Diese Saison könnte für Noahkai Banks kaum besser laufen. Unter Trainer Sandro Wagner zählt der 18-Jährige, der am 1. Dezember seinen 19. Geburtstag feiert, zum Stammpersonal. Gegen Wolfsburg gelang ihm dazu sein erstes Tor in der Bundesliga. Warum das Jahr 2025 für ihn ein allgemein ein ganz besonderes war, wer ihn in der Jugend am meisten förderte und warum ihm die Entscheidung zwischen den USA und Deutschland für seine Nationalmannschaftskarriere so schwer fällt, erzählt er im Interview mit dem Augsburg Journal.
Augsburg Journal: Sie sind erst 18, kommen aus der FCA-Jugend und stehen nun regelmäßig in der Bundesliga in der Startelf. Hätten Sie das vor ein paar Jahren so erwartet?
Banks: Gedacht habe ich das, glaube ich, nicht. Man wünscht es sich zwar, aber wenn ich sagen würde, ich hätte damit gerechnet, wäre das gelogen. Es war damals einfach zu weit weg. Klar träumt man davon, Bundesliga zu spielen. Aber dass es in so jungem Alter so schnell geht, hätte ich wirklich nicht erwartet.
AJ: Seit der U10 tragen Sie das FCA-Trikot. Wie stolz macht es Sie, als Eigengewächs für den Heimatverein zu spielen?
Banks: Das macht mich unglaublich stolz. Das ist der ideale Weg, den sich jeder wünscht: aus der eigenen Jugend direkt in die Profimannschaft. Dass es ohne große Umwege geklappt hat, ist einfach super.
AJ: Wer hat Sie auf dem Weg vom NLZ bis in die Bundesliga am meisten geprägt?
Banks: In der Jugend hatte ich einen Trainer, Daniel Pawlitschko – etwa für sechs Jahre. Er studierte damals im Allgäu, wir haben sogar mal zusammen Hausaufgaben gemacht. Er ist immer noch beim FCA, und ich würde sagen: einer meiner größten Förderer. Aber insgesamt hatte ich viele richtig gute Trainer, von denen ich jeweils Neues lernen konnte. Mit Sandro Wagner haben wir jetzt auch einen Trainer, der auf uns junge Spieler setzt. Das ist ein super Gefühl.
AJ: Sie sind früher regelmäßig aus dem Allgäu nach Augsburg gependelt, richtig?
Banks: Ja. Augsburg ist der größte Verein in der Nähe, und ich wollte unbedingt dorthin. Meine Eltern haben fünf Jahre lang jeden Tag die Strecke von eineinhalb Stunden hin und zurück auf sich genommen. Dafür bin ich ihnen extrem dankbar.
AJ: Die Saison verläuft bisher durchwachsen. Wie gehen Sie als junger Spieler damit um und wie ist die Stimmung im Team?
Banks: Ich denke da gar nicht zu viel drüber nach. Für mich zählt nur das nächste Spiel. Die Saison ist noch nicht sehr alt, da bringt es nichts, alles schwarz zu sehen. Ich bin jung und werde in meiner Karriere noch oft verlieren. Den Kopf in den Sand zu stecken bringt nichts, denn eine Woche später geht’s weiter. Wir verstehen uns gut und wissen, was wir in den nächsten Spielen zu tun haben.
Noahkai Banks: Erstes Bundesligator
AJ: Ihr erstes Bundesligator gelang gegen Wolfsburg: Wie besonders war dieser Moment für Sie?
Banks: Unglaublich. Meine Oma und meine Mama saßen im Stadion, dahin habe ich nach dem Tor geschaut. Beide haben geweint. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in dem Spiel treffe, vor allem so früh. Es war ein sehr schöner Moment.
AJ: Seit Sommer ist Sandro Wagner Trainer. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?
Banks: Ich finde ihn wirklich super. Taktisch habe ich noch nie so viel Input bekommen, und menschlich ist er überragend. Gerade mit uns jungen Spielern redet er extrem viel. Und weil er selbst Stürmer war, kann er mir als Innenverteidiger viel beibringen. Es ist einfach cool, so einen Trainer an der Seite zu haben. Er war auch einer der Gründe, warum ich im Sommer meinen Vertrag vorzeitig verlängert habe.
AJ: Sie wurden erstmals für die US-Nationalmannschaft nominiert, könnten aber auch für Deutschland spielen. Wie gehen Sie mit dieser Entscheidung um?
Banks: Da bin ich ehrlich im Zwiespalt, fühle mich in beiden Nationen heimisch. In der Länderspielpause im November habe ich mich entschieden, nicht zur Nationalmannschaft zu fahren, sondern mich auf den FCA zu konzentrieren. Der nächste Lehrgang findet im März statt, bis dahin habe ich Zeit, darüber nachzudenken und mir Meinungen einzuholen. Das ist eine Entscheidung fürs ganze Leben, da möchte ich nicht mit 18 eine Entscheidung treffen, die ich mit 28 vielleicht bereuen könnte.
AJ: Auch wenn bei der WM 2026 ein Turnier in den USA winkt… Spielt das eine Rolle?
Banks: Nein, davon will ich es nicht abhängig machen. Klar könnte ich mit 19 eine WM spielen, aber danach geht es ja weiter. Es ist schwierig: Ich habe in der Jugend viel für die USA gespielt und es hat mir sehr gefallen. Andererseits lebe ich seit ich drei Jahre alt bin in Deutschland und fühle mich hier auch zugehörig. Es ist ein echter Zwiespalt.
AJ: Wie viel Unterstützung bekommen Sie intern von erfahrenen Spielern?
Banks: Sehr viel. In meinen ersten Spielen war ich natürlich nervös. Aber Jeffrey Gouweleeuw hat mir geholfen, weil er so viel Erfahrung hat, das nimmt die Anspannung. Und auch Cédric (Zesiger Anm. d. Red.) und Schlotti (Keven Schlotterbeck d. Red.) helfen mir sehr, auf und neben dem Platz. Jetzt, wo Jeff verletzt ist, müssen wir die Leaderrolle ein bisschen aufteilen, vor allem auf Schlotti und Chrislain Matsima, ich bin noch nicht der Lautsprecher auf dem Rasen. Aber auch ich muss langsam in diese Rolle reinwachsen und mehr reden. Das wird mir für meine Entwicklung guttun.
Noahkai Banks mag einen ruhigen entspannten Alltag
AJ: Was machen Sie abseits des Platzes, um abzuschalten?
Banks: Ganz entspannt: viel Zeit auf der Couch, Essen gehen, Kino, Freunde treffen. Eigentlich ein ziemlich ruhiger, entspannter Alltag.
AJ: Sie wurden auf Hawaii geboren, leben aber seit frühester Kindheit im Allgäu. Fühlen Sie sich als Allgäuer?
Banks: Als „echter“ Allgäuer würde ich mich nicht bezeichnen. Ich habe teilweise immer noch Probleme, alles zu verstehen, wenn jemand richtig Allgäuerisch redet (lacht). Aber ich bin sehr glücklich dort. Ich komme aus einem kleinen Dorf, Dietmannsried, da kennt jeder jeden. Ich gehe sonntags immer noch auf Kreisligaspiele und rede mit den Leuten von früher. Meine Kindheit dort war super. Ich habe da noch viele Freunde.
AJ: 2025 war ein besonderes Jahr: Debüt, erstes Tor, erster Startelfeinsatz, Berufung in die Nationalmannschaft. Was bedeutet Ihnen dieses Jahr?
Banks: Mein Debüt war der schönste Moment. Ich glaube wirklich, dass es der schönste Moment meiner ganzen Karriere bleibt, egal was noch kommt. Man arbeitet sein Leben lang darauf hin und dann läufst du raus auf den Rasen und siehst das volle Stadion. Das ist einfach unbeschreiblich. Auch für meine Eltern war es extrem besonders.
AJ: Und für 2026?
Banks: Vor allem hoffe ich, dass ich gesund bleibe. Dass wir viele Spiele gewinnen. Und dass ich mich in den Bereichen, in denen ich noch Entwicklungspotenzial habe, weiter verbessern kann. Mal schauen, was das Jahr bringt.
Lesen Sie auch: Nach historischer Klatsche: 5 Dinge, die der FCA in Zukunft besser machen muss


