Manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben, die am meisten Spaß machen – egal ob man zwei Beine oder vier Hufe hat. Kokomo hat jedenfalls große Freude am „Spaziergang“ mit seinem Besitzer Frank Ritter, der den neunjährigen Wallach mit Halfter und Strick neben dem Reitplatz in Jettingen grasen lässt. Liebevoll tätschelt er seinem Hochleistungssportler den Hals, während der Hannoveraner voller Leidenschaft die grünen Halme aus der Erde zupft.

Kokomo B, wie die Schönheit auf vier Beinen korrekt heißt, ist einer von zwei sensationellen Neuzugängen des Augsburger Unternehmers Frank Ritter (58). Was andere in Sportkarossen, Yachten oder gar Flugzeuge investieren, steckt er lieber in seine Vierbeiner. Insgesamt sind es inzwischen elf Pferde, die er sein Eigen nennt. Seit dem Verkauf des Familienunternehmens vor gut vier Jahren, das er mit seinem Bruder Ralf vom Vater übernommen und viele Jahre erfolgreich geführt hatte, konzentriert sich der Pferdeliebhaber jetzt auch geschäftlich voll und ganz auf seine große Leidenschaft. Neben den Pferden selbst gehört inzwischen auch der Online-Handel für Pferdeartikel „Fundis“ sowie die Firma „Horse Gym“ für Pferde-Laufbänder, bei der auch Tochter Leonie in verantwortlicher Position arbeitet, zum Portfolio.

Frank mit seinem Kokomo beim Grasen auf der Anlage in Jettingen.

Luxus-Invest in Pferde mit Weltklasse

Dieses Jahr gilt seine ganze Aufmerksamkeit jedoch vor allem den Sport-Pferden. Denn vor allem Kokomos „Kollege“, der erst vor wenigen Wochen aus dem hohen Norden in unsere bayerischen Gefilde wechselte und sogar noch wertvoller ist, sorgte sogar international für Aufsehen. „Querelen um einen vierbeinigen Superstar“ schrieb zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung über den jüngsten Zuwachs im Jettinger Sportstall, der weltweit als absolutes Top-Pferd gehandelt wird: Zuccero HV, 13-jähriger Deckhengst im Besitz des Holsteiner Züchter-Verbands, der jetzt aus Geldsorgen Ritter die Sportrechte verkauft hat, gilt nicht nur laut SZ als „vierbeiniger Superstar“ und „sprunggewaltiges Ausnahmetalent“. Mit seinem bisherigen schwedischen Reiter Rolf-Göran Bengtsson (63) war der Schimmel bereits die vergangenen fünf Jahre erfolgreich unterwegs – vom Mannschaftsgold 2023 bei der EM bis zur Olympia-Teilnahme im letzten Jahr. Zucceros Gewinnsumme an Preisgeldern beläuft sich heute schon auf über eine halbe Million Euro.

Zucceros Umzug in den Süden könnte für den Schweden das Karriere-Ende bedeuten, zumindest im ganz großen Sport. Profi-Reiter Max Weishaupt (35), der vor einigen Jahren von seinem Vater Josef die Verantwortung für den heimischen Sportpferdebetrieb übernommen hat, erhofft sich durch ihn genau das Gegenteil, nämlich den Start einer internationalen Karriere: „Es ist ein Traum, ein so gut ausgebildetes Pferd auf so hohem Leistungsniveau übernehmen zu dürfen“, freut er sich.

Das Dreamteam Zuccero, Sponsor Frank Ritter (re.) und sein Neffe, Profireiter Max Weishaupt, starten durch.

Mit dem Zukauf der beiden Top-Pferde ermöglicht Frank Ritter nicht nur seinem Neffen Max, Sohn der Schwester seiner Frau Annette, einen langgehegten Traum – sondern auch sich selbst: „Solche Pferde zu besitzen, war schon immer mein Traum! Das ist vergleichbar mit der Formel 1 bei Autos. Die sind qualitativ ganz oben, das macht unheimlich stolz. Natürlich hoffe ich, dass sie gesund bleiben und erfolgreich sind. Aber allein dabei zu sein, macht riesig Spaß – und ist natürlich auch wahnsinnig aufregend!“

Mit dem Einstieg ins „Turnierteam Riesenbeck International“ reitet Max Weishaupt jetzt in der Superliga des Springsports mit. Es gehört zum Pferde-Imperium von Ludger Beerbaum (61), dem weltweit zweiterfolgreichsten internationalen Springreiter, für den Max‘ Bruder Philipp Weishaupt bereits seit 2003 in Nordrhein-Westfalen tätig ist. Philipp, der am 20. Juli 40 Jahre alt wird, gehörte mit seinem Wallach Zineday bereits im letzten Jahr zur deutschen Olympia-Equipe. Er und Kollege Christian Kukuk, der in Paris sogar Einzelgold holte, bilden den Kern des Teams für die hoch dotierte „Global Champions League“. Neben Max machen sich noch drei weitere Reiter hoch zu Ross auf die Jagd nach Punkten für das erhoffte Preisgeld.

Max mit Bruder und Team-Kollege Philipp Weishaupt (re.) sowie Frank und Leonie Ritter beim „Global Champions League“-Turnier in Shanghai.

Familie hält ihm den Rücken frei

Für Max Weishaupt bedeutet die internationale Tour große Veränderungen. Der Vater von zwei kleinen Söhnen ist jetzt fast rund um die Uhr weltweit auf Achse. Dubai, Mexiko, Shanghai, gerade erst Paris – da bleibt kaum Zeit für die Pflichten zuhause. Dort wurde deshalb ein zusätzlicher Reiter angestellt. Doch die Hauptlast trägt seine Frau Nena, die auch noch als Hebamme tätig ist. „Ohne meine Frau, meinen Vater und unser Team würde es nicht gehen. Sie halten mir den Rücken frei“, weiß Max, der für diese einmalige Chance aber lange und hart gekämpft hat – inklusive schwerer Schicksalsschläge wie einem lebensgefährlichen Sturz vom Pferd 2013 und einem Großbrand vor fünf Jahren, der fast den gesamten Hof in Schutt und Asche gelegt hat (AJ berichtete). Wobei die Anlage nach dem Wiederaufbau eine der modernsten Stallbetriebe ist, den man sich nur vorstellen kann.

Jetzt gilt es, dem Dreamteam die Daumen zu halten, dass es den Sprung an die Weltspitze schafft – und damit unserer Region einen Platz in der Landkarte der Champions sichert. Nächste Stationen sind unter anderem London, New York, Wien und Riad.

Beim Turnier in Paris waren sie beim 5*-Abschluss bestes deutsches Team; auch zur Freude von Franks Gattin Annette und Tochter Leonie (re.).

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