Eine Magnetschwebebahn für Augsburg? Immer wieder machen neuartige Transportsysteme Schlagzeilen, wenn es darum geht, den Personennahverkehr in und um Großstädte zu modernisieren. Selbstfahrende Busse ohne Chauffeur, Flugtaxis, Stadtseilbahnen… Stadtwerkechef Rainer Nauerz hatte kürzlich die Variante Magnetschwebebahn thematisiert. Und dem Vernehmen nach soll das Thema auch bereits zwischen den Stadtwerken und der Stadtspitze erörtert worden sein.

„Im ÖPNV tauschen wir uns intensiv mit Herstellern über die nächsten Innovationen im Verkehr aus. Neue Magnetschwebebahnen reduzieren Lärm und Verschleiß. Wir prüfen deren Entwicklung und andere aktuelle Lösungen wie Seilbahnen und Schnellbuslinien für Augsburg. Dies sind langfristige Visionen, die sich aus heutiger Sicht zunächst etwas surreal anfühlen…“ So der Stadtwerkechef im Interview mit dem Portal „lifeguide“. Nach Informationen unserer Zeitung könnte es konkret um die „Straßenbahnlinie“ 5 gehen, die künftig zwischen dem Hauptbahnhof und der Uniklinik verkehren soll. Derzeit liegt für diese Verbindung eine Planung für zwei konventionelle Straßenbahnschienenstränge weitestgehend auf der Trasse der Bürgermeister-Ackermannstraße auf dem Tisch. Das Projekt geriet zuletzt aber etwas auf ein Nebengleis.

Magnetschwebebahn? War da nicht jener Transrapid, der gemäß des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber „in nur zehn Minuten“ hätte vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen flitzen sollen? Im Grunde würde es sich um eine vergleichbare Technik handeln, die allerdings auf die Bedürfnisse des Nahverkehrs zugeschnitten würde.

Das TSB (Transport System Bögl) ist solch eine Magnetschwebebahn, die von der Firmengruppe Max Bögl seit dem Jahr 2010 entwickelt wird. Das System sei für den Nahverkehr konzipiert und transportiert nach Firmenangaben Personen und Güter auf seiner eigenen, unabhängigen und platzsparenden Infrastruktur. Das System wird in Sengenthal (bei Neumarkt/Oberpfalz) entwickelt, wo es auf einer 850 Meter messenden Teststrecke betrieben wird.

Naturgemäß betont die Herstellerfirma die Vorteile der neuen Technik: Ein großer Vorteil der Magnetschwebetechnologie ist neben dem nahezu geräuschlosen Vortrieb die witterungsunabhängige Zuverlässigkeit. Das TSB könne je nach Fahrzeugkonfiguration bis zu 35.000 Personen pro Stunde und Richtung ans Ziel bringen. Mit bis zu 150 km/h ist das TSB nahezu geräuschlos im Stadtgebiet und dessen Umland unterwegs.

Magnetschwebebahn statt in Nürnberg in Augsburg

Es kursieren Vermutungen, dass das Magnetschwebe-Thema deswegen bei Augsburg landen könnte, weil es in Nürnberg damit nicht recht vorangeht. Bereits seit Jahren wird in Nürnberg der Bau einer Magnetschwebebahn geplant und diskutiert. Es geht dabei um eine rund vier Kilometer lange Strecke im Süden der Stadt zum Messegelände und weiter zum dortigen Klinikum Süd. Laut einer Studie sei der Bau technisch und finanziell möglich. Doch den Nutzen erachten Nahverkehrs-Experten geringer als bei einer Straßenbahn, weswegen sie das Projekt mehrheitlich ablehnen.

Die Baukosten sieht die Nürnberger Studie mit jeweils rund 70 Millionen Euro ähnlich hoch. Das TSB brauche jedoch weniger Platz als eine Tram und könne über Straßenkreuzungen geführt werden, da seine Trasse auf Stelzen gebaut würde. Außerdem habe die Magnetschwebebahn laut der Studie geringere Betriebskosten als die Straßenbahn, auch, weil das TSB praktisch ohne Fahrpersonal unterwegs sei. Als Hauptproblem erachten Experten die Notwendigkeit für alle Fahrgäste, aus der „alten Straßenbahn“ aussteigen zu müssen, solche Umsteigezwänge führten laut Verkehrsexperten zu einem „reduzierten Fahrgastgewinn“. In Nürnberg hat das Thema auch eine kommunalpolitische Dimension. CSU-OB Marcus König und der aus Nürnberg stammende CSU-Ministerpräsident Markus Söder wollen die Schwebebahn. SPD und Grüne im Nürnberger Stadtrat zeigen sich indes eher skeptisch. Ob Augsburg von diesem Dissens profitieren kann?

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