Wir sorgen rund um die Uhr für die größtmögliche Sicherheit und sind regelmäßig an den relevanten Orten präsent“, so Johanna Kruger. Kruger ist Sprecherin der Augsburger Polizei – und klingt skeptisch gegenüber der Idee, künftig eine „Nachtcrew“ in die Augsburger City zu schicken, um die Sicherheit der Nachtschwärmer zu verbessern. Genau diese Idee wurde jetzt von mehreren Parteien aus dem städtischen Rathaus formuliert.

In der Augsburger Innenstadt sollen künftig nicht nur junge Menschen abends von Club zu Club ziehen, sondern auch die „Nachtcrew“ – ehrenamtliche Helfer, die für mehr Sicherheit im Nachtleben sorgen können. Das Projekt wird von CSU und Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagen und orientiert sich an ähnlichen Modellen wie „Nachteulen“ in Erfurt und „AWA Stern“ in Wien.

Augsburg gehört zu den sichersten Großstädten Deutschlands, dennoch gibt es hier laut CSU-Fraktionsvorsitzendem Leo Dietz Situationen, in denen „niederschwellige Hilfe und direkte Ansprechbarkeit entscheidend sein können. Die Helferinnen und Helfer der „Nachtcrew“ stehen den Nachtschwärmern neutral und geschult zur Seite.“ Sie seien, so der Stadtrat weiter, weder Polizei noch Sicherheitsdienst, sondern böten Unterstützung bei Konflikten, Übergriffen oder Diskriminierung. „Durch ihre Präsenz soll präventiv Gewalt vorgebeugt und das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen in der Innenstadt gestärkt werden“, so Dietz.

An der Konzeptentwicklung sollen städtische Stellen wie Ordnungsamt, Kulturamt, Büro für Kommunale Prävention, Stadtjugendring, Sozialarbeiter und Organisationen wie Queerbeet e.V. beteiligt werden. Auch die Sicherstellung der qualifizierten Schulung der Ehrenamtlichen ist von großer Bedeutung.

Nachtcrew: Laien, Profis oder wer …?

Peter Rauscher, Fraktionsvorsitzender der Grünen, betont: „Wir fordern ein interdisziplinäres Konzept, das Awareness schafft, niedrigschwellige Hilfe bietet und das soziale Miteinander stärkt. Als homosexueller Mann kenne ich einige Beispiele, in denen Gewalt oder sexuelle Übergriffe aus dieser Angst heraus nicht angezeigt wurden.“ Gerade im Nachtleben gebe es viele Situationen, die zielführender von professionell ausgebildeten Schlichterinnen und Schlichtern niedrigschwellig gelöst werden könnten. Die Koalitionspartner wollen prüfen lassen, ob und wie die „Nachtcrew“ in Augsburg nachhaltig und effektiv umgesetzt werden kann.

Auf REPORTER-Anfrage zeigte sich Dirk Wurm, Parteivorsitzender der SPD Augsburg, grundsätzlich als Befürworter zusätzlicher Strukturen, die als Vermittler im Nachtleben dienen sollen. Einer rein ehrenamtlichen Lösung steht er jedoch skeptisch gegenüber: „Ehrenamtliches Engagement ist für unsere Stadt unverzichtbar und im Bereich Awareness-Arbeit bereits auf hohem Niveau. Es handelt sich unserer Ansicht nach jedoch um einen sensiblen Bereich, der den Einsatz von geschultem hauptberuflichem Personal erfordert. Nicht zuletzt angesichts der fehlenden Perspektive einer Schaffung von Stellen sind wir sehr skeptisch, ob das Projekt tatsächlich zielführend umgesetzt wird. Wir werden die weitere Entwicklung aufmerksam beobachten“, so Wurm.

Hilfssheriffs könnten zur Entlastung beitragen

Auch Daniel Eichinger von der Sicherheitsfirma „Eichinger Sicherheit und Service GmbH“ sieht Chancen in der Initiative, betont jedoch die Notwendigkeit klarer Aufgabenabgrenzungen: „Wenn die Rolle der ‚Nachtcrew‘ deutlich kommuniziert und als unterstützend verstanden wird, kann sie zur Entlastung beitragen. Fehlende Abstimmung könnte allerdings zu Missverständnissen führen.“

„Nur wenn dieses Projekt ohne professionelle Schulung, Leitung und Kontrolle umgesetzt wird, sehen wir die Gefahr der Entstehung einer Art „Bürgerwehr“. Solange die Beteiligten qualifiziert, sozial geschult und klar in die bestehenden Strukturen eingebunden sind, sehen wir keine Gefahr einer eigenmächtigen oder konfrontativen Dynamik“, so Eichinger.

Die Polizei Schwaben Nord sieht derzeit keinen zusätzlichen Bedarf. Sprecherin Johanna Kruger betont, dass das Nachtleben kontinuierlich beobachtet wird und eine enge Zusammenarbeit mit Ordnungsdienst, Sicherheitswacht und der Stadt besteht. „Wir sind dabei in engem und stetigem Austausch mit allen Beteiligten, darunter auch den Gaststättenbetreibern und der Stadt. Die Polizei ist an den entsprechenden Örtlichkeiten regelmäßig präsent, um die Sicherheit weiterhin zu gewährleisten“, so Kruger.

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