Das Pumpen hört man im ganzen Ausstellungsraum: Im räumlichen Zentrum der 75. Großen Schwäbischen Kunstausstellung in Halle 1 – Raum für Kunst im Glaspalast steht das „Heart“, also Herz, von Guido Weggenmann. Auch abseits dieses überdimensionalen Organs aus GFK scheinen sich die Einreicher unabhängig voneinander auf das Thema „Mensch“ geeinigt zu haben: eine „Superwoman“ (Eva Radek) ist ebenso ausgestellt wie ein zum Leben erwecktes Klassenfoto (Erika Kassnel-Henneberg mit „Post Mortem“). Laut Norbert Kiening, Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler Schwaben-Nord und Augsburg, spiegele die Ausstellung auch „die Themen, die in der Gesellschaft gespielt werden.“

Die Große Schwäbische weilt zum fünften Mal im Glaspalast im Augsburger Textilviertel. Eingerichtet von Kiening und Bernd Hohlen. Nach Stationen im Schaezlerpalais gibt es nun Platz auch für großformatige Installationen. Und im Vergleich zum Abaraxas, wo die Ausstellung ebenfalls weilte, weniger Schwierigkeiten, für die Ausstellung Beachtung zu finden. Kiening sagt, auch die Rückmeldungen seien positiv gewesen, seit die Ausstellung im Glaspalast ist. Auch der BBK hat im Glaspalast einen neuen „Heimathafen“ gefunden. „Das ist natürlich praktisch“, sagt Kiening – denn von der Großen Schwäbischen bis zur neuen BBK-Galerie sind es so nur noch einige Sekunden mit dem Aufzug bis zu den lichtdurchfluteten, hohen Räumen mit einer Einzugsausstellung, einer kleinen Rückschau der Großen Schwäbischen und Büro. Daneben sind sie nun direkter Nachbar der Galerie Noah, dem H2 und dem Kunstmuseum Walter. „Wenn wir da ein gutes Miteinander finden, wie mit den Städtischen Sammlungen, kann das viel befördern“, sagt Kiening. Ebenso könnten Menschen, die sich für zeitgenössische Kunst interessieren, nicht nur die Halle 1 besichtigen. „Ich würde mich freuen, wenn Leute danach noch zum BBK hochkommen.“

75. Große Schwäbische Kunstausstellung: 144 Frauen reichen ein – Rekord

Von den 218 Einreichern – Rekord – sind 144 Frauen. Auch bei den Werken haben die Künstlerinnen die Nase vor: Von 94 ausgewählten Werken sind 54 von Künstlerinnen.

Die Kunstausstellung ist ein gemeinsames Projekt des BBK Schwaben-Nord und Augsburg und des BBK Allgäu /Schwaben-Süd. Vertreter dieser Verbände sitzen auch in der Jury für den Kunstpreis der Stadt Augsburg. Der Preis, dotiert mit 2000 Euro, geht dieses Jahr an Hannes Goullon für seine Skulptur „Ohne Titel #S1/21“. Ein aufgeständerter Bootsrumpf, geschnitten aus einem Kastanienbaum. „Ich habe selten so eine einstimmige Entscheidung für einen Kunstpreis gesehen wie hier“, sagt Kiening.

Einer der dienstältesten ausstellenden Künstler ist Klaus Konze. Der Augsburger Maler und Zeichner gestaltet bereits die 60. Große Schwäbische Kunstausstellung mit. Von den Ausstellungen 1961 und 1962 hat er zum Pressegespräch die Kataloge mitgebracht, die er aufgehoben hat. Bei seiner Teilnahme 1961 hatte er gleich ein „Topjahr“: „Da habe ich meine Arbeit gleich verkauft“, erinnert sich Konze mit einem Lächeln.

Auch beim BBK ist Konze bereits seit 1965 Mitglied. „Herr Kiening ist meine neunte Vorstandschaft im BBK“, erklärt er. Die beiden kennen sich bereits seit über zwanzig Jahren. Und auch beim BBK ist Konze schon lang: „Ich war damals ja eigentlich noch jung und es waren welche dabei, die auch schon 60, 70 oder älter waren, die hatten wir als Vorbild. Aber man fühlte sich in einem Kreis, wo man sagt, da bin ich jetzt dabei, von denen kann ich lernen. Man fühlte sich in den Künstlerkreis mit integriert.“

Durch Konzes Werke zieht sich das Thema Landschaft wie ein roter Faden. Auch die Arbeit, die er bei der diesjährigen Großen Schwäbischen ausstellt, stellt eine unbestimmte Landschaft dar. Eine Arbeit mit mehreren großen Pinseln. Konze erklärt, in seinen früheren Arbeiten waren Impressionisten wie William Turner seine Vorbilder. Und solange die Gesundheit mitmacht, ist er bei der großen Schwäbischen dabei: „Zum Schluss erstelle vielleicht noch ein paar große Formate.“

Führungen mit Kunstvermittlern namens „KunstKontakt“, sind buchbar. Jeweils Samstag um 15 Uhr; vom 2. Dezember bis 6. Januar. Kaufinteressierte füllen etwa eine der ausliegenden Kunstkauf-Karten aus.

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