Tag verkauft. „Zahlreiche Kugeln gehen da raus, allen voran nachmittags“, erklärt er. Für ihn steht nicht die verkaufte Menge, sondern die Zufriedenheit der Gäste im Vordergrund. Zum Ende meiner Schicht gibt er mir noch einen hübschen und leckeren Nussbecher aus und bietet mir einen Tisch an. Im Hintergrund läuft angenehme italienische Musik, die ich nun deutlich intensiver wahrnehme, während mein Chef für einen Nachmittag voller Elan weiterarbeitet. Er kennt sehr viele seiner Stammkunden seit Jahren und freut sich sichtlich über ihren Besuch. Plötzlich steht der Kabarettist Silvano Tuiach da und kauft sich auch ein Eis. Mit ihm machen wir natürlich Fotos.
Als wir uns verabschieden, gesteht mir Raffaele, dass er zuvor befürchtet hatte, ich könnte von den vielen Aufgaben in seinem Eiscafé überfordert sein. Doch er sei davon beeindruckt, wie ich mich geschlagen habe. Sein Lob erfüllt mich mit Stolz, denn jetzt weiß ich genau: Es ist keine leichte und einfache Arbeit, die hier verrichtet wird, und ohne Leidenschaft, Hingabe und Humor wäre sie tagtäglich nicht machbar.
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