Kunden sparen nicht – sie versuchen zu überleben.“ Eine von mittlerweile über 200 Meinungen im Zusammenhang mit unserer Berichterstattung über Ladenschließungen in der Augsburger City. Augenoptik Stief, der Sportmodeshop „Sportkind“ sowie die Boutique „Kaufrausch“ und das Kaffeegeschäft Augustin: Vier Geschäfte in der Fußgängerzone, die aus unterschiedlichen Gründen in den nächsten Monaten schließen.

Schluss, aus vorbei: Während Optikermeisterin Sabine Stief von ihrem Vermieter eine Kündigung für ihren Laden erhalten hat, wo Bauarbeiten anstünden, ist es für das Team von „kaufrausch“ um Chefin Petra Kahn der Renteneintritt, der zur Schließung führt. Sowohl Ysabel Gfrörer von Augustin Kaffee als auch Nadine Lux und Gabi Windisch von Sportkind nennen vor allem wirtschaftliche Gründe dafür, dass sie ihre Laden-Geschäfte schließen.

Öffentliche Verkehrsmittel seien zu teuer und kompliziert

Wirtschaftliche Gründe, das beinhaltet den Vorwurf, dass die Menschen immer mehr im Internet bestellen und nicht mehr in die Läden vor Ort kommen. Wie Leserin Henriette T. meint (Anm.: Wir nennen die im Netz verwendeten Namen, der Nachname ist abgekürzt): „Viele bestellen alles im Internet – dann wundern sie sich über geschlossene Läden.“ Ähnlich Nadine S.: „Viele schieben’s auf Politik, kaufen aber selbst bei Amazon.“ Und Jorge C. fügt an: „Früher bestellten junge Menschen im Internet. Heute sind das Familien. Jede Oma kann Mails schreiben, Enkel hat’s gezeigt. Niemand schleppt mehr Tüten, wenn’s gratis geliefert wird. Lösung: stationäre Läden müssen digital liefern – visuelle Online-Besuche, Live-Shopping. War kürzlich in Boutique in der Bahnhofstraße – Kamera, Licht, Influencer-Verkauf. So geht’s!“
Weitere Hinderungsgründe für einen Einkaufsbesuch in der City: Kostspielige oder fehlende Parkplätze und teure „Öffis“, öffentliche Nahverkehrsmittel. „Was willst du dort noch kaufen? Wenige, teure Parkplätze. Kleine Läden können Pachten nicht zahlen“, diagnostiziert Anastassios T.. „Teures Parken, weniger Parkplätze, stagnierende Gehälter, Angst vor Asylanten, schlechte Politik. Das müsste alles beantworten.“ Franz O. erklärt: „Eine Tramfahrt für zwei Personen kostet über 15 €. Kein Freund vom Online-Shopping, aber was will man tun?“ Auch Karina R. meint „Öffis sind zu teuer und kompliziert, da vergeht einem der Stadtbummel“. Und Samuel M. schreibt gar: „Die Innenstadt ist unzugänglicher und kundenfeindlicher geworden. Verkehrspolitik ruiniert wirtschaftliche Entwicklung.“ Anderer Meinung ist dagegen Julia F., die begründet: „Zehn innenstadtnahe Parkhäuser, in denen man IMMER einen Platz findet. Super billig parken in der City-Galerie – in unter zehn Minuten ist man in der Innenstadt.“

Fehlende Parkplätze, unattraktiver Nahverkehr, ja wenn es dann auch noch mit den Geschäften nicht mehr passt? Beispiel Lilo S.: „Das Augustin war leider unser Stammladen für guten Kaffee. Wir werden ihn vermissen.“ Silvia B. schreibt: „Augsburg kannst vergessen. Nur noch Döner und Barbershops. Brauch ich nicht.“ Ganz ähnlich „Blauer Planet – unsere Zukunft“: „Innenstadt wird zur Fressmeile. Theaterviertel zeigt’s: nur noch Lokale, keine Gewerbe, hässlich gestaltet.“

Kommentar zu den Ladenschließungen in Augsburg: „Schade um diese Stadt“

Immer wieder ein Thema ist das Kaufhaus Galeria Karstadt, welches im Sommer 2024 für immer geschlossen hat: So wie bei Reinhold S.: „Es fehlt ein großes Kaufhaus. Mieten wohl zu hoch.“ Oder bei Brigitte: „Wenigstens ein Kaufhaus braucht eine größere Stadt.“ Oder Susi S.: „Eine Stadt ohne Kaufhaus – schwach. Oder Usch Schi: „Das Verschwinden von Karstadt hat eine riesige Lücke gerissen.“ Ein fundamentales Problem, welches mehrfach angesprochen wird: Fehlendes Geld: Monika H. meint: „Kunden sparen nicht – sie versuchen zu überleben.“ „Kunden haben einfach kein Geld mehr“, heißt es bei Manuelo S.. Und Rosi D. schreibt: „Wenige, teure Parkplätze, hohe Lebenshaltungskosten – City unattraktiv.“ Ganz ähnlich Werner S.: „Früher: shoppen, Biergarten, Kaffee. Heute: Sonderangebote und fertig.“

Bleibt der Blick nach Alternativen. Bernhard P.s einfache Diagnose: „Viele Menschen aus dem Umland fühlen sich mit dem Auto nicht willkommen und bleiben daheim.“ Jochen V. stellt fest: „Bin gebürtiger Augsburger. Früher gerne in der Altstadt. Hohe Parkgebühren, schlechte Verkehrsführung, so gewollt. Jetzt fahren die Landler nach Ulm. Schade um diese Stadt.“

Leserreaktionen: Kunden bleiben lieber daheim – oder fahren zum Einkaufen nach Ulm

Johanna S. weiß: „Ulm ist parkplatztechnisch super.“ Und Rosi D. fügt an: „Ulm ist attraktiv, weil kleiner, mit Studenten und Geld durch Wirtschaft. Augsburg hat kaum Wirtschaft mehr und verarmt durch falsche Stadtpolitik. Studenten prägen das Stadtbild nicht, die fahren nach München, wenn sie was erleben wollen.“ Michael E. meint: „Das Geld sitzt weiterhin locker, dazu muss man nur mal nach Ulm in die Innenstadt schauen. Dort ist gefühlt kein einziges Ladenlokal leer, Massen an Menschen unterwegs.“ Gitti E. befindet über Augsburg: „Schade um die schöne Stadt, sie stirbt jedes Jahr ein bisschen mehr. Letztens dort gewesen, Kippenstadt! Annastraße ausgestorben. Da fahr ich lieber nach Landsberg oder München.“ Und von Mona Mi-Di folgender Hinweis: „Innenstadt hat zu große Läden. In Passau oder Regensburg gibt’s viele kleine, das schafft Atmosphäre.“

Was bleibt? Hermine K.: „Traurig…“. Schließlich Saskia T.: „Innenstadt traurig zum Shoppen. Rathausplatz und Stadtmarkt sind noch schön.“
Am wenigsten endgültig, so hofft Sabine Stief, ist die Angelegenheit bei ihrem Laden Sabine Stief Augenoptik. Die Optiker-Meisterin hat eine schriftliche Kündigung samt Mieterhöhung auf den Tisch bekommen, dennoch will sie es weiter mit ihren Vermietern versuchen. „Ich bin demnächst 59 Jahre alt, und viele Eigentümer möchten Zehn-Jahres-Mietverträge abschließen“, so die Augsburgerin. Zwar hätten sich die Umstände in der Umgebung ihres Ladens etwa durch die Schließung von Karstadt oder des Modehauses Eckerle nicht verbessert, dennoch ist sie von ihrem Standort überzeugt.

Kaum noch Laufkundschaft

Vor einer anderen Situation steht Ysabel Gfrörer, deren Geschäftsbasis inzwischen zu schwach geworden sei. Gfrörer betreibt seit sechs Jahren das Kaffeegeschäft Augustin Exclusive, benannt nach dem Gründer, bei dem sie ihre Ausbildung absolviert und anschließend gearbeitet hatte. Erhebliche Preissteigerungen, die jeder Kaffeetrinker in den vergangenen beiden Jahren zu spüren bekommen habe, seien auch an ihrem Geschäft nicht vorübergegangen. Aber langjährige Stammkunden würden älter, blieben aus, jüngere kämen kaum nach. Was ebenfalls ausbleibe, sei Laufkundschaft. Gfrörers Konsequenz: Ende Januar 2026 schließe sie ihre Ladentür endgültig.

„Die Kundenfrequenz in der Augsburger Innenstadt ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Leider wird die Innenstadt immer unattraktiver, weil es immer weniger Auswahl und echte Einkaufserlebnisse gibt“, bedauern Nadine Lux und Gabi Windisch von Sportkind, die mit der Eröffnung ihres Geschäfts die Innenstadt bewusst unterstützen wollten. Ihr Geschäft führe sie im Internet fort, der Laden wird aber kommendes Jahr geschlossen.

Ihr Modegeschäft „Kaufrausch“ erfreue sich eines treuen Kundinnenstammes und biete bis heute eine solide Geschäftsbasis, so Petra Kahn. Ihr Grund dafür, den Laden Mitte kommenden Jahres dennoch zu schließen: Dann habe sie ebenso wie ihr Ehemann und Mitarbeiter das siebte Lebensjahrzehnt erreicht, sei es an der Zeit, sich zur Ruhe zu setzen.

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