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Dienstag, 02. Dezember 2025

Das war’s mit Wagner! 5 Gründe für die Entlassung

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Am Ende hat offenbar der Glaube gefehlt. Nicht nur bei den Verantwortlichen, sondern auch bei Sandro Wagner. Der mittlerweile ehemalige FCA-Trainer präsentierte sich bei der 0:3-Niederlage gegen Hoffenheim an seinem Geburtstag (29. November) zwar sichtlich getroffen und nahm erstmals auch seine Mannschaft in die Pflicht. Auf ein vorzeitiges Ende seiner Amtszeit deutete da noch nichts hin. Am Montagnachmittag folgte dann die überraschende Meldung über die Entlassung des Trainerneulings. Fünf Gründe, warum es nie zu den Wagner-Festspielen in Augsburg kam und sich die Wege vorzeitig trennten.

1. Zu viel Rampenlicht für Sandro Wagner

Sowohl der FC Augsburg als auch Sandro Wagner hatten gewusst, worauf sie sich einlassen. Dass alleine der Name Wagner Aufmerksamkeit mit sich bringt. Anfangs gefiel sich der FCA in der neuen Rolle, das graue Maus-Image schien erfolgreich abgelegt. Dazu folgten Positiv-Schlagzeilen nach den ersten Siegen im Pokal und zum Liga-Auftakt in Freiburg. Als Wagner nach der 2:3-Niederlage gegen den FC Bayern dann aber davon sprach, der FC Augsburg sei auf allen Positionen gleichwertig aufgestellt wie der Rekordmeister, ahnte man schnell, dieses Zitat würde ihm bei Misserfolg schnell auf die Füße fallen. Dieser kam schneller als erwartet. Mit Niederlagen gegen St. Pauli, Mainz und Heidenheim blamierte man sich bis auf die Knochen. Anstelle des FCA sprachen und schrieben einschlägige News-Portale und Zeitungen lieber vom Wagner-Club als vom FC Augsburg. Personenkult statt harmonischer Symbiose zwischen Trainer und Verein. Das Pendel schlug immer mehr in Richtung des ehemaligen Nationalstürmers, dem die übermäßige Aufmerksamkeit zusehends zu schaffen machte.

2. Spielweise

Der FC Augsburg leitete im Sommer eine komplette Neu-Ausrichtung ein. Nicht nur außerhalb des Platzes wollte man mehr Glamour versprühen, auch der Fußball auf dem Platz sollte begeistern, die Fans mitreißen. Unter Jess Thorup spielte man defensiv stabil, Schönheitspreise waren damit nicht zu gewinnen, dafür aber der frühzeitige Klassenerhalt und Planungssicherheit für die folgende Spielzeit. Wagner verschrieb sich einer aktiveren Spielweise, versuchte diese zu installieren. Bereits zum Ende der Vorbereitung bremste der neue Übungsleiter, sprach von einer Übergangssaison. Ihm dämmerte offenbar, dass die spielerische Transformation schwieriger werden würde als erwartet. In Phasen zeigten seine Spieler allerdings, wie der Wagner-Fußball hätte aussehen können. Ironischerweise in den ersten Minuten bei der 0:6-Klatsche gegen Leipzig sowie beim größtenteils überzeugenden 1:0-Erfolg gegen den Hamburger SV. Auch gegen den VfB Stuttgart verkaufte man sich ordentlich, der Trend zeigte in den letzten Wochen eher nach oben, bis zur Partie gegen Hoffenheim.

3. Gegentorflut

Mit der Verpflichtung von Sandro Wagner erhoffte man sich nicht nur Fortschritte bei der Arbeit mit dem Ball, sondern auch eine weiterhin stabile Defensive. Die Grundsteine dafür hatte Jess Thourp gelegt. Bei seiner Antritts-Pressekonferenz betonte Wagner, die bis dato erfolgreiche Spielweise nicht gänzlich über den Haufen werfen zu wollen, sondern sie Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Irgendwo in diesem Prozess muss jedoch ein Fehler passiert sein. Von Saisonbeginn an glich die FCA-Defensive mehr einem löchrigen Teppich als einer festgezurrten, eingespielten Einheit. Die Konsequenz: 27 Gegentore in 12 Spielen und damit die meisten der gesamten Bundesliga. Darunter litt auch der Punkteschnitt, der mit 0,93 aus 14 Partien, darunter zwei im DFB-Pokal mehr als nur enttäuschend ausfiel. Damit sortiert sich Wagner noch hinter Enrico Maaßen (0,95) als schwächster Trainer der FCA-Bundesligahistorie ein.

4. Mangelnde Überzeugung

Dass Wagner sich seinen Geburtstag anders vorgestellt hatte, ist klar. Anstatt ihn zu beschenken, beschenkten seine Spieler lieber die TSG Hoffenheim. Danach wollte Wagner nicht direkt zur Tagesordnung übergehen und setzte sich nach Augsburg Journal-Informationen mit den Verantwortlichen zusammen. Anstatt einer reinen sportlichen Analyse signalisierte der Coach, den Glauben verloren zu haben. Ihn plagten offenbar große Zweifel, noch der richtige Mann für den Job zu sein. Da konnten auch die Verantwortlichen, die Wagner in den vergangenen Wochen und Monaten stets den Rücken gestärkt hatten, nicht mehr wegsehen und entschieden sich dafür, die Reißleine zu ziehen. So folgte für alle FCA-Fans hinter dem ersten Adventskalendertürchen eine ganz besondere Überraschung. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Während sich manche freuten, dass das Experiment so schnell scheiterte, auch aufgrund der vorzeitigen Entlassung von Thorup im Sommer, hätten sich andere eine Fortführung der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Co-Trainer von Julian Nagelsmann gewünscht.

5. Wenig Erfahrung auf beiden Seiten

Keine Frage – es war ein mutiges Experiment, Sandro Wagner als Trainernovize zu verpflichten. Das letzte dieser Art mit einem ähnlich erfahrenen Trainer ging ebenfalls schief. Damals holte noch Stefan Reuter Enrico Maaßen von der zweiten Mannschaft des BVB in die Fuggerstadt. Der Schritt zum FCA kam in der Nachbetrachtung zu früh – genau wie für Wagner, der noch nicht einmal mit der Trainerausbildung fertig ist. Auf diese kann er sich nun in den kommenden Monaten in aller Ruhe konzentrieren. Doch nicht nur dem Trainer, auch dem Verein fehlte die Erfahrung, mit dem 37-Jährigen keinen gewöhnlichen Trainer, sondern einen Star an der Seitenlinie zu haben. Gemeinsam mit dem zusätzlichen Überfokus auf das Römer-Image, samt neuem Spielertunnel und Trikot inklusive Ausgrabungsvideo versuchte der Club etwas viel auf einmal. Insgesamt scheiterte nicht nur Wagner am FCA, sondern auch der FCA an Sandro Wagner.

Lesen Sie auch: Wagner-Beben in Augsburg – FCA und Trainer trennen sich

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