Er war vielleicht der beste Fußballspieler, den Deutschland je hatte, ganz sicher aber war er der einflussreichste. Bis weit über den Sport hinaus war Franz Beckenbauer, die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, bekannt und beliebt. 

Viele Verbindungen gab es unter anderem auch nach Augsburg. Von diesen wollen wir hier Seiten berichten und damit die unzähligen Nachrufe und unvergesslichen Geschichten aus Augsburger Sicht ergänzen. Beginnend mit einer Geschichte aus der Entstehungszeit der Allianz Arena, während der AJ-Verleger Walter Kurt Schilffarth den Kaiser zum Reportagetermin auf der Mega-Baustelle traf.

Mit dem Kaiser auf der Arena-Baustelle 

Die Nachrufe auf Franz Beckenbauer und die Erinnerung an seine große Karriere als Sportler und Funktionär erwähnten nur am Rande, dass es ohne den Kaiser die Münchner ALLIANZ ARENA nicht geben würde. Die Idee für einen Fußball-Tempel dieser Dimension wurde in der Öffentlichkeit erst als „Luftschloss“ belächelt, dann massiv bekämpft und erst nach einem positiven Ausgang eines Bürgerbegehrens in die Tat umgesetzt. Heute gilt die Allianz-Arena als ein Wahrzeichen Münchens wie die Frauentürme, das Rathaus und der BMW-Tower. Kaiser Franz und Uli Hoeneß leisteten dabei die entscheidende Überzeugungsarbeit.

Die spannende Entstehungsgeschichte kam an einem bitterkalten Dezembertag 2003 ausführlich zur Sprache, als das AUGSBURG JOURNAL von Franz Beckenbauer und Dr. Fritz Scherer zu einem exklusiven Reportage-Termin auf die Mega-Baustelle der Münchner Allianz Arena eingeladen wurde. „Vor 13 Monaten war das noch eine Wiese. Jetzt steht schon der Rohbau. Und im Juni 2005 soll die Eröffnung sein“, schwärmten damals die Gastgeber. Und so kam es dann auch. Drei Jahre Bauzeit und keine Kostenüberschreitung, alles lief bekanntlich wie geplant.

Franz Beckenbauer war damals Präsident des FC Bayern und der Augsburger Betriebswirtschaft-Professor Dr. Fritz Scherer, Beckenbauers erfolgreicher Vorgänger als Bayern-Präsident, und amtierender Vizepräsident, war als einer der beiden Geschäftsführer der für den Bau des 340-Millionen-Projektes verantwortlichen München Stadion GmbH aktiv.

Bei der bewegenden Trauerfeier machte eine Idee die Runde, die Arena zukünftig nach Franz Beckenbauer zu benennen. Wie der Kaiser einmal erzählte, erinnere er sich noch gut an seine Zeit als kaufmännischer Lehrling in dem Versicherungskonzern. Der Name „Beckenbauer-Allianz Arena“ würde also doppelt passen.

Franz Beckenbauer & Schafkopf – Dr. Peter Kahn war immer dabei

Schafkopf, Bayerns traditionsreiches Kartenspiel, gehörte auch zu den Leidenschaften von Franz Beckenbauer. Zu seinen regelmäßigen Mitspielern zählten auch zwei prominente Augsburger. Prof. Dr. Fritz Scherer, als FCB-Präsident Vorgänger des Kaisers und viele Jahre als Schatzmeister der Herr des Geldes sowie Dr. Peter Kahn, damals Vize-Chef der Bayerischen Landesbank und Mitglied des Experten-Beirats beim FC Bayern. Kahn: „Wir trafen uns im Haus des Bayern-Förderers Kurt Hegerich (Inhaber des Gebäudereinigungs-Großunternehmens „Fleißiges Lieschen“), Franz kam immer pünktlich, meist aus Kitzbühel und gewann auch oft. Wer verlor, zahlte in die Gemeinschaftskasse. Am Jahresende finanzierten wir damit ein schönes bei Abendessen mit unseren Ehefrauen.

Mit der Kanzlermaschine nach Mexiko – Baldur Wagner flog mit dem Kanzler zum WM-Finale

Ich war im Bundeskanzleramt als Ministerialdirektor auch für den Sport zuständig. So konnte ich 1986 in der Kanzlermaschine mit zur Fußballweltmeisterschaft nach Mexiko fliegen und dort am 29. Juni das Endspiel miterleben. Ich war aber auch mit von der Partie, als der Bundeskanzler zum Finale der Fußballweltmeisterschaft am 8. Juli 1990 nach Rom anreiste. Deutschland ging damals im Olympiastadion unter dem Bundestrainer Franz Beckenbauer als Sieger und Weltmeister vom Platz.

Der Bundeskanzler hatte im Vorfeld dem DFB-Präsidenten Hermann Neuberger gesagt, im Falle des WM-Sieges, werde er die Mannschaft mit der Kanzlermaschine abholen lassen. Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, dies zu organisieren. Der Rückflug nach Frankfurt war verständlicher Weise eine sehr laute Angelegenheit, an der sich auch Udo Jürgens als unterhaltsamer und witziger Gesprächspartnerbeteiligte. Nur Franz Beckenbauer schien das Geschehen in relativer Ruhe und Gelassenheit zu verfolgen. Auf dem Flug von Frankfurt nach Bonn-Köln hatte ich die ganze Boeing für mich alleine: ein Gefühl, das einzigartig blieb.
Baldur Wagner, Staatssekretär a. D.

Stefan Reuter: Eine besondere Beziehung

Ich hatte eine besondere Beziehung zu Franz Beckenbauer. Er hat mich zum einen als junger Spieler sportlich sehr gefördert und ich habe als Sportler viel von ihm gelernt. Vor allem die Weltmeisterschaft 1990 in Italien, bei der ich als junger Spieler dabei war und das Vertrauen von ihm erhalten habe, war sehr prägend für mich. Aber auch als Mensch außerhalb des Sports erinnere ich mich gerne an viele wunderbare gemeinsame Erlebnisse. Stefan Reuter, Berater FC Augsburg

Immer einen flotten Spruch

Früher haben wir noch Schweinshaxn vor dem Spiel gegessen und auch gewonnen. Aber heute wirst du mit Müsli Meister.“ – Franz Beckenbauer

Um einen flotten Spruch war der Kaiser nie verlegen. Und wenn man vom Kaiser spricht, dann weiß jeder genau, wer gemeint ist. Danke für großartige Fußballerfolge und für das Herz am rechten Fleck. Wir werden „Kaiser Franz“ vermissen.
Markus Ferber, CSU-Europaabgeordneter Markus Ferber mit Franz Beckenbauer.

Der Kaiser im Radio – Ulrich Kubak nahm Franz Beckenbauer wöchentlich auf

Die Zusammenarbeit war exklusiv für Deutschland, ich hatte den Vertrag in vielen Runden mit seinem Manager (den ich sehr schätzte), dem legendären Robert Schwan, verhandelt. Sie begann Mitte der 90er und lief zehn Jahre lang. Wöchentlich zur Bundesliga, zu jedem Spieltage der WM und der EM. In dieser Zeit gab es so viele, so besondere Treffen und Begegnungen, die ich nie vergessen werde. Die Aufnahmen kamen dann direkt nach Augsburg und wurden über Nacht zu fertigen Radiosendungen produziert und liefen dann am Freitagmorgen bei über 100 Radiostationen in ganz Deutschland.

Ich habe Franz Beckenbauer als unglaublich inspirierenden und charismatischen Menschen und sehr verlässlichen Geschäftspartner kennengelernt. Ulrich Kubak, CEO Klassik Radio

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