Wenn der FC Augsburg am kommenden Sonntag am 10. Spieltag beim VfB Stuttgart gastiert, stehen mehrere Personen im Fokus. Neben Ermedin Demirovic, der seit Sommer 2024 für die baden-württembergischen Schwaben auf Torejagd geht, handelt es sich auf Seiten der Augsburger hauptsächlich um Alexis Claude-Maurice.

Der Franzose, als spielstarker Zehner im Sommer des Vorjahres kurz vor Transferschluss verpflichtet, galt als eine der Entdeckungen der Bundesliga in der Vorsaison. Mit spektakulären Dribblings sowie 9 Toren und drei Assists trug er maßgeblich zur drittbesten Saison der Vereinsgeschichte bei. Dies brachte ihn auch bei anderen Clubs aufs Radar – die Stuttgarter sollen wenige Stunden vor Transferschluss dazu bereit gewesen sein, 22 Millionen Euro für den Edeltechniker auf den Tisch zu legen. Doch Sportdirektor Benjamin Weber und Geschäftsführer Michael Ströll lehnten das lukrative Angebot ab. Noch höher sei der sportliche Wert, den der 27-Jährige für den FCA habe.
Nun, etwa zwei Monate später, könnten sich das erste Mal Reuegefühle breitmachen, blickt man auf das abgelehnte Angebot zurück. Denn in Claude-Maurices sechs Einsätzen in der laufenden Spielzeit zeigte er zwar einige Dinge, die ihn bereits in der Vorsaison ausgezeichnet hatten, wie die Qualität im Eins gegen Eins oder den Willen, sich selbst Abschlüsse zu erarbeiten. Wirklich von Erfolg gekrönt waren seine Ballaktionen jedoch nicht. Bis dato konnte er noch keinen einzigen Scorerpunkt beisteuern, dabei bräuchte es seine kreativen Impulse derzeit mehr denn je.

Der FCA wartet seit vier Pflichtspielen auf ein Tor aus dem Spiel

Die Lage des FC Augsburg in der kurzen Ära Sandro Wagner ist prekär. Mit sieben Punkten aus den ersten neun Spielen läuft man den eigenen Ansprüchen gewaltig hinterher, zuletzt folgte eine englische Woche zum Vergessen. 0:6, 0:1 und noch einmal 0:1 lauteten die enttäuschenden Ergebnisse gegen RB Leipzig, den VfL Bochum sowie Borussia Dortmund. Zwar war gegen den BVB neben einer stabileren Defensive eine generelle Leistungssteigerung erkennbar. Am Ende stand jedoch die dritte Niederlage in Serie fest. Fast noch beunruhigender als die Ergebniskrise stellt sich die offensive Harmlosigkeit dar. Der FCA wartet seit nunmehr vier Pflichtspielen auf einen Treffer aus dem Spiel heraus. Das letzte Tor für Rot-Grün-Weiß fiel beim 1:1 gegen den Aufsteiger Köln – ein Elfmetertor von Fabian Rieder.

Ob mit oder wie zumeist ohne echten Mittelstürmer, die Augsburger tun sich ungemein schwer damit, überhaupt Großchancen zu kreieren. Aktuell ist es im Schnitt eine pro Spiel. Im Vorjahr unter der defensiven Herangehensweise von Jess Thorup waren es noch 1,5. Zum Vergleich: Der Tabellenletzte Heidenheim generiert mit zwei Großchancen pro Spiel doppelt so viele. Aufsteiger Köln schafft im Schnitt sogar 2,9. Seit jeher greift im Fußball die alte Weisheit: Wer gewinnen will, muss Tore erzielen. Wer Tore schießen will, muss sich erst einmal Chancen erarbeiten, und das gelingt dem FCA derzeit so schlecht wie keinem anderen Team der Liga.

Alexis Claude-Maurice besorgte letzte Saison die wichtigen Tore

Damit zurück zu Claude-Maurice. Der quirlige Offensivspieler überperformte in der vergangenen Saison seinen Expected-Goals-Wert deutlich (9 Tore aus 4,74 xG), traf also öfter als statistisch erwartbar. Diese Fähigkeit wird auch in der aktuellen Saison für den FCA entscheidend sein, denn wer wenig Chancen kreiert, muss die wenigen, die da sind, konsequent nutzen. Dies gelang den Augsburgern gegen Freiburg, Bayern und Wolfsburg gut, in den vergangenen Wochen jedoch nicht mehr. In der Vorsaison lieferte Claude-Maurice gegen Gladbach seine stärksten Saisonleistungen, ein Team, zu dem er Jahre davor gerne gewechselt wäre. Am Sonntag hat er in Stuttgart nun die Chance, das Gleiche zu tun und so sich und dem ganzen Verein mehr Luft zu verschaffen.

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