Die Saison 2025-26 ist für Joe Cramarossa die erste im Trikot der Augsburger Panther. Der kanadische Stürmer wechselte im Sommer von den Vienna Capitals aus der multinationalen ICE Hockey League in die Fuggerstadt und unterzeichnete bei den Panthern einen Vertrag für die aktuelle Spielzeit. Zu Beginn der Vorbereitung haben wir uns mit ihm zu einem Interview getroffen.
Augsburg Journal: Sie sind vor ein paar Tagen in Augsburg angekommen. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?
Joseph Cramarossa: Ich habe schon vor meiner Ankunft viele Informationen und Einblicke von anderen Spielern bekommen. Von Cody Kunyk, mit dem ich gemeinsam für die Löwen Frankfurt gespielt habe, und Thomas Schemitsch und Riley Damiani, die ich beide noch von früher kenne. Alles ist sehr gut organisiert, Markus Keller ist in seiner Rolle als Teammanager eine super Hilfe, alle Termine laufen reibungslos und die Arena sowie die Einrichtungen sind schön. Es war ein sehr guter Start für mich und alle Erwartungen wurden absolut erfüllt.
AJ: Und wie gefällt Ihnen die Stadt?
Cramarossa: Ich war mit den Mannschaftskollegen bereits viel unterwegs. Wir haben einige Restaurants ausprobiert und alle waren richtig gut. Die Stadt hat eine perfekte Größe – nicht zu groß und nicht zu klein. Das einzige Problem sind die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt. Das ist echt schwierig. Ich bin daher oft mit dem E-Scooter unterwegs. Vielleicht brauche ich bald ein Abo oder kaufe mir einen eigenen. In Nordamerika gibt es mehr Platz und überall genügend Parkplätze. Hier ist es anders, aber das bin ich schon von meinen vorherigen Stationen in Europa gewöhnt.
AJ: Wo haben Sie die Sommermonate verbracht?
Cramarossa: In Toronto. Nach jeder Saison suchen meine Frau und ich nur für den Sommer über eine möblierte Mietwohnung in Toronto. Dieses Jahr waren wir direkt im Stadtzentrum. Wir hatten eine schöne Wohnung mit viel Platz für uns und unsere kleine Tochter. Wir nehmen immer nur das Nötigste mit. Nur ein paar Koffer. Das macht das Kommen und Gehen einfacher. So machen wir das seit mittlerweile sechs Jahren. Irgendwann wollen wir uns in Toronto oder der näheren Umgebung dauerhaft niederlassen, aber solange ich Eishockey spiele, ist das die beste Lösung für uns.
Larry Mitchell in Toronto getroffen
AJ: Kommen Sie ursprünglich aus Toronto?
Cramarossa: Ja. Die Wohnung, die ich eben erwähnte, ist nur fünf Minuten von der Schule entfernt, die ich als Kind besucht habe. Meine Eltern und auch die Schwiegereltern wohnen in Toronto.
AJ: Arbeitet Ihre Frau auch hier in Augsburg?
Cramarossa: Ja, sie arbeitet remote als Anwältin für eine Kanzlei in Toronto. Ihre Arbeitszeiten sind nicht ideal, aber sie war bereit, dieses Opfer zu bringen und ich bin ihr sehr dankbar dafür.
AJ: Wann und wie kam der Kontakt mit den Panthern zustande?
Cramarossa: Letzten Sommer habe ich Larry Mitchell in Toronto getroffen. Er war ehrlich und meinte, er habe bereits einen genauen Plan für das Team und dass er sich nicht sicher sei, ob noch ein Platz für mich frei wäre. Es hat leider nicht geklappt, aber ich habe ihm Ende letzter Saison eine Nachricht geschickt: „Wenn du noch jemanden brauchst, denk an mich.“ Genau so kam es dann auch. Er erinnerte sich an mich und kontaktierte meinen Agenten. Ich hatte bereits andere Angebote vorliegen, die ich jedoch aus familiären Gründen abgelehnt habe. Vielleicht war es Schicksal. Wenn ich mir drei Wunschziele hätte aussuchen können, wäre Augsburg sicher dabei gewesen. Ich bin sehr froh, dass es geklappt hat.
AJ: Wie würden Sie rückblickend Ihre Zeit als Profi in Nordamerika beschreiben?
Cramarossa: Es gab viele Höhen und Tiefen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Nach meiner ersten Saison in der NHL mit knapp 60 Spielen wurde mir für die nächste Spielzeit nur ein AHL-Vertrag angeboten. Das hat mich damals überrascht und auch enttäuscht. Es war ein Rückschlag für mich. Ich habe dennoch nie aufgegeben und wollte es unbedingt zurück in die NHL schaffen. Es war ein langer und harter Weg, aber vier Jahre später spielte ich wieder einige Spiele für die Minnesota Wild. Das war für mich ein großer Erfolg und der Beweis, dass sich Durchhaltevermögen durchaus auszahlt.
Großartiger Lebensstil in Europa
AJ: Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Vorteile in Europa gegenüber Nordamerika?
Cramarossa: Weniger und kürzere Auswärtsfahrten, tolle Städte, neue Erfahrungen, unglaubliche Fans. Man hat längere Abstände zwischen den Spielen und daher mehr Zeit für die Regeneration und auch mehr Zeit für die Familie. Es ist ein großartiger Lebensstil.
AJ: Was war die bisher wichtigste Erfahrung Ihrer Karriere?
Cramarossa: Dass nicht immer alles fair ist und so läuft, wie man es sich erhofft oder erwartet. Viele Leute geben auf, sobald es schwierig wird. Wie vorhin erwähnt, gab es in meiner Laufbahn einige Höhe- und Tiefpunkte. Man muss immer weitermachen, an sich arbeiten und sein Bestes geben. Es ist alles eine Frage des Mindsets.
AJ: Wie wichtig ist das Thema Ernährung für Sie?
Cramarossa: Früher konnte ich jederzeit alles essen. Heute muss ich mehr darauf achten, beispielsweise am Abend nicht mehr zu spät zu essen. Ich habe das Gefühl, dass die Ernährung und Erholung heute deutlich mehr Einfluss auf meine Leistungen auf dem Eis haben als noch in jungen Jahren.
AJ: Die letzte Frage: Was sind Ihre Ziele für die neue Saison?
Cramarossa: In meiner Rolle zu überzeugen und dem Team dabei zu helfen, erfolgreicher zu sein als in den vergangenen Jahren. Nach den ersten Gesprächen mit Larry Mitchell und Bill Peters ist mir klar, was von mir erwartet wird. Ich bin ein physischer Spieler und vielseitig einsetzbar. Wenn wir gewinnen und ich meinen Beitrag dazu leisten kann, ist das für mich der größte Erfolg.
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