Die Neuheit des Monats kam nicht unerwartet: Augsburgs SPD fand doch noch einen Kandidaten für die OB-Wahl am 8. März nächsten Jahres. Dr. Florian Freund, Regierungsdirektor an der Regierung von Schwaben, zuständig für Landesplanung, Fraktionschef der SPD im Rathaus und seit gut einem Jahr auffällig als Kritiker der Oberbürgermeisterin.

Nach Nominierung von Eva Weber (CSU) und Martina Wild (Grüne) fehlt jetzt nur noch die Entscheidung der Freien Wähler und der AfD. Beide regierenden Damen sind in ihren Reihen nicht völlig unumstritten. Als Favoritin gilt weiterhin Titelverteidigerin Eva Weber. Wie keine andere politische Persönlichkeit der Stadt ist sie seit ihrer Wahl in den sozialen Kanälen unterwegs. Ein Mitarbeiter stolz: „Eva ist vom Blumenkübel bis zur Attentats-Absage auf Instagram massiv aktiv“. Sie befülle und betreue diese Programme selbst und zahle das komplett aus eigener Tasche, erklärt Eva Weber der AZ. Dass sie diese Auftritte aber stets als amtierende Oberbürgermeisterin kennzeichnet, stößt hier und dort auf Kritik.

58 Mitarbeiter sind in der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation beschäftigt

Ein Skandal sondergleichen ist es allerdings, wie die schwarz-grüne Rathausregierung das Thema der sogenannten „Selbstdarstellung der Stadt“ kostenmäßig unverantwortlich aufgebläht hat. Die Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation (HKOM) beschäftigt zur Zeit 58 (!) Mitarbeiter, die allermeisten in Vollzeit. Vor zehn Jahren waren es noch 29. Es geht um Veranstaltungsmanagement, Reden, Grußworte, digitale Medien, Internet-Seite und Social Media. Auch die Zusammenarbeit mit der örtlichen Presse gehört dazu. Anfragen werden seit einigen Jahren allerdings nur noch schriftlich beantwortet, was die aktuelle Kommunikation oft unnötig behindert.

Damit nicht genug. Die Bereiche Welterbe, Feuerwehr und – sehr bescheiden – die Kunstsammlungen betreiben eigene Öffentlichkeitsarbeit. Die Kosten dafür kann das Personalreferat nicht nennen. Allein der Betrag für die Mitarbeiter der Hauptabteilung ist im Haushalt 2025 auf 4,3 Millionen Euro veranschlagt.

In Zeiten, in denen die Stadt Kitas verkommen lässt, kein Geld fürs Putzen der Fenster in Schulen hat, dringende Sanierungsmaßnahmen verschieben muss, nicht einmal ein Römermuseum auf die Reihe bringt und angesichts der zweithöchsten Gewerbesteuer Bayerns auch bei Steuereinkünften aus Handel und Wirtschaft stagniert, in diesen Zeiten leistet man sich eine Mammut-Behörde, die zum Beispiel Gewinnspiele am Plärrer veranstaltet, eine eigene Zeitung herausgibt oder die Presse mit der Erfolgsmeldung bedient: „Klopapier für Schulen wird nun zentral eingekauft“. Fraglos ein Thema, das auch im kommenden Wahlkampf eine Rolle spielen dürfte.

P.S.: Meine Meinung zu einem epochalen Stadtereignis: MAN – es war einmal …

Für was nicht alles gehen Augsburger auf die Straße? Hier hätte ich wenigstens einen Proteststurm aus Politik und Wirtschaft erwartet. Es passierte anders. Das Augsburger Unternehmen, weltweit für seine Leuchtturm-Produkte geschätzt, u.v.a. die Erfindung des Diesel-Motors, alles verbunden mit dem Namen MAN und dem Hauptsitz Augsburg. Und in diesen Tagen werfen die aktuellen Herren an der MAN-Spitze vor laufenden Kameras das seit 1898 zum Begriff für Innovation und Qualität gewordene Konzern-Logo in die Tonne. MAN heißt jetzt unaussprechlich EVERLLENCE. Eine unbegreifliche Fehlentscheidung!

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