Wenn Paukenfelle baden gehen, darf es am Staatstheater Augsburg gern das klare Wasser aus dem Hanreibach sein. Das erklärt dem Augsburg Journal Marcus Linke bei einem Vorort-Termin. Er wartet die Pauken der Augsburger Philharmoniker. Die Felle werden gewaschen, damit sie zum Probespiel im April bereit sind für die Bewerber: 40 bei den Vorprobespielen, 16 beim Probespiel.
Gesucht wurde ein Nachfolger für den aktuellen Solo-Pauker Claus Weißerth, der zum Spielzeitende in Augsburg in Ruhestand geht. Weißerth kann auf 34 Spielzeiten bei den Augsburger Philharmonikern zurückblicken. Sechs Generalmusikdirektoren hat er erlebt. Im Laufe seiner Karriere hat der Gersthofer in den meisten Orchestern im süddeutschen Raum gespielt. Darunter an der Bayerischen Staatsoper und im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. „Bei allem, was ich in den vielen Berufsjahren gemacht habe: Die Augsburger Philharmoniker sind mein Orchester“, sagt er im Gespräch mit dem AJ. Hier mache die Vielseitigkeit seinen Dienst interessant und bunt.
Claus Weißerth produziert mit seiner Firma weltweit gefragte Schlegel, etwa für die Wiener Philharmoniker
Neben dem Musizieren produziert Weißerth mit seiner Firma Schlägel für fast alle Schlaginstrumente. Sie werden in weltweit bedeutenden Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern gespielt. Angefangen hatte er als Student, weil ein eigener Nachkauf enttäuschend verlief. Der Pauker betont: „Ein Schlägel ist etwas sehr Persönliches“, wie der Bogen für einen Geiger. Weißerth verabschiedet sich vom Staatstheater-Publikum unter anderem mit „Turandot“ – „für einen Pauker eine der schönsten Opern, die man spielen kann“. Danach hängt der 62-Jährige die Schlägel aber nicht an den Nagel, sondern steigt wieder aktiv bei der Trachtenkapelle Hirblingen ein, wo er immer noch Mitglied ist: „Darauf freue ich mich wirklich. Denn Blasmusik ist immer Wellness für meine Schlagzeugerseele“, sagt Weißerth.
Bevor Weißerths Nachfolger gefunden werden kann, kommt Marcus Linke aus Bremen und tauscht bei sechs der 14 Staatstheater-Pauken die Felle aus. Orchestermanager Richard Mayr erklärt, dass das regelmäßig passiere, einmal im Jahr. Linke, selbst freischaffender Pauker und Schlagzeuger, reist durch halb Deutschland und auch international, um Schlaginstrumente zu restaurieren und reparieren.
Für gute Pauken braucht man erst einmal: große Ziegen
Die Felle, zwischen 0,19 und 0,23 Millimeter dick, kosten als Naturfell rund 350 bis 500 Euro pro Stück. Plastikfelle gibt es ab 150 Euro.
Wie der stellvertretende Solopauker Michael Ahne erklärt, ist aber nicht jedes Fell für eine Pauke geeignet: Verletzte und ungleichmäßig gewachsene Felle gehen zum Beispiel nicht. „Und man braucht erstmal eine große Ziege, um die Pauke bespannen zu können.“ Wenn die Felle getrocknet sind, muss man die Pauken einmal einstimmen, erklärt er. Ahne freut sich über die neu bespannten Pauken: „Das ist wie ein neues Instrument. Man tut sich leichter und es macht mehr Spaß.“ Den hat hoffentlich auch Weißerths Nachfolger.