Start Kultur Das Pferd in “3 Musketiere” in Augsburg: Wir sind „Pomme-de-Terre“!

Das Pferd in “3 Musketiere” in Augsburg: Wir sind „Pomme-de-Terre“!

Die beiden Statisten Dominik Molnar (links) und Peter Granetzny (rechts): Der Augsburg Journal REPORTER hat die Darsteller von Pferd "Pomme-de-Terre" bei den "3 Musketieren" vor der Vorstellung getroffen.

Sie sind der Liebling des Publikums: Die Augsburger Dominik Molnar, 33, und Peter Granetzny, 53, spielen bei den meisten Vorstellungen des Musicals „3 Musketiere“, das bis 28. Juli auf der Freilichtbühne am Roten Tor aufgeführt wird, das Pferd “Pomme-de-Terre”, Begleiter von D‘Artagnan. Wir haben sie vor ihrem Auftritt getroffen.

So funktioniert das 20 Jahre alte Kostüm von “Pomme-de-Terre”


Das Kostüm für das Pferd hängt backstage in einem schwarzen stoffbespannten Kasten. Im Inneren verstecken sich zwei Fahrradlenker, mit denen die Darsteller in “3 Musketiere” etwa den Kopf bewegen können. Aber auch der Mund lässt sich über Griffe bewegen, und so kann er die Zähne fletschen, erklärt Granetzny und führt es vor. Das 20 Jahre alte Kostüm von der Uraufführung in Rotterdam ist noch ganz gut in Schuss, erklärt Granetzny: „Man merkt, dass die ein oder andere Funktion nicht so funktioniert, aber das tut der Originalität keinen Abbruch.“ Molnar ergänzt: „Schon wenn ich mit nur einem Ohr wackel: die Leute sehen es.“

So sieht das Pferdegestell bei den "3 Musketieren" „nackt“ aus, bevor die Statisten es mit Leben füllen.
So sieht das Pferdegestell bei den “3 Musketieren” „nackt“ aus, bevor die Statisten es mit Leben füllen.


Sich das rund 90 Kilogramm schwere Kostüm anzuziehen, ist ein Mammut-Akt: Granetzny steigt in die Reifen. Dann schnallt ihn eine Mitarbeiterin an einem der Reifen fest und zieht den Stoff hoch, der das „Pferdebein“ wird. Insgesamt arbeiten fünf bis sechs Leute gut zehn Minuten, bis alles sitzt. Granetzny: „Ich sage immer, wir brauchen unser Team de Terre dazu.“ Wie viel sehen sie dann eigentlich von der Bühne? Sie lachen: Der „Hintern“, Dominik Molnar, sehe natürlich mehr von der Bühne, weil er nicht den Pferdekopf aufhat.

Die beiden sind aber ein eingespieltes Team. Granetzny sagt über seinen Spielpartner: „Wenn ich mit ihm spiele, kann ich mich blind auf ihn verlassen.“ Steigen die Schauspieler Florian Peters beziehungsweise Christopher Dederichs, die D‘Artagnan spielen, auf, wird die Rolle noch schwerer, aber auch das bekommen sie hin. Molnar: „Und ich ziehe den Kopf ein, wenn er aufsteigt, sonst zieht er mir den Stiefel in die Visage.“ Auch die Rampe, über die sie auf die Bühne kommen, sei nicht ganz ungefährlich.

Pferd sein bei “3 Musketiere”: Einmal hineingeschlüpft, wie hier vom Staatstheater bei einem anderen Termin festgehalten, wird aus dem Gestell ein lebendiges Bühnenpferd. Foto: Jan-Pieter Fuhr


Die Rolle von Pferd “Pomme-de-Terre” ist anstrengend: „Wenn du mit dem Gewicht 20 Mal durch die Bühne gerannt bist, bist du durch“, sagt Molnar. „Aber ich hab es mir tatsächlich schlimmer vorgestellt. Ich habe keine Rückenprobleme, nur blaue Flecken am Oberschenkel.“ Dabei haben beide extra ihre Rücken im Fitnessstudio gestählt.

Das Pferd bei “3 Musketiere”: Eher Puppenschauspieler als nur Statisten


Wer welchen Part in “3 Musketiere” übernimmt, habe sich während der Proben ergeben. „Es ist ein Spiel zwischen Vorder- und Hinterteil“, erklärt Granetzny. „Man interagiert mit dem Publikum.“ Er kann zum Beispiel die Augen des Pferds aufreißen. Und wie fühlt es sich an, “Pomme-de-Terre” zu sein? „Nice“, sagt Molnar und grinst. „Es ist wie bei jedem Theaterstück.“ Granetzny ergänzt: „Wir werden eins mit dem Pferd. Man wippt schon hinter der Bühne bei den Liedern mit.“ Eigentlich seien sie diesmal eher Puppenschauspieler als nur Statisten. Das ist für beide neu, anders als das Theater: Molnar hat bereits mit sieben Jahren am Staatstheater bei „Lohengrin“ als Statist mitgewirkt. Granetzny ist eigentlich Musiker. Bei den Musketieren sind sie zwei Stunden beschäftigt, auch noch als Mönche dabei.


Beide sind überwältigt von ihrem großen Erfolg: „Dass das so durch die Decke geht, hätten wir beide nicht gedacht“, sind sie sich einig. „Es ist fast schon ein Fanklub entstanden.“ Autogrammkarten gebe es noch nicht, ein bisschen genießen sie noch ihr „Inkognito“-Dasein. Molnar: „Aber es freut uns auf jeden Fall! Vielleicht liegt es daran, dass es mal etwas anderes ist.“ Auch wenn sie noch betonen, dass jeder vor und hinter der Bühne seine Leistung bringe. Und es Kollegen brauche, die einspringen, wenn sie nicht können: „Es ist ja im wahrsten Sinne eine tragende Rolle.“ Dann müssen sie aber los, um ihren großen Auftritt nicht zu verpassen.

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!

Prüfe deinen Posteingang oder Spam-Ordner, um dein Abonnement zu bestätigen.

Die mobile Version verlassen