Der 65. Geburtstag gilt wohl – trotz allen Wandels – als ein Meilenstein in unserem Lebenslauf, bedeutete er doch viele Jahre den Eintritt in den Ruhestand. Für Priester gilt das so nicht – und für Bischöfe noch weniger. Wir fragten unseren Diözesanbischof Bertram Meier anlässlich seines Geburtstags am 20. Juli, wie er diesen Tag begehen möchte.
AUGSBURG JOURNAL Reporter: Bischof Bertram, was wünschen Sie sich zum 65. Geburtstag?
Bischof Bertram Meier: Ich bin ein Mensch, der sich gerne von der Familie und von Freunden überraschen lässt, deshalb äußere ich in der Regel keine besonderen Wünsche. Allerdings erbitte ich mir, je älter ich werde, immer bewusster im Gebet eine stabile Gesundheit, um meinen Dienst für die Gläubigen im Bistum ausfüllen zu können. Andererseits sind Zuversicht und Gelassenheit Haltungen, um die ich mich mühe.
AJR: Gefragt nach Ihrem liebsten oder unvergesslichsten Geburtstagsgeschenk – was fällt Ihnen da spontan ein?
Meier: Materielle Dinge sind mir, der ich in jüngeren Jahren sehr oft umgezogen bin, nicht so im Gedächtnis geblieben. Doch seit ich als Schüler erfuhr, dass der 20. Juli 1944 ein zentrales Datum des Widerstandes gegen die NS-Diktatur war, erinnere ich mich mit Dankbarkeit an die Menschen, die ihr Leben in die Waagschale warfen, um den furchtbaren Verbrechen der Nationalsozialisten ein Ende zu bereiten. Ich habe mich daher schon früh mit Christen wie Alfred Delp, Pater Rupert Mayer und dem erst vor kurzem selig gesprochenen Max Josef Metzger beschäftigt. Im Rückblick muss ich sagen: Sie haben meine Sicht auf das Leben und die Verantwortung, die jedem Menschen zukommt, entscheidend geprägt.
Bischof Bertram Meier: Heilige Messe mit einem Ulrichsfenster neu ausgestatteten Kathedrale
AJR: Der 20. Juli 2025, ein Sonntag, wenige Tage vor den großen Ferien, allerorten viel Betriebsamkeit – können Sie (und wenn ja wie und mit wem) Ihren Geburtstag da überhaupt feiern?
Meier: Ja, tatsächlich: Weil es ein Sonntag ist, kann ich zusammen mit allen, die sich dem Dom und dem Bistum verbunden fühlen, eine Heilige Messe in unserer, jetzt auch mit einem Ulrichsfenster neu ausgestatteten Kathedrale feiern. Außerdem werden Schülerchor und –orchester des Gymnasiums Maria Stern unter der Leitung von Frau Christina Drexel dabei die Ulrichsmesse zu Gehör bringen, die vor einiger Zeit ihre Premiere in Rom hatte. Das freut mich sehr und ist wirklich ein besonders kostbares Geschenk!
AJR: Bischöfe bieten dem Papst in der Regel mit Erreichen des 75. Geburtstags ihren Amtsverzicht an. Dann „dürften“ Sie noch zehn Jahre bleiben. Möchten Sie das (mit dem Amtieren, Stand heute) gerne – oder könnten Sie sich einen früheren Amtsverzicht vorstellen?
Meier: Grundsätzlich habe ich von Anfang an meine Bereitschaft signalisiert, den Bischofsdienst ohne Einschränkung zu übernehmen, und ich hoffe, dass meine Gesundheit noch so lange mitmacht. Nach fünf Jahren im Amt merke ich schon, wie sehr es an den Kräften zehrt. Aber ich vertraue darauf, dass unser guter Gott mich stützt und hält. Darüber hinaus weiß ich auch, wie viel ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bischofshaus und im Ordinariat verdanke. Nicht zuletzt erfahre ich immer wieder das Getragensein im Gebet von vielen Gläubigen – auch das ist ein vollkommenes Geschenk!
AJR: Gut fünf Jahre ist es nun her, dass Sie am 6. Juni 2020 zum Bischof geweiht worden sind (die Ernennung in der Corona-Zeit war ja schon zuvor). Eine kleine Bilanz nach fünf Jahren: Ist Bischof zu sein so, wie Sie sich es sich anfangs vorgestellt hatten? Was ist anders, was sind unerwartete Schwierigkeiten der Position, was freut Sie besonders an diesem Amt?
Meier: Der Start war aufgrund der zahlreichen Lockdowns wirklich schwierig und auch dann hat es Jahre gedauert, bis es möglich war, frei und unter normalen Bedingungen die Gemeinden im Bistum zu besuchen. Organisatorisch ist es nicht immer leicht, alle Verpflichtungen, auch die auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz wie das Engagement für die Weltkirche sowie Ökumene und Interreligiösen Dialog, unter einen Hut zu bringen. Doch gleichzeitig erfahre ich auch Synergieeffekte und sehe es als Bereicherung an, dass ich den weltweiten Horizont immer wieder in unser Bistum hineinspiegeln kann. Dass wir als Kirche in der Vergangenheit viel Vertrauen verspielt haben, beschäftigt mich sehr. Denn ich selbst war und bin immer gerne ein Teil dieser weltumspannenden Gemeinschaft von Menschen, die sich dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn eng verbunden wissen. Daher ist es für mich ein großer Schmerz, wenn so viele der Kirche den Rücken kehren. Ich mache mir aber immer wieder bewusst, dass die Sorgen und Probleme nicht die Oberhand gewinnen dürfen; sind es doch nicht wir, die die Kirche und die Welt retten, sondern unser Erlöser ist und bleibt Jesus Christus. Ihm Raum zu geben oder ins Gespräch zu bringen, darin sehe ich meine Hauptaufgabe und das ist auch die Quelle meiner Freude!
Mehrfach begegneten sich Bischof Bertram und der kürzlich verstorbene Papst Franziskus in Rom. Foto: Romano Sciliani KNA
Einweihungen, Eröffnungsfeiern und dergleichen gehören zu den regelmäßigen Aufgaben eines Bischofs. Bertram Meier musste im Jahr 2024 aber auch anderes tun: In Füssen wurde die baufällige Kirche „Zu den acht Seligkeiten“ profaniert und anschließend abgerissen.
Foto: pba/Nicolas Schnall
Lesen Sie auch: Bischof Bertram: Kirche „dem Erdboden gleichgemacht“