Der Jahrhundertsommer 2025: Schon im vergangenen Jahr gab es erste Prognosen über Hitzewellen, Dürre, Waldbrandgefahr… nicht in Arizona oder in Portugal, sondern bei uns in Deutschland, im Augsburger Land gar. Szenarien kursierten von anhaltenden Höchsttemperaturen jenseits der 30, möglicherweise gar der 35 Grad. Und jetzt? 15 Grad um die Mittagszeit, man sucht Ende Juli nach einer Strickjacke. Nix kurze Hose, nix Freibad, nix Eisgenuss im Straßencafe. Lieber Herr Hager, was ist passiert?

Klaus Hager, seit über 50 Jahren in der Meteorologie tätig, zeigt sich wenig verwundert. Die Berichterstattung über den Jahrhundertsommer basiere auf einem Wettermodell vor allem aus den USA, das sich, wie man jetzt erkennt, als die falsche Basis erwiesen habe. Hätte sich dieses Wettermodell durchgesetzt, hätte es zweifellos mehr Hitzetage geben können, als wir es derzeit erleben. Aber dazu sei das Wettergeschehen, gerade bezüglich Langzeitprognosen, zu komplex.

Hager zeigt Verständnis für diejenigen, die einen Jahrhundertsommer vorhergesagt haben: „Eine solche Vorhersage erzeugt doch in jedem Fall mehr Aufmerksamkeit in Fernsehen, Internet oder der Zeitung, als wenn man einen durchwachsenen Sommer vorausgesagt hätte, wie wir ihn jetzt erleben.“ Er mutmaßt zudem einen gewissen gesellschaftlichen Trend, den Menschen und sein Tun über Gebühr für das Wetter verantwortlich, ja schuldig, zu machen. Auch wenn Hager selbst der Überzeugung ist, dass ein behutsamerer Umgang mit der Natur unbedingt angezeigt sei, sei es weniger das (vom Menschen verursachte) Mehr an Kohlendioxid in unserer Atmosphäre, was sich auf das Wetter auswirke. Nach wie vor der bestimmende Faktor sei die Sonne.

Hager, gerade 84 Jahre alt geworden, hat früher als Meteorologe in Diensten der Bundeswehr beim Jagdbombergeschwader 32 auf dem Lechfeld gearbeitet. Dabei sei es vor allem darum gegangen, die Standortleitung in Sachen Wetter zu beraten. Bis heute beschäftigt sich Hager tagtäglich mit der Meteorologie, mit unserem Wetter. Warum aber treffen unsere heutigen Vorhersagen nicht genauer zu, wo wir doch viel bessere Computer, viel größere Datensammlungen, bessere Satelliten etc. etc. haben als früher? „Nach wie vor ist es die enorme Komplexität, die um das Wettergeschehen bestimmt“, erklärt Hager, weswegen vor allem langfristige Prognosen auch heute noch nicht genauer ausfielen.

Der Sommer war in vielen Teilen Bayerns zu trocken

Ob er denn nun noch kommt, der Supersommer, wenn auch mit etwas Verspätung? Da macht Hager nicht viel Hoffnung. Bis Mitte der kommenden Woche werde wohl das wechselhafte Wetter die Oberhand behalten, ein Wetter, das eher an den Frühling erinnert als an (Hoch)sommer. Aber, da ist sich der erfahrene Meteorologe fast sicher: Es werden im August durchaus noch schöne Tage kommen, wahrscheinlich auch noch Tage mit um die 30 Grad.

„Von den Niederschlägen der letzten Tage darf man sich nicht so leicht täuschen lassen“, sagt Professor Harald Kunstmann, Lehrstuhlinhaber Regionales Klima und Hydrologie, an der Uni Augsburg. „Jahrhundert-Sommer“ hin oder her, die Wetterdaten der vergangenen Wochen zeigten einen Sommer, der in vielen Teilen Bayerns zu trocken war. Bis zum 23. Juli sei in der Region ein „extremes Niederschlagsdefizit großflächig mit sehr niedrigen Flussständen, Grundwasser-Ständen“ zu beobachten gewesen.

Westeuropa und der Mittelmeerraum seien von sehr großen Hitzewellen heimgesucht worden, was zum Teil zu „Hitzestress“ geführt habe. Und was dazu geführt habe, dass im westlichen Mittelmeer mit bis zu 27 Grad die höchsten jemals gemessenen Wassertemperaturen auftraten.

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