Für die Augsburger Panther startete die neue Saison denkbar schlecht mit zwei Niederlagen in Folge. Warum die Qualität im Kader dennoch besser geworden ist, welche ambitionierten Ziele die Panther haben und über vieles mehr sprach das Augsburg Journal mit dem neuen Kapitän Maximilian Renner im Interview.

Augsburg Journal: Herr Renner, die Saison hat begonnen. Sind Sie schon wieder voll in der Routine drin?

Maximilian Renner: So langsam ja. Nach vier Monaten Sommerpause dauert es, bis man wieder komplett in den Rhythmus kommt. Vorbereitungsspiele sind eben etwas anderes als Punktspiele, aber kurz nach dem Saisonstart läuft vieles schon wieder automatisch.

AJ: Haben Sie persönliche Rituale vor den Spielen?

Renner: Bestimmt 100 Dinge, die ich gar nicht mehr bewusst wahrnehme. Wenn ich so überlege, bei Heimspielen esse ich immer Nudeln – früher Dinkelnudeln mit Pesto, jetzt Vollkorn. Außerdem ziehe ich immer zuerst den rechten Schlittschuh an. Kurz bevor es losgeht noch ein Kaugummi. Darüber denke ich schon gar nicht mehr nach.

AJ: Sie haben in Ihrer Karriere schon viel erlebt: Erst der Aufstieg mit Bietigheim, später dann der Abstieg. Wie prägend war das?

Renner: Der Aufstieg war wunderschön und eigentlich unerwartet, da haben wir in der Finalserie mit unserem dritten Goalie gespielt. Der Abstieg dagegen – absolut scheiße, wenn ich es so deutlich sagen darf. Das nagt sehr an einem.

AJ: In Augsburg ging es zuletzt öfter gegen den Abstieg. Was ändert das an der mentalen Lage?

Renner: Kein Sportler will gegen den Abstieg spielen – man will gewinnen. Der Saisonstart war nicht das, was wir uns vorgestellt haben, aber es sind noch knapp 50 Spiele. Ich blicke positiv auf das Team, das Larry (Mitchell Anm. d. Red.) im Sommer zusammengestellt hat. In der Vorbereitung gegen Schweizer Teams über 60 Minuten nicht zu verlieren, ist stark, bringt uns in der neuen Saison aber nichts. Entscheidend ist, dass wir jetzt schnell in unseren Rhythmus kommen.

AJ: Im Kader gab es einen großen Umbruch. Wie fühlt sich die neue Truppe an?

Renner: In unserer Sportart findet sich eine Kabine schnell. Wir sitzen täglich mehrere Stunden zusammen – das schweißt. Ich bin offen, spreche gut Englisch und versuche, Importspielern wie Deutschen bei allem Praktischen zu helfen – vom Fahrradladen bis zum besten Ort für ein Steak. Von den Verpflichtungen her sind da einige Hochkaräter dabei. Das macht Mut.

AJ: Neben den neuen Spielern gibt es auch einen neuen Coach: Wie ist die Zusammenarbeit mit Bill Peters?

Renner: Sehr klar, sehr präzise. Er hat eine konkrete Idee, wie er spielen lassen will, und kommuniziert kurz und knackig. Videomeetings dauern manchmal drei Minuten – und du nimmst mehr mit als zuvor bei anderen Trainern in zwanzig. Er kann auch lustig sein, aber wenn gearbeitet wird, wird gearbeitet. Mit seiner Vita bringt er Autorität mit. Das respektiert jeder.

Maximilian Renner: „Ich bin kein Freund von Ausreden.“

AJ: Gegen Mannheim lag man zwischenzeitlich 2:0 vorne, dann kippte das Spiel nach einer Fünf-Minuten-Strafe. Wie konnte das passieren?

Renner: Ich bin kein Freund von Ausreden. In Unterzahl kann man mal einen Gegentreffer kassieren, zwei innerhalb kurzer Zeit waren natürlich bitter. Dann steht es 2:2 und man muss zurück zu seinem Spiel finden. Das haben wir nicht geschafft. Gegen ein erfahrenes Team wie Mannheim läufst du dann hinterher.

AJ: Sie sind kurz vor der Saison zum neuen Kapitän ernannt worden. Überraschend?

Renner: Ein bisschen. In der Vorbereitung habe ich das „C“ ein paar Mal getragen – das passiert bei Älteren öfter. Dass ich es dauerhaft bekomme, habe ich nicht erwartet. Der Coach hat mich gefragt, ob ich es annehme – das habe ich natürlich gerne getan.

AJ: Was für ein Kapitän sind Sie?

Renner: Keiner, der ständig rumschreit. Ich will vorangehen, aufbauen, aber auch deutlich werden, wenn’s sein muss. Nach außen kommuniziere ich gern, in der Kabine ist es ein Miteinander. Wir haben eine Gruppe aus jungen und erfahrenen Spielern – wir gehen Themen gemeinsam an, auch gegenüber dem Trainer.

AJ: Was bedeutet Ihnen der Eishockey-Standort Augsburg?

Renner: Viel. Ich bin in Rosenheim in der Fankurve groß geworden und verstehe die Perspektive der Fans. Augsburg hat das nicht verdient, was in den letzten Jahren passiert ist. Das Stadion ist top, die Fans auch, es ist oft ausverkauft. Die Unterstützung ist brutal wichtig. Ich singe vor dem Spiel auf der Bank manchmal innerlich mit (lacht). Wenn es nicht gut ist, sind Pfiffe von den Rängen auch mal in Ordnung, obwohl das in den letzten Jahren trotz der sportlichen Situation eher selten passiert ist. Allgemein gilt: Wer zahlt, darf reagieren. Unser Job ist es zu liefern.

AJ: Was ist in dieser Saison realistisch – Klassenerhalt, Pre-Playoffs, oder mehr?

Renner: Der Trainer hat von den Playoffs gesprochen – da will ich nicht widersprechen. Hohe Ziele sind besser als gar keine. Mit unserer Qualität musst du eigentlich um Platz zehn mitspielen. Aber: Verletzungen, Formkurven, all das spielt mit rein. Am Ende zählt der Weg: Wie stabil waren wir? Haben wir uns entwickelt? Playoff-Eishockey im Curt Frenzel Stadion – das wäre ein Traum.

AJ: Abseits vom Eis: Wer ist Max Renner privat?

Renner: Ein Familienmensch. Meine Frau, meine Tochter und ich sind viel draußen – wir nutzen jede Minute. Früher war ich mehr mit den Jungs unterwegs, jetzt habe ich mehr Familienzeit. Für Spaß bin ich aber weiterhin zu haben, wenn’s passt.

„Für mich ist Augsburg eine Großstadt“

AJ: Was mögen Sie an Augsburg besonders?

Renner: Die Mischung: Für mich der vom Land kommt ist Augsburg eine Großstadt mit kurzen Wegen. Ich wohne in Stadtbergen, fahre zehn Minuten mit dem Rad zum Training. In die Innenstadt bist du mit dem Auto in acht Minuten. Draußen bist du sofort im Grünen. Für meine Familie und mich passt das perfekt.

AJ: Sie könnten sich also auch vorstellen länger zu bleiben?

Renner: Das liegt in meiner Hand – Leistung entscheidet. Ich sage niemals nie, aber zuerst will ich hier liefern.

AJ: Denkt man mit 33 schon langsam über das Karriereende nach?

Renner: Man wird öfter gefragt, klar. Ich will aber noch einige Jahre spielen – gesund bleiben, performen. Darüber was danach kommt, habe ich mir noch nicht so richtig Gedanken gemacht. Ich habe eine Ausbildung als Außenhandelskaufmann, aber ob ich nach so langer Zeit im Profisport wirklich fürs Büro gemacht bin, weiß ich nicht.

AJ: Letzte Frage: Was wollen Sie den Fans mitgeben?

Renner: Danke für den Support – gerade in schwierigen Phasen. Wir wissen, was dieser Standort verdient. Unser Ziel ist klar: So gut wie möglich performen und wenn es richtig gut läuft die Playoffs in Augsburg. Dafür werden wir hart arbeiten – jeden Tag.

Interview: Johannes Kaiser

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