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Dienstag, 08. Juli 2025

Wie „Sensemble“-Gründer Sebastian Seidel nach 25 Jahren in die Zukunft blickt

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„Unvergesslich war die Eröffnung unseres freien Theaters an meinem Geburtstag, 27. Mai 2000, mit einer Uraufführung“, erinnert sich Sebastian Seidel, der gemeinsam mit seiner Frau Anne Schuester seitdem das Sensemble Theater leitet. „Die Atmosphäre in der Garderobe, das Knistern im Saal und der begeisterte Applaus am Schluss – all das ist mir bis heute in Erinnerung.“

Als Seidel 1989 das Germanistentheater der Universität Augsburg mitbegründete, stellte er fest, dass „Ideen für zeitgenössisches Theater in Augsburg angenommen werden und sich ein interessiertes Publikum findet. Ein freies Theater mit eigener Spielstätte für Erwachsene gab es damals in Augsburg noch nicht. Also haben wir die Chance ergriffen und eines gegründet“, erklärt Seidel. „Am Anfang wollten wir kein Stück spielen, das älter als zwanzig Jahre ist – nur Klassiker in gegenwärtiger Umsetzung. Das hat sich natürlich geändert, allein schon weil wir zum Beispiel die Stücke ,Der Messias‘ seit 2002 und ,Hamlet for You‘ seit 2006 spielen. Aber der Anspruch ist geblieben, möglichst viele Stücke entweder selbst uraufzuführen oder brandaktuelle Stücke von lebenden Dramatikerinnen und Dramatikern zu spielen.“

Künstler wie Jörg Schur, Birgit Linner und Christian Krug haben das Sensemble mitgeprägt

In den vergangenen 25 Jahren haben Künstlerinnen und Künstler wie Jörg Schur, Birgit Linner und Christian Krug, die bis heute noch dabei sind, das Sensemble Theater mitgeprägt. Auf die Frage, wie es gelingt, Mitstreiter langfristig zu halten, verrät Seidel: „Das Geheimnis ist vielleicht die Möglichkeit, sich künstlerisch in allen Lebensphasen einbringen und ausleben zu können. Ein permanenter Prozess und Diskurs auf Augenhöhe. Es ist ein großartiges Privileg, ein eigenes Theater zu betreiben – das ist meiner Frau und mir sehr bewusst. Wir sind dankbar, wie sich alles entwickelt hat. Viele glückliche Umstände sind zusammengekommen. Nur gemeinsam mit vielen lieben Menschen um uns herum, unseren Kindern Leon und Luzie sowie den zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern war das ‚Wunder‘ Sensemble Theater möglich.“

Sensemble-Team (v.li.): Anne Schuester, Birgit Linner, Jörg Schur, Sebastian Seidel.

Jährlich verzeichnet das Theater circa 150 Vorstellungen und circa 15.000 Besucher. Für die nächsten 25 Jahre heißt es: „Um ein Theater betreiben zu können, müssen sehr viele Faktoren zusammenkommen. Nicht alle liegen in der eigenen Hand. Wir denken von Spielzeit zu Spielzeit, von Inszenierung zu Inszenierung. Solange die Ideen so sprudeln wie derzeit, das Publikum kommt und wir die notwendigen finanziellen Mittel bekommen, machen wir gerne weiter. Und hoffentlich finden sich Idealistinnen und Idealisten, die eines Tages das Sensemble übernehmen.“

Abschließend erklärt Seidel: „Der Wunsch, die Welt künstlerisch zu verändern und zu gestalten, treibt mich und uns weiter an. Täglich passiert so viel, das können wir nicht unbearbeitet lassen! Und mit der Zeit entwickelt man ein besseres Gespür für Auszeiten, um einen Burn-out zu verhindern.“

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