Wer hätte gedacht, dass ein in Deutschland weitestgehend unbekannter, ablösefreier Spieler die Offensive des FC Augsburg dermaßen beleben könnte und direkt zum Topscorer avancieren würde, der hebe jetzt die Hand. Alexis Claude-Maurice hat auf eindrucksvolle Weise genau das getan und mit seiner spielerischen Klasse dem FCA nicht nur einmal den Tag gerettet und ist deshalb unser Spieler der Saison.
Die große Frage beim FCA vor der Saison lautete: Wer ersetzt Ermedin Demirovic? 15 Tore und 9 Vorlagen lieferte dieser in der Spielzeit 23/24. Ein großes Erbe stand an. Zur Auswahl standen die Neuzugänge Samuel Essende und Steve Mounié sowie Phillip Tietz. Am Ende war es jedoch Alexis Claude-Maurice, der mit 9 Toren und 3 Vorlagen in 28 Partien die meisten Scorer sammelte.
Ihn hatte vor der Saison wirklich überhaupt niemand auf dem Zettel. Erst am letzten Tag des Transferfensters vermeldete der FC Augsburg die Verpflichtung von ACM. Bis er komplett belastbar und in Wettkampfform war, dauerte es zudem noch einige Wochen. Doch als er am 4. Oktober beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach eingewechselt wurde, sorgte er direkt für Aufsehen. Mit seinem satten Schuss von der Strafraumkante erzielte er das zwischenzeitliche 2:0 und gewann seiner Mannschaft damit das Spiel – eines von vielen. Es folgte ein Assist bei der 1:3 Niederlage in Freiburg. Im Spiel danach erledigte er Borussia Dortmund beim 2:1 Heimerfolg mit einem Doppelpack praktisch im Alleingang, auch beim 1:0-Sieg gegen Bochum hatte er mit einer Vorlage seine Füße im Spiel. Daran, dass der FCA eine durchwachsene und keine katastrophale Hinrunde spielte, hatte Claude-Maurice somit große Anteile.
Auch im neuen Jahr ließ Alexis Claude-Maurice nicht nach
Ebenfalls vielversprechend verlief der Start ins neue Jahr. Union Berlin streckte er mit einem weiteren Doppelpack nieder, gegen Gladbach erzielte er im Februar gar einen Hattrick und setzte somit einer Serie von drei Unentschieden am Stück mit seinen Offensivqualitäten ein freudiges Ende. Einziges Manko: Danach ging nicht mehr viel. Lediglich ein weiterer Assist kam in den letzten 11 Saisonspielen noch hinzu – beim 2:1-Sieg gegen Bochum. Eigentlich zu wenig für einen Spieler mit seiner Klasse. Nach schwierigen Jahren in Frankreich, dennoch ein klarer Leistungssprung in seiner Karriere, mit dem er sich für Höheres zu empfehlen wusste. Denn neben seiner technischen Klasse und seinem offensiven Output zeichnete sein Spiel auch der Einsatz im Spiel gegen den Ball aus. Eine Tugend, die gerade bei einem Verein wie dem FC Augsburg unerlässlich ist. Mit 1,74 Zweikämpfen pro Spiel und 0,66 abgefangenen Bällen zählt der 26-Jährige zu den oberen 20 Prozent auf seiner Position.
Während beim FCA in der Woche spannende Personalentscheidungen auf Trainer- und Sportdirektorenebene stattfinden, dürfte eine Entscheidung im Sommer doch noch für mindestens genau so viel Spannung sorgen: Nämlich die Frage, ob Alleinunterhalter Claude-Maurice auch in der kommenden Spielzeit wieder in Rot-Grün-Weiß aufläuft. Ein Verkauf würde sich finanziell sicher als Gewinn entpuppen, der sportliche Verlust wäre jedoch kaum zu kompensieren. Denn den Anspruch vom „sexy“ Fußball verkörperte in den letzten Jahren kein Spieler so sehr wie ACM.
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