Im Fußball gilt die alte Weisheit: Nach zehn Spieltagen lohnt sich zum ersten Mal ein Blick auf die Tabelle, um das Leistungsniveau der Vereine seriös zu bewerten. Genau zehn Bundesligapartien hat der FC Augsburg mittlerweile unter seinem neuen Cheftrainer Sandro Wagner absolviert. Trotz großer Anfangs-Euphorie ist die Bilanz von sieben Punkten und Rang 15 bis dato ungenügend. Die einzig logische Folgerung: Der FCA steckt knöcheltief im Abstiegskampf. Blickt man auf das kommende Programm, dürften die Sorgenfalten bis zum Winter wohl eher noch tiefer werden. Die kommenden fünf Gegner bis zum Jahreswechsel haben es in sich.

Zweimal lag der FC Augsburg am vergangenen Sonntag in Stuttgart in Führung, beide Male kassierte man nur wenige Minuten später den Ausgleich und in der Schlussphase sogar noch das 3:2 durch den glänzend aufgelegten Deniz Undav. Besonders bitter: Nur Sekunden zuvor vergab Samuel Essende die Riesen-Chance zur dritten Führung des Abends. Es sollte die einzige in seinem Kurzeinsatz über etwa 30 Minuten geblieben sein. Sandro Wagner begann wie auch in den allermeisten Spielen zuvor ohne „echten“ Neuner und ließ seine Zocker, Fabian Rieder, Alexis Claude-Maurice sowie Anton Kade in vorderster Linie agieren – zunächst mit Erfolg. Da den zwei selbst erzielten Toren – übrigens die ersten aus dem Spiel heraus erzielten Treffer nach zuvor 394 Minuten Flaute – drei der Stuttgarter gegenüberstanden, fuhren die Augsburger mal wieder ohne Punkte zurück nach Hause. So wie in den zwei Ligaspielen zuvor. Pflichtspielübergreifend war es die vierte Niederlage in Serie für den FCA.

Aktuell: Gegentorschnitt von 2,4 für den FC Augsburg

Der November ist generell ein trostloser Monat. Für die FCA-Fans dürfte er aktuell beim näheren Blick auf die Tabelle noch trostloser wirken. Mit 24 Gegentoren bleibt man nach wie vor die Schießbude der Liga. Der Gegentorschnitt von 2,4 lässt sich leicht errechnen und auch die logische Schlussfolgerung, dass das dauerhaft wohl zu viel ist für den Ligaverbleib. Angenommen, der Schnitt bliebe bis Spieltag 34 derselbe, der FCA würde sich abgerundet bei 81 Gegentoren einpendeln und damit sogar noch einem mehr als Vorjahresabsteiger Holstein Kiel. Wie genau Wagner diese Defensivschwäche beheben will, erklärte der 37-Jährige nach dem Stuttgart-Spiel am Sky-Mikro ähnlich wie in den vergangenen Wochen: „Einfach weiter hart arbeiten und dann sich hoffentlich belohnen durch eine gute Defensive.“ Seine eigene Abwehr hatte er gegen die Mannschaft von Sebastian Hoeneß trotz dreier Gegentore indes nicht als schwach empfunden. „Wir haben ein sicheres Gefühl gehabt in vielen Phasen“, erklärte der Trainer, fügte aber auch an: „Ganz sicher gegen diese offensive Qualität kannst du nie sein.“

Zurück zur Sicherheit und defensiven Stabilität soll es nach der Länderspielpause gegen den Hamburger SV gehen, einer Partie, die für das Projekt Sandro Wagner beim FCA vermutlich vorentscheidenden Charakter haben dürfte. Der Aufsteiger holte zwar jüngst einen Punkt gegen abermals offensiv harmlose Dortmunder und steht in der Tabelle mit neun Punkten zwei Zähler vor den Fuggerstädtern. Dies wird bei der nur drei Tage später stattfindenden Jahreshauptversammlung aber kaum als Ausrede dienen, sollte man abermals gegen den eigentlichen Underdog eine schwache Vorstellung abliefern. Wagner und seine Spieler sind daher im sechsten Heimspiel zum zweiten Sieg verdammt, will man das Projekt glaubhaft als weiter tragfähig verkaufen – besonders wenn man auf das darauffolgende Programm blickt.

Schweres Programm bis Jahresende

Den FC Augsburg erwarten nach dem HSV auf dem Papier nämlich drei deutlich schwerere Gegner. Sowohl gegen das formstarke Hoffenheim, Bayer 04 Leverkusen als auch Eintracht Frankfurt würde es nicht überraschen, wenn es die nächsten drei aufeinanderfolgenden Niederlagen gäbe. Danach folgt noch das letzte Spiel des Jahres zu Hause gegen Werder Bremen, das ebenfalls kein Selbstläufer werden dürfte. Alle diese Mannschaften stehen aktuell in den Top-Acht der Formtabelle, wobei Leverkusen und Hoffenheim für die jüngsten Spiele sogar Platz zwei und drei hinter dem FC Bayern belegen.

Als Mutmacher dienen den Augsburgern auch laut eigenen Aussagen die beiden jüngsten Auftritte gegen Dortmund und Stuttgart. Fabian Rieder, der gegen seinen Ex-Club die Führung besorgte, folgerte nach Schlusspfiff: „Beide Spiele hätten wir nicht verlieren müssen, aber es gibt uns Selbstvertrauen für die kommenden Spiele.“ Und: „Ich bin mir sicher, wenn wir so spielen über die ganze Saison holen wir unsere Punkte und belohnen uns über die kommende Zeit.“ Den Beweis gilt es am 22. November gegen den HSV zu liefern. Viel Zeit für inhaltliche Arbeit mit den Stammkräften bleibt jedoch nicht, schließlich befinden sich elf FCA-Profis aktuell auf Länderspielreise.

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