Noch ist es einige Monate hin bis zur Kommunalwahl im Frühjahr 2026 – doch die heiße Phase wirft ihre Schatten bereits voraus. Die politischen Lager bringen sich in Stellung, die Rhetorik wird schärfer – und die Bürger? Beobachten genau, wem sie vertrauen – und wem nicht. Unser aktuelles Politiker-Ranking zeigt: In den Top Ten des vergangenen Jahres verändert sich nur wenig, dennoch gibt es durchaus aussagekräftige Bewegung.
Eva Weber: Stabil in der Pole-Position
An der Spitze gibt es keine Überraschung: Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) bleibt mit Abstand die bekannteste und am häufigsten positiv bewertete Politikerin der Stadt. Mit 244 Nennungen, im Vergleich zu 185 im Jahr 2024, baut sie ihre Bekanntheit noch einmal deutlich aus und sichert sich in unserer Umfrage erneut Platz eins. 87 Mal wird sie positiv bewertet, aber auch die kritischen Stimmen (74 negativ) nehmen zu.
Claudia Roth, langjährige Bundestagsabgeordnete und Grünen-Urgestein, schiebt sich wieder auf Platz zwei – mit einem Gesamtwert von 110 Nennungen (44 im Jahr 2024). Auch wenn sie das Amt der „Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland“ verloren hat, die hohe Bekanntheit bleibt.
OB-Kandidatinnen und Kandidaten im Fokus
Zurück auf dem Siegerpodest ist Martina Wild. Die Bürgermeisterin und auch aktuelle OB-Kandidatin der Grünen rangiert auf Platz drei (75 Nennungen), allerdings mit einem auffallend hohen Anteil an neutralen und negativen Stimmen. Warum? Das ist reine Spekulation, da wir bewusst bei allen Nennungen nicht nach den Gründen gefragt haben. Dennoch hat sie in Sachen Bekanntheit einen deutlichen Vorsprung zu den weiteren Mitbewerbern. Florian Freund, der designierte OB-Kandidat der SPD und amtierender Fraktionschef, schafft es mit 20 Nennungen immerhin zum ersten Mal in die Top Ten. Mit neun positiven, neun neutralen und nur zwei negativen Bewertungen scheint er in der Gunst der Befragten einen soliden Startpunkt für den Wahlkampf zu haben. AfD-OB-Kandidat Raimond Scheirich wird hingegen 9 Mal genannt – und 9 Mal negativ bewertet.
CSU in Bewegung: Dietz und Ullrich auf Kurs
Leo Dietz, Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der Rathaus-CSU, rangiert mit 51 Nennungen auf Platz fünf. Volker Ullrich, Direktmandatsgewinner bei der Bundestagswahl, verpasste durch die Wahlrechtsreform den Wiedereinzug ins Parlament – bleibt aber eine feste Größe in der Augsburger Politik und erreicht Rang vier mit 73 Nennungen (50 im Jahr 2024). Übrigens, Alt-OB Kurt Gribl ist immer noch auf Platz 6 vertreten und wird immer noch enorm positiv bewertet. Bürgermeister Bernd Kränzle belegt den 8. Platz.
Stadtreferenten: Viel Verantwortung, wenig Bekanntheit
Sie verwalten Millionen-Etats, leiten zentrale Fachbereiche der Stadt – und bleiben doch für viele Bürgerinnen und Bürger weitgehend unsichtbar: Die insgesamt acht Stadtreferenten tauchen im vorderen Teil des Rankings nur vereinzelt auf. Eine Ausnahme ist Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), der es mit 26 Nennungen auf Platz 7 schafft. Auch, wie bereits erwähnt, Bürgermeisterin Martina Wild (Bildung/Platz 3) und Kulturreferent Jürgen Enninger (Platz 9) finden sich in den Top Ten – sie profitieren von öffentlicher Präsenz und teils polarisierenden Debatten. Die übrigen Amtsinhaber hingegen bleiben im Schatten, wahrscheinlich auch, weil sie bei Presseanfragen selten persönlich Stellung nehmen (nehmen dürfen?) – Stichwort: „die zitierfähige Quelle ist: Das Amt…“.
Die restlichen „Top Ten“: Männer!
4. Volker Ullrich CSU-Chef, 73 Stimmen, (25/21/27) *
5. Leo Dietz, CSU-Fraktionschef, 51 Stimmen (14/20/17) *
6. Kurt Gribl, Ex-OB 28 Stimmen, (18/6/4) *
7. Reiner Erben, Umweltreferent, 26 Stimmen, (9/5/12) *
8. Bernd Kränzle, Bürgermeister, 23 Stimmen, (8/13/2) *
9. Jürgen Enninger, KuSpo-Referent, 21 Stimmen, (10/10/1) *
10. Florian Freund, SPD-OB-Kandidat, 20 Stimmen, (9/9/2) *
*Bewertung: Die erste kräftig gedruckte Zahl zeigt auf, wie viele von rund 500 Befragten den Namen genannt haben. In Klammern folgen dann erst positive, dann neutrale und schließlich die eher negativen Bewertungen.
So lief die Umfrage ab
Wie bekannt und beliebt sind die Politikerinnen und Politiker aus Augsburg und Region? Das ermittelt das AUGSBURG JOURNAL alle Jahre seit der Jahrtausendwende – lediglich 2021 musste die Umfrage coronabedingt ausfallen. Jetzt wurden wieder rund 500 Personen gefragt, wer ihnen da so einfällt. Dabei gab es keinerlei Vorgaben. Wer einen Namen nannte, durfte dessen Leistung bzw. dessen Beliebtheit bewerten als eher gut, mittelmäßig oder schlecht. Jeder Befragte konnte bis zu fünf Personen nennen, was bei weitem nicht jedem gelungen ist. Im Gegenteil: 154 Personen nannten auch auf erneute Nachfrage hin niemanden. Das ist deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Damals wurde aber auch nicht erneut nachgehakt. Diese Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, aber dennoch aussagekräftig.
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