„Es ist wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken“, weiß Dajana Eitberger. Die Rennrodlerin hat sich vor der Saison für den Wechsel vom Ein- in den Doppelsitzer entschieden und geht nun mit ihrer 20-jährigen Partnerin Saskia Schirmer auf Erfolgsjagd, denn ein ganz großes Ziel hat die 33-Jährige noch vor Augen: die Olympischen Spiele 2026 in Mailand.

Mit bis zu 140 km/h eine vereiste Bahn hinabzurasen, das ist eine Vorstellung, auf die nicht jeder mit totaler Begeisterung reagiert. Dennoch gibt es für Dajana Eitberger nichts Schöneres. „Es ist wie Cabrio fahren, nur ohne Karosserie. Für mich ist es ein toller Sport, um sich immer auf der Grenze zu bewegen, zwischen sich weiter zu fordern und immer schneller werden zu wollen.“ Bereits während ihrer Zeit in der Grundschule sammelte die Wahl-Augsburgerin erste Erfahrungen in der Eisbahn. Aufgewachsen in Ilmenau war die ansässige Rodelbahn nicht weit entfernt und die ersten Erfahrungen schnell gemacht. „Bei den ersten Wettkämpfen habe ich gemerkt, dass ich gar nicht so schlecht bin, deshalb bin ich über das Sportgymnasium in Oberhof und nach dem Abitur in die Sportfördergruppe der Bundeswehr praktisch den Idealweg gegangen“, erzählt die 33-Jährige im Gespräch mit dem AUGSBURG JOURNAL.

Dieser Weg führte sie im Einsitzer zu großen Erfolgen, zu denen auch eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang zählt. Letztes Jahr gewann sie zudem die Sprint-WM vor heimischer Kulisse in Oberhof. „Ich war 2022, als die Kanu-WM in Augsburg war, total fasziniert von der Kulisse. Ich wusste ganz genau, 2023 haben wir ebenfalls eine Heim-WM in Oberhof, das hat mir noch mal einen richtigen Motivationsschub gegeben und einen weiteren wertvollen Blick über den Tellerrand ermöglicht.“ Die Entscheidung vom Ein- in den Doppelsitzer zu wechseln, ging dennoch nicht von Eitberger selbst aus. „Mein Trainer hat den Gedanken in mir aufgebracht, am Anfang war ich da nicht direkt überzeugt, letztendlich haben aber die Vorteile überwogen.“ Vor allem der Teamgedanke spielte dabei eine Rolle: „Mich reizt es sehr, im Team anzugreifen“, erklärt Eitberger. Bisher ist ihnen das gut gelungen. Bereits beim ersten Weltcupstart in Lake Placid fuhr das neu formierte Duo aufs Podest.

Dajana Eitberger: Mir ist Gott sei Dank noch nie etwas Schlimmeres passiert

Dabei gab es auch Startschwierigkeiten: „Anfang dieser Saison sind wir elfmal schon gestürzt.“ Dass das bei Geschwindigkeiten von 140 km/h nicht immer glimpflich ausgehen muss, zeigt nicht zuletzt das Beispiel Nodar Kumaritaschwili. Der Georgier starb nach einem schweren Sturz beim Training während der Olympischen Winterspiele 2010. „Mir ist Gott sei Dank noch nie etwas Schlimmeres passiert. Das ist auch ein Zeichen der Erfahrung“, weiß Eitberger. Trotzdem ist es nach einem Sturz nicht immer einfach, weiterzufahren. „Das Wichtigste ist, dass man keine Angst oder Panik entwickelt.“ Mittlerweile kommt das Team jedoch immer besser mit dem Material zurecht. Siege sind damit jedoch nicht garantiert, auch nicht für das Team Deutschland im Allgemeinen.

Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren stärker geworden. „Wir merken es bei uns im Rodelsport, dass wir nicht mehr die super dominante Nation sind. Es wird einem nichts geschenkt, man muss immer sein letztes Hemd geben“, sagt Eitberger. Umso besser ist dann aber auch das Gefühl, wenn man ein Rennen gewinnen kann. „Ich fahre unfassbar gern Wettkämpfe, nicht nur wegen des Nervenkitzels. Wenn man sich selbst herausfordert und das Beste abliefern will, muss man einfach fighten. Wenn es funktioniert, steht man unten und freut sich, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Für mich gibt es nichts Schöneres.“

Nach ihrem Wechsel vom Einsitzer greift Dajana Eitberger diese Saison im Doppelsitzer an. Foto: Josef Plaickner

Mit 33 Jahren geht die Karriere von Dajana Eitberger so langsam auf die Zielgerade zu. „Irgendwann ist es gut, ich betreibe seit 23 Jahren Leistungssport, da merke ich öfter, dass ich mich frage, ob ich das noch machen möchte. Aber dann liege ich wieder auf dem Schlitten und denke mir, ja, das will ich. Trotzdem freue ich mich sehr auf das Leben nach dem Sport.“ Einen konkreten Zeitpunkt für ihr Karriereende gibt es auch schon. 2026 nach den Olympischen Spielen soll endgültig Schluss sein mit dem Profisport, ganz zur Freude ihres Lebensgefährten und ihres dreijährigen Sohnes. Der Abschied wird ihr trotzdem schwerfallen. „Es wird kein leichtes Unterfangen, aber danach freue ich mich, endlich Ruhe zu haben.“

Was die Thüringer Sportlerin des Jahres 2023 nach der Karriere plant, steht ebenfalls bereits fest. Neben einer Hochzeit – „das ist mit Sicherheit noch ein Thema“ – möchte sie sich im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements engagieren, um ihr Wissen über Ernährung und gesunde Lebensführung weiterzugeben. „Ich möchte anderen zeigen, wie man sein Leben gesünder gestalten kann.“
Mit dieser Vision bleibt Dajana Eitberger ihrer Linie fast im wörtlichen Sinne treu, immer über den Tellerrand hinauszublicken, aber auch sich selbst stetig weiterzuentwickeln. jk

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