Für Han-Noah Massengo ist der FC Augsburg seine erste Station in Deutschland. Über die neue Erfahrung, seinen neuen Trainer und vieles mehr spricht er im Interview mit Sport-Redakteur Johannes Kaiser.
Augsburg Journal: Willkommen in Augsburg! Was hat den Ausschlag für Ihren Wechsel zum FC Augsburg gegeben und wie haben Sie sich bisher im Verein und in der Stadt eingelebt?
Han-Noah Massengo: Ich habe mit Sandro Wagner, Michael Ströll und mehreren Verantwortlichen gesprochen und sofort ein gutes Gefühl gehabt. Der Plan des Vereins, die Ideen des neuen Trainers – das alles hat mich überzeugt. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass man mich hier unbedingt haben möchte. Seit meiner Ankunft fühle ich mich sehr willkommen. Wir sind direkt ins Training und in die Vorbereitungsspiele gestartet, was die Eingewöhnung leichter gemacht hat. Auch privat läuft es gut: Ich habe inzwischen meine Wohnung, bin mit meiner Frau und meinem Sohn hier – wir nehmen uns die Zeit, in Ruhe anzukommen.
AJ: Sie sind in Paris aufgewachsen, haben in Monaco und England gespielt, jetzt leben Sie in Bayern. Wie unterscheidet sich Augsburg von Ihren bisherigen Stationen – und haben Sie schon einen Lieblingsort?
Massengo: Bisher hatte ich noch nicht so viel Zeit, die Stadt zu entdecken – unser Sohn ist gerade geboren und zu Hause war viel zu organisieren. Normalerweise gehe ich in einer neuen Stadt gerne spazieren, mache Fotos, besuche verschiedene Orte. Das möchte ich bald auch in Augsburg machen. Wir waren schon in ein, zwei Restaurants, das war sehr schön. Sobald wir uns komplett eingerichtet haben, werde ich die Stadt mit meiner Familie entdecken.
Han-Noah Massengo: „Die menschliche Seite merkt man im ganzen Klub“
AJ: Sie sind gerade Vater geworden. Hat dieses neue Kapitel Ihr Verhältnis zum Fußball verändert?
Massengo: Um ehrlich zu sein: nicht wirklich. Natürlich hat man weniger Zeit für Dinge, die man früher nebenher gemacht hat – etwa Fußball-Videos schauen oder an der Technik feilen. Jetzt nutze ich die freie Zeit mehr mit meiner Familie. Aber grundsätzlich bleibt Fußball für mich gleich wichtig. Vater zu sein ist einfach ein wunderschönes Gefühl.
AJ: Im FCA-Kader gibt es einige Spieler, die französisch sprechen. Hilft Ihnen diese „French Connection“ bei der Eingewöhnung?
Massengo: Definitiv. Es ist leichter, wenn man Mitspieler hat, die denselben Weg gegangen sind – raus aus Frankreich, hinein in eine neue Kultur. Ich konnte schon vor meiner Ankunft mit einigen sprechen, wie etwa mit Chrislain Matsima. Er hat mir viel erklärt.
AJ: Hat er Sie auch von einem Wechsel überzeugt?
Massengo: (lacht) Nein, das musste er nicht, ich war bereits vollkommen überzeugt. Aber es hat definitiv geholfen.
AJ: Trainer Sandro Wagner hat Sie sofort im ersten Pflichtspiel aufgestellt. Welchen Eindruck haben Sie von ihm und der Teamatmosphäre?
Massengo: Sehr positiv. Er erinnert mich in manchen taktischen Dingen ein wenig an Vincent Kompany – viel Detailarbeit, hoher Anspruch. Gleichzeitig ermutigt er die Spieler, Dinge auszuprobieren und Fehler zu machen, weil man daraus lernt. Er ist außerdem ein sehr guter Mensch. Als er erfahren hat, dass wir ein Kind bekommen, hat er sich sofort erkundigt, wie es meiner Frau geht, ob wir Unterstützung brauchen. Diese menschliche Seite merkt man auch im ganzen Klub. Ich freue mich sehr darauf, dass wir gemeinsam etwas aufbauen können.
AJ: Wie würden Sie Ihren Spielstil beschreiben – und woran müssen Sie noch arbeiten?
Massengo: Meine Stärken liegen darin, mit Ball am Fuß nach vorne zu drängen, Intensität ins Spiel zu bringen und von hinten aufzubauen. Natürlich gibt es immer Dinge zu verbessern – jeder Spieler hat Schwächen. Aber ich versuche, das Beste aus meinen Stärken herauszuholen und gleichzeitig an den Details zu arbeiten.
AJ: Gab es Spieler, an denen Sie sich besonders orientiert haben?
Massengo: Als Kind war Ronaldinho mein Idol – auch wenn ich eine andere Position spiele. Heute lasse ich mich von vielen Spielern inspirieren, nicht nur von den ganz Großen. Natürlich schaut man sich Weltklassespieler wie Rodri oder Vitinha an, aber auch Profis aus kleineren Ligen können dir etwas beibringen. Ich schaue regelmäßig Clips, früher auch von Pascal Groß, als er noch in Brighton gespielt hat. Er hat eine unglaubliche Ruhe und Übersicht – Eigenschaften, die ich stärker in mein Spiel bringen möchte.
Bekannt für Kreativität abseits des Platzes
AJ: Welche Philosophie verfolgen Sie selbst auf dem Platz?
Massengo: Ich versuche, schon vor dem Ballkontakt zu sehen, was um mich herum passiert. Struktur ist mir wichtig, aber gleichzeitig möchte ich mir Freiheit bewahren, um unberechenbar zu sein. Am Ende geht es darum, Freude am Spiel zu haben, mutig zu sein und das Beste für das Team herauszuholen.
AJ: Sie haben für Frankreich in den Jugendteams gespielt. Träumen Sie von der „Équipe Tricolore“ – oder wäre auch der Kongo eine Option für Sie?
Massengo: Als ich jünger war, war Frankreich natürlich mein großes Ziel, gerade nach dem WM-Sieg 2018. Aber ich halte mir die Optionen offen. Ich bin Franzose, habe aber kongolesische Wurzeln. Beide Wege sind möglich, und man wird sehen, was die Zukunft bringt.
AJ: Trotz über 150 Profi-Einsätzen warten Sie noch auf Ihr erstes Tor. Ist das ein Ziel – vielleicht sogar in Augsburg vor den eigenen Fans?
Massengo: Klar ist das ein Ziel. Natürlich ist es nicht meine Hauptrolle, Tore zu schießen, aber es wäre etwas Besonderes. Gleichzeitig möchte ich mich nicht verrückt machen – wenn ich mich gut positioniere und die richtigen Wege gehe, dann wird es auch klappen.
AJ: Abseits des Platzes sind Sie für Ihre Kreativität bekannt – Fotografie, Mode. Welche Rolle spielen diese Hobbys für Sie?
Massengo: Sie spielen eine unterschiedliche Rolle für mich. Mode begleitet mich schon seit meiner Kindheit – vielleicht liegt das auch an meinen kongolesischen Wurzeln, wir legen viel Wert auf Stil. Fotografie ist in den vergangenen fünf Jahren dazugekommen. Sie hilft mir, komplett vom Fußball abzuschalten, den Kopf freizubekommen. Ich mache sehr viele Bilder, auch privat, manchmal sogar in der Kabine. Es ist ein Teil von mir geworden.
AJ: Welche sportlichen Ziele haben Sie mit dem FCA in dieser Saison?
Massengo: Wir stehen am Anfang eines neuen Projekts – für mich, für den Trainer, für das Team. Unser Ziel ist, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Persönlich möchte ich so oft wie möglich auf dem Platz stehen und dem Team helfen. Ich setze mir lieber kleine, tägliche Ziele: das nächste Spiel, die nächste Trainingseinheit. Schritt für Schritt – und dann sehen wir, wo wir am Ende der Saison stehen.
AJ: Am zweiten Spieltag treffen Sie mit Augsburg auch auf Ihren Ex-Trainer Vincent Kompany, heute Coach des FC Bayern. Freuen Sie sich auf dieses Wiedersehen?
Massengo: Ja, sehr. Ich habe großen Respekt vor ihm und seiner Arbeit. Auch wenn ich bei Burnley nicht allzu viel gespielt habe, hatten wir eine gute Beziehung. Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen – und natürlich gegen Bayern zu spielen.
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