Start Kultur Die großartige Karriere des Augsburger Operntenors Ulrich Reß

Die großartige Karriere des Augsburger Operntenors Ulrich Reß

Kammersänger Ulrich Reß wird am 29. Oktober 66 Jahre alt.

Zum Geburtstag von Ulrich Reß: Er spielte und sang mehr als 100 Rollen, war Kaiser, Priester und Hexe, Tanzbär und Zirkuschef, Steuermann und Spaßmacher, Mörder und Opfer, Moshammer, Mime und Mohr, Engel und Elektriker !?

Obwohl Elektriker war er nie wirklich. Während seiner E-Lehrzeit Mitte der 1970er Jahre bei den Augsburger Stadtwerken eilte Ulrich Reß nach Feierabend zu Gesangsstunden im Leopold-Mozart Konservatorium – mit Erfolg. Statt „Elektro“ stand irgendwann die Strauss-Oper „Elektra“ auf dem Dienstplan.

Die Karriere von Kammersänger Ulrich Reß ist großartig. Als Tenor ist der vierfache Familienvater und inzwischen auch dreifache Opa, der in Gersthofen lebt, beliebt und bewundert – vor allem auch in München, wo er nach einigen Jahren am Augsburger Stadttheater nahezu 40 Jahre zum festen Ensemble der Bayerischen Staatsoper zählte – ein Star ohne jegliche Allüren, ebenso im ganz normalen Leben ein sympathischer, hilfsbereiter, geselliger Zeitgenosse, der auch in Gespräche stets den richtigen, verbindlichen Ton trifft. Der „Uli“ ist zum Beispiel auch als Stammtischbruder beim montäglichen Kahn-Treff gern dabei und gern gesehen, zumal er auch lukullisch ein Genießer ist und selbst gerne kocht.

Staatsintendant Serge Dorny: “Wir verneigen uns” vor Ulrich Reß

Seine große Beliebtheit war auch beim offiziellen Abschied in den Ruhestand spürbar, der offiziell erst jetzt im Herbst beginnt, wegen der Theater-Sommerferien aber bereits zum Saisonende gefeiert wurde. Im Rahmen von Richard Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ wurde Reß als dienstältestes Ensemblemitglied der Staatsoper nach mehr als 2.000 Auftritten (ohne Konzerte) verabschiedet.

„Wir verneigen uns heute“, so Staatsintendant Serge Dorny, „nicht nur vor dem Sänger und Ausnahme-Darsteller Ulrich Reß, sondern auch vor ihm als Mensch. Er ist ein Kollege, wie man ihn sich nur wünschen kann.“ Als Abschiedsgeschenk gab es für den „Uli“, dessen Garderobe nach ihm benannt wurde, das Original-Kostüm des Valzacchi (geschneidert von dem bekannten Bühnen- und Kostümbildner Jürgen Rose) aus einer früheren Otto-Schenk-Rosenkavalier-Aufführung, die zu seinen Paraderollen zählt. Das Rokoko-Gewand hat der Tenor mehr als 100 mal getragen, jetzt bekommt es einen Ehrenplatz zuhause neben seinem Klavier im Musikzimmer.

Als erklärter leidenschaftlicher Familienmensch habe Reß auch die Beziehungen seiner Opernfamilie mit viel Herzblut und großem sozialen Engagement gestaltet, so Intendant Dorny weiter, der auch hervorhob, dass der Sänger gern seine Erfahrungen auch mit den jüngeren Kollegen geteilt und so deren Berufsweg unterstützt habe. Erfahrung gesammelt hat Ulrich Reß, dessen Bruder Wolfgang Reß (70) ebenfalls bekannt ist als Pianist sowie langjähriger Chef der Sing- und Musikhochschule „Mozartstadt Augsburg“, nicht nur in zahlreichen Haupt- und Nebenrollen der unterschiedlichsten Opern von A wie „Adriana Lecouvreur“ bis Z wie „Zauberflöte“, sondern auch bei Gastauftritten auf anderen Bühnen in Hamburg, Stuttgart oder Bayreuth; ebenso im Ausland – etwa in London, Nizza, Straßburg, Barcelona, Athen wie auch im fernen Japan.

Der Kammersänger reist gerne in ferne Länder

Unterwegs ist Ulrich Reß mit seiner Frau Petra auch sonst gerne in fernen Ländern – etwa in China, woher Schwiegertochter Look stammt, deren Mann Chris Reß als Manager der Bobs-Gastronomie bekannt ist. Aber auch in heimischen Gefilden – gerne mit dem E-Bike – gefällt es Familie Reß. Wer jetzt aber glaubt, Urlaubspläne lassen sich jetzt uneingeschränkt schmieden, täuscht sich. Weil für Uli Reß ist auch mit 66 – so alt wird er am 29. Oktober – noch lang noch nicht Schluss. Er hat bereits Verträge für Gastauftritte in München in der Tasche – speziell für Rollen, die er kennt und für die er sich das Texte-Lernen sparen kann. So gibt er im Herbst den Dr. Blind in der Fledermaus, ist in Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“, in Antonin Dvoraks „Rusalka“ und in der als Schocker und Meisterwerk bewerteten Oper „Die Teufel von Loudun“ von Krzysztof Penderecki dabei. Insgesamt rund 20 Abende in unterschiedlichsten Rollen sind schon gebucht. Die Aria finale ist also noch nicht angestimmt … (bub)

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