Augsburgs Geschichte mit moderner Technik erkunden: „Augusta Vindelicum“ entführt die Nutzer seit Dezember auf die Spuren der Römer in der Stadt. Die App ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stabsstelle Stadtgeschichte im Kulturreferat und der Kunstsammlungen & Museen Augsburg/Stadtarchäologie Augsburg sowie der Ulmer Agentur 2av GmbH. Von der Regio Augsburg Tourismus GmbH, seit April erhältlich: „Der Brecht-Weg“. Er führt zu acht Stationen in Augsburg, die für Bertolt Brecht – in Videos von Schauspieler Erik Völker verkörpert – während seiner Kindheit und Jugend von Bedeutung waren. Wir haben beide Apps getestet.
Nackte Zahlen: Für die Brecht-App braucht man zwei Stunden, wenn man alles genau ansieht. Für die Römer-App hochgerechnet sechs Stunden – wir haben nach drei Stunden und der Hälfte der Stationen abgebrochen, weil Mensch- und Handy-Akku fast leer waren.
Wie ist sie gestaltet? Die Brecht-App bietet mit den Videos süße Ideen. Zum Beispiel: In „Gablers Taverne“ ging Brecht mit seinen Freunden aus und diskutierte über Politik. Nett gemacht, wie Prof. Jürgen Hillesheim Brecht am Ende mit Bier zuprostet. Bei der Römer-App kann man die antike bunte Gestaltung über die heutigen Überreste legen, etwa bei einem Kapitell. Ansonsten kann man sich mit Animationen umsehen.
Beide Augsburger Apps – Augusta Vindelicum und der Brechtweg – haben lange Laufwege
Wie reibungslos lässt sich die App nutzen? Beide Apps haben lange Laufstrecken, etwa zwischen Brechts Elternhaus Nr. 2 und Bert Brecht-Straße. Bei der Römer-App muss man die Stationen bis in Königsbrunn und Schwabmünchen einplanen. Hier ist oft nur die grobe Straße ersichtlich. An der Römermauer am Dom kann man sich z.B. anzeigen lassen, wie ein Kapitell mit Farbe bei den Römern aussah – aber entweder erkennt die App diesen Säulenabschluss nicht oder die Projektion ist verschoben. Auch in den Animationen funktioniert das „sich Umsehen“ mit dem Handy oft nicht gut, weil die App manchmal nicht reagiert.
Pros: Brechts Lieder, etwa interpretiert von Karla Andrä, lockern die Tour auf. Bei beiden kann man sich die Infos durchlesen oder vorlesen lassen. Die Römer-App wirkt lebendig, weil man mit „echten Römern“ chattet, und zeigt auch kritische Perspektiven. Quizze lockern sie auf. Ist der nächste Ort nicht mehr weit, ploppt bei beiden eine Nachricht auf.
Contras: Beide sind nicht hundertprozentig barrierefrei, wenn man strikt dem Navi folgt (bei der Brecht-App sollte man die Treppe beim Eisenberg nehmen, die Römer-App leitet bei der Schwedenstiege entweder die Treppen oder rechts im Waldstück den Berg hoch, wo kein Weg ist). Leider haben die Videos in der Brecht-App keine Untertitel. Die Römer-App hat auch Stationen wie den Archäologischen Garten, die nicht durchgängig zugänglich sind (er schließt um 17 Uhr).
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