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Sonntag, 07. September 2025

Zuhause bei Fürstens

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Mehr Zeit für seine Pfeifensammlung hat er definitiv – auch weil sich seine Gastgeberin Gloria von Thurn und Taxis (65) nur gelegentlich im fürstlichen Schloss Emmeram in Regensburg blicken lässt. „Wenn die Fürstin in Regensburg ist, nimmt sie täglich an der heiligen Messe teil, die ich meist in der Gruftkapelle feiere,“ so Prälat Wilhelm Imkamp (73). Der ehemalige Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, der aufgrund seiner Popularität Kult-Status erlangt hat, wähnt die exaltierte Aristokratin jedoch meist anderswo als im Stammsitz derer von Thurn und Taxis: „Sie verbringt viel Zeit bei Freunden im In- und Ausland. Aber egal, wo sie ist – ob auf einer Jacht im Mittelmeer oder sonst wo: Bei den sommerlichen Schlossfestspielen und am Weihnachtsmarkt feiere ich in der Regel mit ihr und der ganzen Familie!“

Imkamp bewohnt seit 2018 im Schloss zwei Klosterzellen, die zu einem üppigen Wohnbereich voller Erinnerungsstücke aus seiner ehemaligen Wirkungsstätte im Landkreis Günzburg umfunktioniert wurden. Seine unzähligen Bilder und Bücher, aber vor allem auch die Gegenwart der langjährigen Haushälterin Josefine, sowie von Mops Albizzi, lassen ihn kaum etwas vermissen. Das verriet er dem AUGSBURG JOURNAL beim „Schlossbesuch“, zu dem der bald 74-Jährige (am 27. September) geladen hatte. In seiner verschmitzten wie hintergründigen Art stand er bereitwillig Rede und Antwort zum Austausch über Gott und die Welt.

Augsburg Journal: Herr Prälat Imkamp, beim Abschied in Vesperbild vor sieben Jahren äußerten Sie die Hoffnung, im Ruhestand mehr Zeit für das Putzen Ihrer Pfeifen, wissenschaftliche Themen und Besuche in Rom zu haben. Sind Ihre Wünsche in Erfüllung gegangen?

Prälat Wilhelm Imkamp: Tatsächlich habe ich im Ruhestand mehr Zeit für das Putzen der Pfeifen und auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit verschiedenen Themen, sei es aus der Barockscholastik, sei es aber auch aus dem Gebiet des Modernismus und des Reformkatholizismus. Einige Male war ich in Rom, aber für längere Aufenthalte hat die Gesundheit nicht ganz gereicht und meine Bibliothek ist immer noch nicht vollständig geordnet.

AJ: Jetzt wählten Sie ja das Thurn- und Taxis-Schloss als Alterssitz. Schon in Vesperbild besuchten die Fürstin und ihre Kinder Ihre Gottesdienste. Wie kam es zu dieser Freundschaft mit dem Fürstenhaus?

Prälat: Die Fürstin hat mit ihren Kindern längere Zeit in Rom gewohnt und ihr römischer Freundes- und Bekanntenkreis hat sich zum großen Teil mit meinem dortigen Freundes- und Bekanntenkreis überschnitten, so dass sie dann irgendwann einmal in Maria Vesperbild auftauchte – zusammen mit der römischen Principessa Alessandra Borghese.

Priester-Amt kennt keinen Ruhestand

AJ: Wie sieht der Tagesablauf des Prälaten Imkamp in Regensburg aus?

Prälat: Das Schöne am Priestertum ist auch, dass es im eigentlichen Sinne keinen Ruhestand gibt. Denn die zentralen Funktionen des Priestertums, die Feier der Heiligen Messe, die Spendung der Sakramente und das Breviergebet gehen ja weiter. Als Priester ist man so gesehen gar nicht im Ruhestand. Im Zentrum meines Tagesablaufs steht das Breviergebet und die Feier der Heiligen Messe. Das Schloss St. Emmeram hat drei Kapellen, unter anderem auch eine wunderschöne Gruftkapelle mit einer Krypta und in dieser Kapelle zelebriere ich jeden Tag die Heilige Messe. Dazu kommen einige wenige Beichtkinder, zahlreiche Seelsorgsgespräche und die Mitsorge um die große Hofbibliothek des fürstlichen Hauses sowie die Mitherausgeberschaft an den Thurn- und Taxisstudien „Neue Folge“. Als Verwaltungsrat der Marie-Sophie-Christinen-Stiftung bin ich letztverantwortlich eingebunden auch in die entsprechenden Stipendienvergaben.

AJ: Als Apostolischer Protonotar bekleiden Sie nach wie vor in Rom wichtige Ämter. Welche konkret?

Prälat: Der Apostolische Protonotar ist der älteste und höchste Prälatentitel in der katholischen Kirche. Er geht zurück auf die Protonotare der Antike, deren Hauptaufgabe darin bestand, die Märtyrerlisten zu führen. In der Antike waren es sieben und auch heute sind es noch sieben aktive Protonotare, die alle päpstlichen Entscheidungen und Urkunden beglaubigen müssen. Darüber hinaus gab es dann die Praxis, Priestern auch außerhalb Roms diesen Titel zu verleihen. Das sind die sogenannten überzähligen Protonotare, zu denen ich gehöre. Sie haben etliche Privilegien, die aber an keine konkrete Tätigkeit gebunden sind. Auch bin ich ordentliches Mitglied der päpstlichen römischen Theologenakademie.

Schöne Erinnerungen an Diözese Augsburg

AJ: Papst Benedikt XVI. war schon einmal bei Ihnen in Maria Vesperbild, als er noch Kardinal in München war. Sie lernten Papst Franziskus kennen. Hatten Sie schon eine Begegnung mit dem neuen Heiligen Vater?

Prälat: Der Kardinal Josef Ratzinger war tatsächlich einmal an einem Ostermontag Anfang der 90er-Jahre in Maria Vesperbild. Damals war er aber schon Präfekt der Glaubenskongregation und besuchte mich, um einige Fragen im Kontext einer Visitation, die ich damals für den Augsburger Bischof durchführte, zu besprechen. Papst Franziskus habe ich einmal bei einem Essen in Santa Marta erlebt. Den neuen Papst Leo habe ich bisher weder als Kardinal noch als Papst erlebt. Übrigens trägt er als erster nordamerikanischer Papst den Namen Leo und ist damit Namensnachfolger des Papstes, der eine Irrlehre verurteilte, die als „Amerikanismus“ in die Kirchengeschichte einging.

AJ: Die Augsburger hätten Sie, das war damals ein offenes Geheimnis, gerne als Bischof gesehen. Als Wallfahrtsdirektor gingen Sie, sehr erfolgreich, neue Wege. Mit welchen Gefühlen denken Sie zurück an Ihre Zeit in der Diözese Augsburg?

Prälat: Tatsächlich habe ich in Maria Vesperbild in der Verkündigung neue Wege gesucht und vor allen Dingen auf die Zusammenarbeit mit dem Regionalmarketing Günzburg, aber auch Legoland gesetzt. An die Zeit in der Diözese Augsburg denke ich sehr gerne zurück, umso mehr als ich sehe, dass meine Nachfolger auf den von mir aufgezeigten Wegen munter weiter fortschreiten.

„Making of“ Pfeifentabak.

Prälat Imkamp empfing Vater und Tochter Schilffarth in der Klosterzelle zum Essen.

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