Morgens, pünktlich um 7 Uhr fährt die Müllabfuhr heran und leert mit lautem Klappern der Deckel die Rest- und Biomülltonnen. Für alle ein wohlbekanntes Geschehen, doch zumindest für Bewohner des Landkreises Augsburg auch erfreulich günstig. Denn Städter zahlen über 100 Euro mehr im Jahr. Laut einer aktuellen BR-Studie hat unser Landkreis mitunter die günstigsten Müllentsorgungsgebühren im ganzen Freistaat. Im Umland der Fugger-stadt liegen die Kosten für eine 120-Liter-Restmülltonne inklusive Biomüll bei 144,48 Euro pro Jahr, während die Stadt Augsburg bei gleichen Voraussetzungen 253,08 Euro pro Jahr veranschlagt.
Doch auch die Augsburger kommen im BR-Vergleich noch recht glimpflich davon. Nahe Landkreise zahlen teils erheblich mehr. In Günzburg kosten vergleichbare Leistungen 388 Euro, im Unterallgäu 379 Euro, in Dillingen und dem Donau Ries jeweils 338 Euro. In all diesen Kreisen muss auch die braune Bio-Tonne extra bezahlt werden. Im Augsburger Land bekommen die Haushalte diese (verpflichtende) Tonne kostenfrei zur Verfügung gestellt. Grund: Die gesammelten Bio-Abfälle bringen dem Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) Geld ein (ähnlich übrigens wie der Inhalt der Papiertonnen). Zunächst wird aus dem Biomüll Rohbiogas produziert, welches sich zu Bioerdgas umwandeln und ins Erdgasnetz einspeisen lässt. Die gewonnene Menge entspricht der Wärme, die rund 4000 Haushalte jährlich benötigen. Auch flüssiges Kohlendioxid lässt sich in der Kompostieranlage des AWB aus dem Biomüll gewinnen – und um die 50.000 Tonnen Kompost und Flüssigdünger, die Geld in die Kassen bringen.
Zahlen seien nicht vergleichbar
Der REPORTER hat beim Landratsamt Augsburg und der Stadt nachgefragt, wie es zu den ungleichen Kosten kommen kann. Die kurze Antwort: verschiedene Gebührenkalkulationen! „Hier werden alle Einnahmen und Ausgaben in der kommunalen Abfallwirtschaft herangezogen. Die sogenannte ,Deckungslücke‘ zwischen Einnahmen und Ausgaben ist vom Müllgebührenzahler zu tragen“, so Daniela Bravi vom Landratsamt Augsburg. Anders als bei der Stadt Augsburg, bei der die Gebühren abhängig von der Anzahl an Personen in einem Haushalt berechnet werden, zahlt der Landkreis quasi pro Tonne. So werden hier die Gebühren pauschal mit einer sogenannten Grund- und einer Behältergebühr berechnet.
In der Studie des BR wurde eine Musterfamilie mit zwei Erwachsenen und zwei minderjährigen Kindern erschaffen, um alle Städte und Landkreise vergleichen zu können. Eine Berechnungsgrundlage, die laut Stadt nicht zu vergleichbaren Zahlen führen würde, „da unterschiedliche Voraussetzungen gegeben sind und unterschiedliche Leistungen erbracht werden.“
Hochwasser beeinflusst Müllmengen
Aber, wer produziert eigentlich mehr Müll: Städter oder Landbevölkerung? Bei der sogenannten „pro-Kopf Müllentsorgung“ liefern sich die Stadt und der Landkreis ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem die Stadt mit einem Kilogramm vorne liegt. Der AugsBürger bringt es auf stattliche 146 Kilogramm Abfall im Jahr (Stand 2023). Aber, auch wenn diese Zahl hoch wirkt, es gibt eine positive Entwicklung. Daten des Landratsamts zeigen, dass die Menge an Müll pro Person von 2010 bis 2023 deutlich gesunken ist. „Ein Zeichen, dass die Mülltrennung funktioniert“, freut sich Daniela Bravi. Einen Ausreißer in der Statistik „leistet sich“ das Jahr 2024. Fast fünf Kilo pro Landbewohner kamen im Schnitt hinzu. Schuld daran: die Entsorgung des Hochwassermülls. In der Stadt lässt die Mülltrennung noch Spielraum nach oben: „Die Abfalltrennung ist in der Stadt Augsburg in Gebieten mit vielen Einfamilienhäusern sehr gut, in Bereichen mit vielen Mehrfamilienhäusern ist die Abfalltrennung verbesserungsfähig.“
Sowohl beim Landkreis als auch bei der Stadt werden die Müllentsorgungsgebühren nach drei Jahren vom Kreistag bzw. Stadtrat erlassen. Der Landkreis Augsburg zog 2020 als eine Entscheidungshilfe für die Einführung einer Wertstofftonne eine Zufriedenheitsumfrage in Privathaushalten zur Rate.
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