Man könnte sagen, ein finanzielles Loch machte sie zur Mode-Revolutionärin: Die Wahl-Augsburgerin (gebürtig aus dem Odenwald) Tanja Müller, kreative Fremdsprachenkorrespondentin, langjährige Assistentin der AZ-Chefredaktion und Mutter von zwei Söhnen (Niklas 24 und Moritz 27), war nicht auf das abrupte Ende ihrer Ehe vorbereitet, als es passierte. „Ich war geschockt und stand vor einem finanziellen Loch. Von jetzt auf gleich hatte ich ein gesperrtes Konto,“ erinnert sich Tanja Müller an diesen Moment vor rund 13 Jahren.

In der nachfolgenden Zeit der Höhen und Tiefen fiel dann aber der Anstoß für ihre neue Karriere als Designerin, inspiriert durch ihren Sohn Niklas. „Es war sehr heiß, und ich trug eine Jogginghose, in der ich furchtbar schwitzte. Niklas, der damals 13 Jahre alt war, schnitt mit einer Schere kurzerhand die Hosenbeine ab. Eins davon zog er sich dann selbst als Kleid an. So entstand die Idee eines flexiblen Kleidungsstücks“, erinnert sich Tanja Müller. Die spontane Aktion inspirierte sie nämlich dazu, Kleider zu entwerfen, die sich binnen Sekunden verändern lassen. „Mama, schwör mir, dass du Kleider entwirfst“, bat Niklas damals. Und so entstand die Idee für „Simple Dress“– ein Kleid, das extrem wandelbar ist; ob mit Ärmel oder ohne, nur als Rock oder als Bolero-Weste – alles ist in Sekunden, dank zahlreicher Reißverschlüsse, umgestylt.

Tanja Müller: Idee nach Ehe-Aus

Zwar hat die Designerin ein gutes Gespür fürs Gestalten – Nähen sei aber nicht ihre Stärke, gesteht sie. Daher wird sie von Sonja Reininghaus unterstützt, die ihre Maßschneiderei am Hunoldsgraben hat. Sie half ihr, die kreativen Ideen in die Tat umzusetzen.

Zusammen entwickelten sie die modischen Stücke, die nicht nur stilvoll sind, sondern auch funktionell. Mit einem innovativen Zip-System können Teile verändert und kombiniert werden – eine Erfindung, die die Kleiderschränke der Damenwelt revolutioniert, mit ökozertifizierten und nachhaltigen Stoffen.

Neben ihrer Designkarriere arbeitet Tanja Müller nach wie vor als Assistentin der Chefredaktion bei der Augsburger Allgemeinen und schafft den Spagat zwischen Hauptberuf und Nebenerwerb. Mit Hilfe ihres Sohnes Moritz als Ideengeber heißt ihre inzwischen geschützte Modemarke „Madame Zip“. Als neuestes Kleidungsstück, das ähnlich gearbeitet ist, gibt es nun auch Hosenanzüge. Ihre Kundinnen, von Mitte 20 bis Ende 80, sind hauptsächlich aus Augsburg. Aber nicht nur – seit sie vor ein paar Jahren als Protagonistin der ZDF-Doku „37 Grad“ einem breiten TV-Publikum vorgestellt wurde.

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