Monatelang war es still um Stella Plazibat. Jetzt zog sie wegen ihrer Degradierung vors Arbeitsgericht – und bekam Recht.

Stella Plazibat (46), einst eine der bekanntesten Stimmen Bayerns, war über Monate verstummt. Die ehemalige Nachrichtensprecherin (RT1 und Antenne Bayern) hatte 2020 das Rundfunkmikrofon „an den Nagel gehängt“ und war als Pressesprecherin zur Stadt gewechselt. Zunächst arbeitete sie für Baureferent Gerd Merkle. 2023 machte Oberbürgermeisterin Eva Weber sie zu ihrer persönlichen Sprecherin. Doch dann wurde es von einem Tag auf den anderen plötzlich still um sie. Sie trat nicht mehr öffentlich auf, war weder bei Presseterminen noch auf Veranstaltungen zu finden, es wirkte, als wäre sie wie vom Erdboden verschluckt. Auch auf Anfragen nach ihrem Verbleib folgte nur ein geradezu erdrückendes Schweigen.

Für eine solch umtriebige Netzwerkerin eine höchst seltsame Entwicklung – Gerüchte machten die Runde. Was war passiert? Das erfuhren die wenigen anwesenden „Hörer“ erst jetzt, als Stella Plazibat das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit öffentlich das Wort ergriff, vor dem Augsburger Arbeitsgericht!

Stella Plazibat hatte die Stadt verklagt, nachdem ihr Arbeitgeber sie aus der Position der Pressesprecherin entfernt und nach Monaten erfolgloser Schlichtungsversuche auf einer, laut ihr, wenig einflussreichen Stelle im Bauamt „geparkt“ hatte. Die einstige Lokomotive der Öffentlichkeitsarbeit auf dem Abstellgleis? Dieses Abschieben in die Bedeutungslosigkeit wollte sie sich nicht gefallen lassen und zog nun erfolgreich vor Gericht.

„Ihre einzige Verfehlung: Sie ist leider mit einem politisch aktiven Menschen liiert“, so der Anwalt von Stella Plazibat

Aber zunächst zur Verhandlung selbst: Die Begründung der Stadt für diese Versetzung, man habe sie schützen wollen vor möglichen Interessenskonflikten. „Ihre einzige Verfehlung“, so betonte es Plazibats Anwalt Marcus R. Klopfer vor den Richtern, „sie ist leider mit einem politisch aktiven Menschen liiert“. Gemeint ist hiermit Raphael Brandmiller. Der Chef der Lehmbaugruppe und Vize-Präsident des FC Augsburg sitzt für Generation Aux in der Stadtrats-Opposition. Er und Stella Plazibat sind seit Jahren ein Paar, doch, so Plazibat: „Ich habe in einem demokratischen System anscheinend den falschen Lebenspartner.“

Ein Dorn im Auge der Oberbürgermeisterin, der offensichtlich so schmerzte, dass sie Plazibat das Vertrauen entzog. Tatsächlich gehört Brandmiller zu den größten und lautesten Kritikern der Stadtregierung und auch ihrer Chefin. Zum vollständigen Bruch kam es aber wohl erst, so wurde ebenfalls im Prozess berichtet, als Brandmiller den ehemaligen Büroleiter der Oberbürgermeisterin, Stefan Sieber, zu sich in die Lehmbaugruppe holte. Manch einer habe dies als politischen Schachzug gedeutet.

Kurz darauf wurde Plazibat ihres Amtes enthoben und erst einmal in den verordneten Urlaub geschickt, dann sollte sie Überstunden abbauen. Nach ihrer Rückkehr habe man ihr zudem den Zugang zu Informationen abgeschnitten, sie nicht mehr zu Presseempfängen eingeladen und auch an wichtigen Besprechungen nahm sie nicht mehr teil. Aktuell betreut sie im Bauamt unter anderem das Thema „Internationale Bauausstellung“, ein Projekt der nachhaltigen Stadtentwicklung, das, wie ihr Anwalt betonte, „unterbudgetiert und somit von geringer Bedeutung“ sei. Eine solche Degradierung sei zu Unrecht erfolgt, wie jetzt das Gericht entschied.

Nun ist die Stadt verpflichtet, Stella Plazibat ihren alten Job zurückzugeben oder zumindest eine Stelle zu schaffen, die ihrem Vertrag und ihrer Besoldungsstufe entspricht. Es bleibt also abzuwarten, ob sie bald wieder für die Stadt sprechen darf. mk

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