Zu Stoßzeiten zwischen dem Staatstheater und Jakobertor: Viele Autos strömen aus oder in die Stadt. Viele PKW, LKW aber auch Busse fahren die Straße entlang. Es entsteht ein hoher Geräuschpegel, durch Hupen oder einfach durch die Motorengeräusche.

Seit Mitte September dieses Jahres sollte der Lärm eingedämmt sein, laut der Stadt Augsburg: Denn statt 50 km/h gilt auf der zentralen Augsburger Ost-West-Achse nun eine Tempo-30-Begrenzung. Die Begründung der Stadt für diese Maßnahme ist ganz klassisch: Lärmschutz. Zunächst ist von einem einjährigen Test die Rede.

Doch wie ist die Meinung von Bürgerinnen und Bürgern, die die Strecke Grottenau/Karlstraße/Leonhardsberg/Pilgerhausstraße/Jakoberstraße regelmäßig befahren? Wir haben nachgefragt.

Von unseren insgesamt 113 Teilnehmern fahren 79 die Strecke täglich oder mehrmals pro Woche. Das mit Abstand am meisten genutzte Fortbewegungsmittel ist das Auto. Nur 36 Teilnehmer befahren den Bereich mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder laufen zu Fuß.

Die Meinungen gehen auseinander

Die neue Regelung empfinden 61 Teilnehmer als nicht sinnvoll. Lärmschutz als Grund für diese Änderungen stimmen 59 Teilnehmer zu. Dennoch sehen viele Befragte auch andere Gründe, die eher negativ behaftet sind, wie „Ideologischer Wahn“ oder „Autofeindlichkeit.“ Trotzdem gibt es durchaus positivere Bemerkungen, die sich die Teilnehmer als zusätzliche Begründung vorstellen könnten: „SICHERHEIT für alle, Schutz für Fußgänger und Radfahrer, weniger Unfälle, weniger Raser, bessere Luft und mehr Lebensqualität für Bewohner“ oder „Sicherheit, Attraktivität Öffis und Radverkehr erhöhen“ sind nur zwei Beispiele von vielen aus Zuschriften.

Die generelle Verkehrssituation in Augsburg wird als schlecht angesehen. Wünsche und Vorschläge der befragten Leserinnen und Leser lauten hier unter anderem „Maßnahmen zur Förderung des Verkehrsflusses, z.B. intelligente Ampelschaltung, Verkehr nicht künstlich verlangsamen“ oder „Hauptverkehrswege mit Tempo 50“. Trotz vieler Aufrufe nach Autofreundlichkeit oder Tempo-50-Straßen haben die Augsburger und Augsburgerinnen generell gegenüber 30er-Zonen in der Stadt eine positive Einstellung. Nur rund 52 Teilnehmer empfinden Tempo 30 als negativ.

Jennifer Fleck, eine Facebook-Nutzerin, die unseren Aufruf zur Teilnahme an der Umfrage kommentiert hat, sieht Tempo 30 bereits vor der Neuregelung als Höchstgeschwindigkeit: „Wenn ich da mal lang muss, geht es auch ohne die Schilder meist nicht schneller als 30.“ Zustimmung zum neuen Tempolimit findet auch Mäggi Heinrich: „Gerade am Abend gab’s leider immer diese Rennen von sehr schweren, tiefer gelegten Autos, das ist Gott sei Dank definitiv vorbei. Und für die Anwohner eine Bereicherung, es ist ruhiger, es ist gelassener.“ Viele der Umfrageteilnehmer wünschen sich generell bessere und mehr grüne Wellen im Verkehr von Augsburg. Um den Verkehrsfluss anzupassen und Staus zu vermeiden, optimiert die Stadt die „Grüne Welle“. Dieser Ansatz stößt auf Anklang und 71 Teilnehmer finden diese Idee grundsätzlich gut. Doch laut Michael Eberle, der ebenfalls bei unserem Facebook-Account kommentiert hat, funktioniert die „Grüne Welle“ nicht einwandfrei: „Die rote Welle funktioniert und die Dauerbeschallung von Auto ebenso wie bei 50.“

An unserer Umfrage haben überwiegend männliche Teilnehmer mitgemacht, 39 von 113 Teilnehmern sind weiblich. 77 Prozent kommen aus Augsburg. Alterstechnisch befinden sich die meisten Teilnehmer zwischen 36 und 65 Jahren. Vereinzelt sind auch jüngere beziehungsweise ältere Befragte dabei.

Tempo 30 auch auf dem Klinkerberg?

Auch an anderer Stelle tut sich etwas in Richtung Tempo 30 statt Tempo 50: Die schwarz-grüne Stadtratsmehrheit fordert mehr Verkehrssicherheit am Klinkerberg. In den vergangenen Wochen hätten sich an der stark frequentierten Straße laut Mitteilung vermehrt Verkehrsunfälle ereignet, teilweise mit schweren Folgen. Die Häufung dieser Vorfälle zeige deutlich, dass die bisherige Verkehrsregelung den Anforderungen an die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nicht gerecht wird. Besonders die Kombination aus Ein- und Ausfahrten, Engstellen, Steigung und der aktuell zulässigen Geschwindigkeit erhöhe das Risiko von Kollisionen und gefährde sowohl Autofahrer als auch Radfahrer und Fußgänger.

„Vor diesem Hintergrund fordern wir die Stadtverwaltung auf, zu prüfen, ob entlang des gesamten Klinkerbergs ein Tempo-30-Bereich eingerichtet werden kann. Ziel ist es, durch die Reduzierung der Geschwindigkeit das Unfallrisiko zu verringern und den Schutz für alle Verkehrsteilnehmer deutlich zu erhöhen“, so Bürgermeister und CSU-Ehrenfraktionsvorsitzender Bernd Kränzle. Deniz Anan, mobilitätspolitischer Sprecher der Grünen Stadtratsfraktion dazu: „Der Klinkerberg darf kein Risiko mehr für Kinder und Anwohner*innen bleiben. Gerade in dicht bewohnten Innenstadtlagen müssen wir Sicherheit und Lärmschutz vor Schnelligkeit stellen.“

Im Zuge der Neuordnung der West-Ost-Trasse hat die Stadt auch weitere Tempo-30-Strecken ausgewiesen oder untersucht.
Reinöhlstraße und Zollernstraße (beide Oberhausen):

dauerhafte Tempo-30-Anordnung im Bereich sensibler Einrichtungen: umgesetzt.

Wellenburger Straße (Göggingen): dauerhafte Tempo-30-Anordnung im Bereich sensibler Einrichtungen und Harmonisierung mit angrenzender Tempo-30-Anordnung umgesetzt.

Von-Cobres-Straße (Göggingen) – dauerhafte Tempo-30-Anordnung aufgrund von Lärmschutz und Harmonisierung mit bestehender Tempo-30-Anordnung umgesetzt.

Ulmer Straße (Kriegshaber) – verkehrsrechtliche Abwägung noch nicht abgeschlossen: noch nicht umgesetzt.

Die Geschwindigkeitsreduzierung trägt zum Lärmschutz bei.

Die Stadt plant, die Gründe Welle entlang der Ost-West-Achse an die veränderte Höchstgeschwindigkeit anzupassen. Wie finden Sie diesen Ansatz?

Tempo 30 auf der Ost West Achse finde ich sinnvoll.

Welche Verkehrsmittel benutzen Sie hauptsächlich auf dieser Strecke?

Wie beurteilen Sie generell die Verkehrssituation in Augsburg?

Wie ist Ihre generelle Einstellung zu Tempo 30 Limit innerorts?

Wie oft fahren Sie auf der Ost West Achse?

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