Manchmal sind es unscheinbare Entscheidungen, die eine lange Geschichte nach sich ziehen. Bei Alexander Bochmann war es der Moment, als er vor elf Jahren beschloss: Die Haare werden nicht mehr geschnitten. Der Anlass war ernst. Sein Opa war schwer an Krebs erkrankt, und Alexander wollte ein Zeichen setzen. „Es war mein stilles Versprechen: Solange er kämpft, wachsen die Haare mit“, erinnert er sich.
2014 starb der Großvater. Die Haare blieben – erst aus Trauer, dann aus Gewohnheit, schließlich als Symbol. Nun kam der Schnitt. Beim Augsburger Friseur Robert Lechner (Art of Cut) nahm Bochmann auf dem Stuhl Platz. Am Ende lag ein Zopf von 35 Zentimetern auf dem Tisch, bestimmt für die Perückenherstellung für krebskranke Kinder. „Damit schließt sich ein Kreis“, sagt der 45-Jährige. „Es fühlt sich gut an, wenn daraus jemand anders etwas Positives ziehen kann.“
Bekannt ist Bochmann allerdings nicht hauptsächlich wegen seiner Frisur, sondern durch seine Leidenschaft am Pokertisch. 2017 gewann er in Manchester den Weltmeistertitel. „Poker hat viel mit Mathematik und Psychologie zu tun“, erklärt er. Schon als Kind habe er Zahlen geliebt, Geschichten, die ihn bis heute begleiten. Zum 30. Geburtstag saß er in Las Vegas zum ersten Mal an einem richtigen Tisch – der Beginn einer Nebenbeschäftigung, die ihn bis in die Poker-Nationalmannschaft brachte.
Bochmann las Fachbücher, studierte Strategien, spielte auf Turnieren in Augsburg, Hamburg oder Tschechien. Er beobachtete, lernte, verfeinerte seine Taktik. „Poker ist Denksport, ähnlich wie Schach. Man braucht Konzentration, Geduld und das Gespür für Menschen.“ In Manchester zahlte sich all das aus – nach einem langen Turnier hielt er schließlich den Titel in den Händen. Ein Meilenstein, aber immer nebenbei. Hauptberuflich arbeitete er damals wie heute in anderen Feldern: erst im IT-Bereich, inzwischen als Gebäudeenergieberater bei der A&P.M Energieberatung.
Poker rückt in den Hintergrund – jetzt mehr Zeit für die Familie
Die Pokertouren führten ihn dennoch durch Europa und sogar in die Karibik. „Natürlich war das aufregend“, sagt er. Mit der Geburt seiner Tochter trat das Spiel in den Hintergrund. „Poker braucht Training und viel Zeit – und die gehört momentan der Familie.“
Der Tag beim Friseur war trotzdem besonders. „Nach so vielen Jahren war es schon mulmig. Da fragt man sich: Geht damit auch ein Stück Erinnerung an den Opa verloren?“ Am Ende überwog die Zufriedenheit, auch mit der neuen Frisur. „Es sind nur Haare – aber für jemand anderen können sie wertvoll sein.“
Friseur Robert Lechner nickt anerkennend. Männer mit Haarspenden werden immer gebraucht. „Eine schöne Geste und ein starkes Signal.“
Bochmann selbst hofft, dass seine Aktion andere inspiriert. „Wenn ein paar Menschen anfangen, über Haarspenden nachzudenken oder generell ein Zeichen gegen Krebs setzen, dann ist schon viel erreicht.“
Elf Jahre Haare sind weg – die Geschichte dahinter bleibt.
Wer ebenfalls eine Haarspende oder eine Geldspende für Krebskranke abgeben möchte, kann dies unter www.haare-spenden.de tun.
Für Alexander Bochmann war es alles andere als ein Routinebesuch beim Friseur. Nach elf Jahren ließ er sich von Profi-Friseur Robert Lechner zum ersten Mal die Haare wieder komplett abschneiden. Den 35 Zentimeter langen Zopf spendet er an krebskranke Kinder.
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