Liebe Leserinnen und Leser – diesmal hat unser Gastro-Tester mal einen Vergleich angestellt. Auch auf die Gefahr hin, dass Pizza-Fans des einen oder anderen Teams behaupten, man könne nicht Äpfel mit Birnen vergleichen – wir haben es dennoch getan und die neapolitanische gegen die römische Pizza antreten lassen…ausgesucht haben wir dafür zwei junge Locations, das „Nuva“ in der Altstadt und in der Frauentorstraße das „Masericó“.
Ambiente ★ ★ zu ★ ★ ★
Im prächtig renovierten Gignoux-Haus ist das „Nuva – Neapels ambitionierteste Pizza“ zuhause und will wohl so etwas wie ein Instagram-taugliches schlicht-farbenfrohes Mittelmeer-Ambiente vermitteln. Wir fühlten uns leider eher an einen etwas vernachlässigten Campingplatz (mit randvollem Aschenbecher und vertrockneter Pflanze am Eingang) und mit billigem Mobiliar erinnert. Auch das Masericó setzt auf Purismus mit minimalistischem industrial Flair, kommt dabei aber nicht so bemüht „hip“ rüber. Das erste Tor geht also knapp an die Römer.
Essen ★ ★ zu ★ ★ ★ ★
Die Wolkenpizza „nach neapolitanischem Originalrezept“ hat zurecht viele Fans. In puncto fluffiger Rand und dünner, weicher Teig stimmt im Nuva auch alles. Und innovationsfreudigen Kreationen wie der „Bianca Mortadella“ (bei unserem Besuch 17,- €; tags darauf lt. aktueller Online-Speisekarte 19,- €) gaben wir gerne eine Chance. Mit Zutaten wie Pistaziencreme, Pecorino, Grana Padano und Mortadella in der überschaubaren Pizzamitte eine durchaus geschmacklich interessante Pizzavariante – allerdings nach unserem Dafürhalten zu einem in keinster Weise gerechtfertigten Preis. Die einfache „Margherita Classica“ (12,- €) bot jetzt außer der erwähnten Fluffigkeit kein nennenswertes Wow-Erlebnis. Das signature gimmick des Nuva – geschnitten wird die „Wolkenpizza“ mit einer goldenen Schere – kann man amüsant finden. Wir fielen allerdings aus allen Wolken, weil der Griff der Schere regelrecht vor krustigem Dreck starrte. Nicht nach unserem Geschmack war zudem der Babyspinat- und Rucola-Salat-Mix (13,50 €) mit marinierten Champignons, überbackenem Ziegenkäse und einer zu süßlichen Rote-Beete-Creme.
Die Steinofenpizza in teglia alla Romana – also die römischen Pizzaschnitten vom Blech – gibt es im Masericó in vielen kreativen Variationen von traditionell bis „contemporanea“. Wir testeten die klassische „Cacio Pepe“ mit Schafskäse und Pfeffer (3,50 €), eine „Burrata-Kartoffel-Rosmarin“- Variante mit hauchdünn geschnittenen Kartoffelscheiben sowie die harmonisch süße „Birne-Gorgonzola-Honig“-Kreation (je 4,80 €). Der Teig ist hier ebenfalls fluffig, aber eben knusprig und der jeweilige Belag bot ein überragendes Geschmackserlebnis! Bei der Essensbewertung hat Rom für uns also die Nase weit vorne.
Trinken ★ ★ zu ★ ★ ★ ★
Amalfi-Limonade (0,5l zu 6,- €) oder eine Halbe Peroni vom Fass (0,5l zu 6,50 €) – auch bei den Getränken kann einem im Nuva schon der Spaß vergehen. Da ist der gut trinkbare Lugana ORA (0,15l zu 7,- €) fast schon ein Schnäppchen. Der abschließende Espresso war leider lauwarm.
Im Masericó wählten wir einen ebenbürtigen Lugana Soraighe, das Glas 0,15 allerdings zu 3,50 €. Und für 5,50 € bekommt man mit dem Cutizzi Greco di Tufo aus Kampanien sogar einen richtig großen italienischen Weißwein! Der Espresso: einer der besten, den wir in der City je bekommen haben! Sorry, Napoli – aber auch hier steht es wieder 2 zu 4!
Service und Fazit: ★ ★ ★ zu ★ ★ ★ ★
Beide Lokalitäten bieten unkomplizierte Online-Reservierungsmöglichkeiten und der Service vor Ort war freundlich und zuvorkommend. Eigentlich ein Unentschieden also – im Nuva lässt sich allerdings nur mit Karte zahlen, gerne auch mit 20% (!) Trinkgeld-Option. Fazit allgemein: während das marketingoptimierte Nuva nach unserem Eindruck bemüht ist, ein hochwertiges Essenserlebnis vorzugaukeln, bietet das Masericó einfach ehrliche Leidenschaft fürs Pizzamachen.
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