Zwischenzeitlich schien es so, als wäre Finn Dahmen überhaupt nicht mehr zu überwinden. 683 Minuten blieb die Nummer 1 des FC Augsburg ohne Gegentor, bis am 29. März die Serie beim 1:1 gegen Hoffenheim ihr jähes Ende fand. Seitdem erinnert viel an den Anfang der Saison, als die Augsburger Defensive zur Schießbude der Liga mutierte. 14 Gegentore in den sieben Spielen seitdem sprechen eine deutliche Sprache – der negative Höhepunkt: das 0:4 in Stuttgart am vergangenen Sonntag.
„Wir haben uns das Spiel natürlich ganz anders vorgestellt“, gab Dahmen nach der dritten Niederlage in Serie im Saisonendspurt zu Protokoll. Nach einem frühen Gegentor durch Atakan Karazor in der 8. Minute und der darauffolgenden Roten Karte für Stürmer Samuel Essende (12. Minute) musste der FCA fast das komplette Spiel in Unterzahl absolvieren. Am Ende traf sogar noch ausgerechnet Ermedin Demirovic zum 4:0 Endstand ins Herz der Augsburger.
FCA liegt im tabellarischen Niemandsland
Trotz der vier Gegentore bewerteten die einschlägigen Statistikportale Dahmens Leistung noch als die beste der kompletten Mannschaft. Dank seiner sieben Paraden verhinderte der Schlussmann eine noch höhere Klatsche. Die Signalwirkung ist dennoch hoch, droht schließlich ein komplett verkorkster Saisonabschluss. Weder Europa noch die obere Tabellenhälfte ist für die Fuggerstädter noch zu erreichen. Das Ziel der Top Ten hingegen ist rechnerisch noch möglich. Zwei Punkte liegt der FCA aktuell hinter Borussia Mönchengladbach auf Platz 10. Die Fohlen spielen am letzten Spieltag vor heimischer Kulisse gegen den VfL Wolfsburg, während in der WWK Arena gleichzeitig Union Berlin gastiert. In beiden Spielen geht es sportlich eigentlich um nichts mehr, stehen die vier Clubs doch im tabellarischen Niemandsland.
Dennoch wäre ein positiver Saisonabschluss, gerade in Augsburg, wichtig. Das betonte auch Dahmen: „Es ist wichtig und das klare Ziel, nächste Woche die Saison mit einem Heimsieg gegen Union Berlin abzuschließen und wenigstens mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause zu gehen.“ Auch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw pflichtete ihm bei: „Jetzt gilt es das letzte Heimspiel für unsere Fans zu gewinnen.“ Andernfalls würden böse Erinnerungen wach. Bereits in der vergangenen Saison verlor der FCA nach gesichertem Klassenerhalt die letzten fünf Partien und verspielte eine noch weitaus realistischere Chance auf den Einzug zumindest in die Conference League. Es folgten Diskussionen über die Mentalität der Mannschaft, sowie den eingeschlagenen Weg mit Jess Thorup. Dabei ist das Problem nicht neu. Bereits in den sechs Jahren vor der Amtszeit des Dänen sprang der FCA in der Liga stets nur so hoch wie nötig, erreichte den Klassenerhalt aber meist deutlich später und knapper als in den letzten beiden Jahren.
Will man sich ähnliche Diskussionen in diesem Jahr ersparen, bräuchte es am Samstag wohl einen ungefährdeten Sieg gegen die Eisernen. Am besten mit weißer Weste für Finn Dahmen. Nicht für das Punktekonto, sondern für das eigene Selbstverständnis.
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