Schuld hat nicht der Hund und nicht die Genetik, sondern derjenige, der den Hund missbraucht“, sagt Sabina Gassner. Die Geschäftsführerin des Tierschutzvereines Augsburg spricht von sogenannten „Problemhunden“. Immer mehr bissige und verhaltensgestörte Hunde füllen die Zwinger im Augsburger Tierheim

Dort sorgen sie dann oft für Schwierigkeiten. Daher fordert das Augsburger Tierheim ganz deutlich: Wer einen Hund möchte, sollte einen Hundeführerschein machen müssen. Das hätte auch Mischlingsrüde Leo geholfen. Der dreijährige Hund war wohl eine Corona-Anschaffung der Besitzer, das vermuten zumindest die Tierpfleger im Tierheim. Ein neues Zuhause für Leo zu finden scheint aktuell aussichtslos, denn Leo beißt.

Seine ursprünglichen Besitzer hatten so viel Angst vor ihm, dass sie ihn nicht mal mehr selbst ins Augsburger Tierheim bringen konnten. Sie wollten nicht mit ihm in einem Auto sein. „Es ging so weit, dass er in seiner ursprünglichen Familie einen erwachsenen Mann erheblich im Gesicht verletzt hat“, erzählt Corina Steber. Sie ist die einzige Tierpflegerin, die gut mit Leo klarkommt.

„Das Tier selber ist nie das Problem“, weiß Heinz Paula, Vorsitzender des Tierschutzvereins Augsburg. „Der Hund wird aggressiv gemacht.“ Durch falsche Haltung, Erziehung und generell zu wenig Fachwissen hinterlassen Herrchen und Frauchen oft bleibende Schäden bei ihren Tieren. Hier würde ein Hundeführerschein Abhilfe schaffen. In Niedersachsen bereits eine gängige Praxis: Jeder Hundehalter benötigt einen gültigen Sachkundenachweis. Das würde laut Paula verhindern, dass Menschen sich unüberlegt einen Hund anschaffen, der dann später im Tierheim landet. Vor der Anschaffung eines Tieres sollte sich ausreichend informiert werden. „Herrgott noch mal, das kann doch nicht so schwer sein!“, sagt Paula sichtlich frustriert.

Augsburger Tierheim: Ist die Lösung ein Hundeführerschein?

Ein weiterer Faktor erschwert eine Vermittlung von gewissen Hunden. Denn es gibt sogenannte „Listenhunde“ oder auch „Kampfhunde“. Diese Rassen erfordern ganz besondere Haltungsbedingungen, noch dazu eine Genehmigung von der Gemeinde. Vor allem Bayern ist sehr streng mit diesen Auflagen. Das betrifft auch American Stafford-Hündin Gracie. Obwohl die sehr verschmust ist und keine Aggressionen aufzeigt, gilt sie mit ihrer Rasse in Bayern als nicht vermittelbar. Allem Anschein nach wurde Gracie im Augsburger Stadtgebiet ausgesetzt. „Irgendjemand hat sie im Stich gelassen“, so Paula. Noch dazu war die freundliche Hündin hoch trächtig. Nur drei Tage nach ihrem Fund brachte sie neun Welpen zur Welt. Ebenfalls alle nicht vermittelbar in Bayern. Vielleicht wurde Gracie deshalb auch ausgesetzt.

Dem Tierheim bleibt nur zu hoffen, dass Leo, Gracie und die neun Welpen trotz ihrer Probleme ein gutes neues Zuhause finden. Und dass es vielleicht doch einmal klappt mit dem Hundeführerschein, damit die Tierheimplätze wieder frei werden für unvorhersehbare Notfälle.

Sie sind die Helden im Tierheim: Sabina Gassner und die beiden Tierpflegerinnen Louana Mayfart und Corina Steber (von links).

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