Mit 21 Jahren könnte man Anton Kade noch als reines Talent einstufen. Beim FC Augsburg beweist der gelernte Außenbahnspieler derzeit, bereits Verantwortung übernehmen zu können – und das auf mehreren Positionen. Egal wo Sandro Wagner oder sein Nachfolger Manuel Baum ihn aufstellen, Kade liefert. Im Interview mit dem Augsburg Journal spricht er über seine Lieblingsposition, den Trainerwechsel und die turbulente Hinrunde.

Augsburg Journal: Herr Kade, Sie sind im Sommer neu nach Augsburg gekommen. Man hört, Sie sind Hundebesitzer und gerne im Siebentischwald unterwegs. Ist das mittlerweile Ihr „Place to be“, um den Kopf freizubekommen?

Kade: Ja, absolut. Der Siebentischwald ist immer noch der Ort, an dem ich am liebsten Gassi gehe, weil es sich einfach anbietet. Inzwischen lerne ich aber auch die Stadt immer besser kennen, war jetzt auch schon auf dem Weihnachtsmarkt. Das gefällt mir gut.

AJ: Sie sind gebürtiger Berliner und kamen über den FC Basel nach Augsburg. Hand aufs Herz: Wie gefällt es Ihnen hier im Vergleich? Augsburg ist ja doch eine Nummer kleiner als Berlin.

Kade: Basel ist gar nicht so viel größer als Augsburg, das kann man gut vergleichen. Berlin ist natürlich eine andere Welt. Aber ich mag es eigentlich sehr gerne, wenn man sich in einer Stadt nicht verläuft und schnell seine festen Plätze findet. Von der Größe her ist Augsburg für mich daher optimal.

Anton Kade: „Ein gutes Schnitzel im Wirtshaus ist hier mein Favorit.“

AJ: Und kulinarisch? In Basel gibt es Schokolade und Fondue, in Berlin Currywurst und Döner. Womit hat Sie Augsburg überzeugt?

Kade: Ich muss sagen, die bayerisch-schwäbische Küche ist allgemein genau mein Ding. Vor allem Schnitzel esse ich sehr gerne. Klar, den Döner gibt es hier auch, auch wenn es kein Berliner Döner ist (lacht). Aber wenn ich mich entscheiden müsste: Ein gutes Schnitzel im Wirtshaus ist hier mein Favorit.

AJ: Kommen wir zum Sportlichen. Die vergangenen Wochen waren turbulent, mit der Trennung von Sandro Wagner und dem Interimseinsatz von Manuel Baum. Kam dieser harte Schnitt für die Mannschaft überraschend?

Kade: Wir wussten natürlich, dass wir nicht erfolgreich genug gespielt haben, auch wenn wir unter Sandro Wagner gute Ansätze hatten. Dass es an dem Tag dann so kam, war schon überraschend und ich war auch traurig. Ich habe ihm noch geschrieben und mich bedankt. Ich bin ihm sehr dankbar, denn er war mit ein entscheidender Grund dafür, dass ich überhaupt zum FCA gewechselt bin. Aber jetzt haben wir jemanden an der Seite, mit dem wir für den Verein alles reinhauen.

AJ: Sandro Wagner galt als detailversessener Trainer, Manuel Baum hat sofort das Motto „Back to the Basics“ ausgerufen. Wie nehmen Sie diesen Unterschied im Training wahr?

Kade: Manuel Baum legt den Fokus darauf, die Grundlagen perfekt zu machen. Vielleicht haben wir vorher manchmal Schritte übersprungen, weil wir dachten, wir wären schon weiter. Das ist überhaupt kein Vorwurf an Sandro Wagner, er hat uns super gepusht. Aber jetzt geht es darum, die einfachen Dinge richtig gut umzusetzen.

AJ: Sie sagten, Wagner war ein Grund für Ihren Wechsel. Hatten Sie Sorge, dass Ihr Standing unter dem neuen Trainer leiden könnte?

Kade: Nein. Ich habe mich ja auch für den Verein entschieden, nicht nur für den Trainer. Ich will mich hier auch ohne Sandro Wagner weiter durchsetzen.

AJ: Die Hinrunde war bislang eine echte Achterbahnfahrt. Wenn Sie ein Zwischenfazit ziehen müssten – wie blicken Sie auf dieses erste Halbjahr zurück?

Kade: „Achterbahn“ trifft es gut. Wir haben teilweise richtig gute Spiele gemacht, hatten dann aber auch Pech oder haben die Punkte liegengelassen. Ich hoffe, dass wir das Jahr positiv beenden. Wenn wir die Einstellung aus dem Leverkusen-Spiel mitnehmen, können wir viel Positives daraus ziehen.

AJ: Gegen Leverkusen hat der Trainer Sie überraschend als Stürmer aufgestellt – und Sie haben prompt getroffen. Ist das Ihre neue Traumposition?

Kade: Dass ich das Tor gemacht habe, gefällt mir natürlich (lacht). Ich habe in der Jugend oft als Stürmer gespielt, im Profibereich war es jetzt das erste Mal. Ich bin froh, dass es geklappt hat. Grundsätzlich fühle ich mich auf dem Flügel sehr wohl, aber meine Stärke liegt da, wo ich tief laufen und meine Schnelligkeit ausspielen kann. Wenn das im Sturmzentrum so klappt wie gegen Leverkusen, spiele ich auch gerne da.

Anton Kade wird von Michael Ballack beraten

AJ: Was muss passieren, damit die Rückrunde für die Fans entspannter wird? Geht es nur um Punkte oder muss sich das Team spielerisch neu finden?

Kade: Die Energie und der Zusammenhalt in der Mannschaft sind gut. Wir müssen unsere Konter besser ausspielen und defensiv diese Leidenschaft zeigen, die wir zuletzt hatten – sich in jeden Ball reinzuwerfen. Am Ende zählen natürlich die Punkte. Wenn wir mal schlecht spielen, aber gewinnen, sind die Fans auch glücklich. Aber am schönsten ist natürlich: gut spielen und gewinnen.

AJ: Wenn Sie drei Jahre zurückblicken und dem jüngeren Anton Kade einen Tipp geben dürften, was würden Sie ihm raten?

Kade: Stress dich nicht. Es wird gut. Ich würde ihm raten, nicht so angespannt zu sein, sondern einfach an sich selbst zu glauben.

AJ: Sie werden von Michael Ballack beraten – für viele eine Legende. Ist er für Sie eher der geschäftliche Berater oder ein Mentor?

Kade: Er ist Mentor und guter Freund zugleich. Der Austausch ist eng. Das Tolle ist: Er hat im Fußball wirklich jede Situation schon einmal selbst erlebt. Egal was ich ihn frage, er hat eine Antwort. Er hat mir zum Beispiel, als ich in Basel war, einen Tipp gegeben, wie ich Dinge bei Trainern ansprechen kann, die ich mich als junger Spieler vielleicht nicht unbedingt trauen würde. Und auch privat hilft er mir sehr.

AJ: Weihnachten steht vor der Tür. Ihr Bruder Julius ist ebenfalls Profi. Ist Fußball bei den Kades unterm Baum ein Tabuthema?

Kade: Nein, gar nicht. Ich habe fast täglich Kontakt zu Julius. Er war länger am Knie verletzt, trainiert jetzt aber wieder, worüber ich sehr froh bin. Wir sehen uns an Weihnachten hoffentlich endlich wieder, und wenn wir dann über Fußball sprechen können, machen wir das auch gerne.

AJ: Zum Abschluss: In jeder Kabine gibt es immer Diskussionen um die Musik. Wenn Sie das Handy am AUX-Kabel hätten – was müssten sich die Teamkollegen anhören?

Kade: (lacht) Das hängt ja immer davon ab, wer gerade DJ ist. Meistens machen das bei uns Phillip Tietz oder Kristijan Jakic. Wenn ich dran wäre, gäbe es viel Deutschrap. Eher Berliner Rap. Ich weiß aber nicht, ob das jedem in der Kabine gefallen würde… Interview: Johannes Kaiser

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