Schockanrufe, Phishing, Smishing, Quishing… Betrüger sind immer erfinderisch. Ihre neueste Masche sind die Fake-Nebenjobs. Immer mehr Menschen in Augsburg und Umgebung werden von solchen Angeboten in sozialen Medien angezogen. Laut Polizeipräsidium Schwaben Nord beläuft sich der Gesamtschaden der bislang bekannten Fälle inzwischen auf einen mittleren sechsstelligen Betrag.

Lisa A. (29) suchte schon lange nach einem Nebenjob. Neulich scrollte sie entspannt durch TikTok und stieß zufällig auf eine Anzeige, wo sie sich bei einem bekannten Online-Bekleidungsverkäufer per WhatsApp bewerben konnte. Das weckte ihr Interesse und sie erfuhr, dass ihre Aufgabe darin bestünde, Waren zu „kaufen“ und anschließend eine gute Bewertung zu schreiben, allerdings ohne die Produkte je zu erhalten. Nach der Bewertung versprach man ihr, den Kaufpreis plus eine Provision zurückzuerstatten. Um diese Waren „kaufen“ zu können, musste Lisa A. eine Ersteinzahlung leisten, die als Guthaben auf der Webseite für den ersten „Kauf“ notwendig war. Dieses Guthaben musste teilweise in Kryptowährungen eingezahlt werden. Eine gefälschte Kontoübersicht bestätigte aber jederzeit, dass Lisa A. vermeintlich „verdientes“ Guthaben hat. Um bei teils hochpreisigen Produkten höhere Provisionen zu erzielen, wurde die junge Frau aufgefordert, immer mehr Geld einzuzahlen.

Gefälschter Nebenjob: Vorsicht bei Voraus-Zahlungen

Ähnliches erlebte neulich auch Paul K. (42), der bei Instagram einen Nebenjob entdeckte und freute, dass er nur ein Hotelzimmer buchen und ohne dieses je aufzusuchen bewerten musste. Paul K. fand die Webseite deswegen vertrauenswürdig, weil ihr Erscheinungsbild und die URL bekannter Buchungsplattformen ähnelten. Tatsächlich handelte es sich aber um eine Fake-Seite, die mit der vorgetäuschten Seite nicht in Verbindung stand. Alles verlief nach selbem Prinzip, wie im Falle von Lisa A.: Auch Paul K. wurde immer aufgefordert, weitere Beiträge einzuzahlen, um höhere Provisionen zu erzielen. Als er schließlich sein angebliches „Guthaben“ auszahlen lassen wollte, wurden ihm technische Probleme vorgetäuscht. Kurz darauf brachen die „Arbeitgeber“ den Kontakt ab und die Fake-Website wurde abgeschaltet. „Beide Geschädigten hatten zunächst großes Vertrauen in die Webseiten, da die Namen glaubwürdiger und bekannter Unternehmen durch die Täter verwendet wurden“, betont Polizeikommissarin Johanna Kruger. „Die Geschädigten nahmen mehrere Einzahlungen vor und arbeiteten „Aufträge“ ab, sowie hielten regen Kontakt mit dem durch die Webseiten zur Verfügung gestellten Support. Einigen Opfern wurde sogar geraten, Kredite aufzunehmen. Erst als die Auszahlungsversuche mehrfach scheiterten, erkannten die Geschädigten den Betrug. Bei den bisherigen Geschädigten entstanden Schäden zwischen rund 15.000 Euro und rund 80.000 Euro. Ein Gesamtschaden kann bisher noch nicht beziffert werden, liegt aber bereits bei einem mittleren sechsstelligen Betrag.“

Die Polizei ermittelt wegen Betrugs und warnt daher ausdrücklich vor Nebenjob-Angeboten im Internet, vor allem wenn Vorauszahlungen, Einzahlungen in Kryptowährungen oder auf ausländische Konten verlangt werden. Vor Aufnahme eines Angebots empfiehlt sich eine sorgfältige Prüfung von URL und Impressum jeder unbekannten Webseite (z. B. https://www.beispielseite.de statt www.baispielseite.de). Auch Online-Erfahrungsberichte anderer Nutzer, auffindbar durch Suchanfragen wie „Beispielseite Erfahrungen“ oder „Beispielseite Betrug“, liefern hilfreiche Hinweise.

Bei Zweifeln und zum Schutz persönlicher Daten sowie finanzieller Mittel sollte zunächst die örtliche Polizeidienststelle informiert werden.

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