Für die „Orfeo ed Euridice“-Inszenierung schaffte Intendant André Bücker 600 VR-Brillen an, um sie dem gesamten Publikum im Martini Park für die Szenen in der Unterwelt zu Verfügung zu stellen. Damit begann 2019 das digitale Zeitalter am Staatstheater. Den großen Durchbruch brachte erst die Coronapandemie, der VR-theater@home-Versand mit exklusiven 360°-Video-Produktionen lief erfolgreich.
„Die Lockdowns haben wie ein Katalysator gewirkt, plötzlich war das Interesse an Digitaltheater riesig. Unsere glückliche Startposition und die schnelle Einführung von neuartigen Formaten haben uns geholfen, überregional und sogar international Bekanntheit für unser Digitaltheater zu erlangen“, erklärt Benjamin Seuffert, der zusammen mit Lukas Baueregger die Digitalsparte am Staatstheater Augsburg leitet.
Sei kinderleicht: das VR-theater@home
Kinderleicht ist das VR-theater@home: Man bekommt ein Paket mit einer VR-Brille, die man einfach einschalten und aufsetzen kann. „Diese Einfachheit hat zu großem Erfolg geführt, weil wir so auch Publikum erreicht haben, das eher skeptisch gegenüber der Technik ist“, so Seuffert.
Das Team betreibt das deutschlandweit führende Digitaltheater und wurde mit dem Augsburger Medienpreis 2025 für seine innovative Arbeit ausgezeichnet. Zu den vermehrten Anfragen, die nicht aus dem direkten Einzugsbereich von Augsburg kommen, sagen die Leiter: „Das ist für Theater eigentlich untypisch und freut uns sehr. Durch unseren VR-theater@home-Versand können wir ohne weite Anreisen trotzdem unser Theater präsentieren.“
Das Team ist im ständigen Austausch mit allen anderen Theatern, die Interesse an digitalen Projekten haben. „Auch diese Art von Kooperation und ‚sich in die Karten schauen lassen‘ ist im Theater selten, aber wir sind überzeugt, dass sich dieses sehr neue Feld nur durch ein hohes Maß an gegenseitigem Wissensaustausch weiterentwickeln lässt“, betont Seuffert.
Blick in die Zukunft des Digitaltheaters in Augsburg
Für die kommenden Jahre können Seuffert und Baueregger noch keine genauen Pläne nennen. „Die technischen Möglichkeiten erweitern sich so schnell, und das ist ja auch das Spannende, damit zu forschen und zu experimentieren“, erklären sie. Mit jeder neuartigen Produktion steigt ihr Personal- und Hardwarebedarf, doch das Digitaltheater versucht, mit bestehender Technik sehr nachhaltig umzugehen und mit vorhandenen Ressourcen Neues zu schaffen.
Am 10. und 11. Oktober feiert das Digitaltheater sein fünfjähriges Jubiläum. Dabei wird nicht nur zurückgeblickt, sondern auch diskutiert, welche digitalen Themen künftig Gesellschaft und Bühne prägen werden.
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